Welt der Fertigung
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Vor Anglerfischen sollte man sich fernhalten

Wenn Gerichte die Marktwirtschaft aushebeln

Die Fälle von VW und Ikea sind Beispiele dafür, dass selbst große Konzerne nicht davor gefeit sind, Opfer hinterlistiger Attacken zu werden. Die USA und Kanada zeigen, dass die Kasse unliebsamer Konkurrenz auf raffinierte Weise geplündert werden kann, ohne massiven Protest der Herkunftsländer auszulösen. Die Fälle sind Mahnung, dass sich wirtschaftliche Blauäugigkeit gegenüber bestimmten Ländern nicht auszahlt.

Anglerfisch

(Bild: Wikipedia)


18 Milliarden Euro beträgt aktuell der Betrag, den VW aufwenden muss, um den selbst verschuldeten Abgasskandal in den USA aufzuarbeiten. Eine Summe, die den Autoriesen durchaus in die Nähe der Pleite bringt, zumal dies noch nicht die Endsumme aller anhängigen Verfahren ist. Ikea hat es auf andere Weise erwischt: Der Konzern muss in den USA und Kanada 29 Millionen Malm-Kommoden beziehungsweise Malm-Regale zurückrufen, weil durch umstürzende Möbel mehrere Kleinkinder im Zeitraum von 2002 bis 2016 ums Leben gekommen sind.

Obwohl in der Aufbauanleitung vorgeschrieben war, diese Möbel an der Wand zu befestigen, hielten sich die Käufer nur selten daran. Spielende Kinder, die an den ausgezogenen Schubläden nach oben kletterten, brachten daher das Möbelstück zum Kippen und wurden von diesem verletzt oder erschlagen. Welchen Weg sollen Hersteller noch beschreiten, wenn die Nutzer ihrer Erzeugnisse sich nicht an Aufbauanleitungen halten?

Bezeichnend ist, dass Gerichte dieser Länder sich mit Feuereifer daranmachen, Firmen fremder Staaten massiv zu schaden. Haben die Gerichte auch berücksichtigt, dass VW-Motoren im Gegensatz zum Autopiloten von Tesla niemanden umgebracht haben? Haben sie registriert, dass GM mangelhafte Lenkradschlösser verbaute, die hunderten US-Bürgern das Leben kostete? Haben sie erkannt, dass in Europa keine Kinder von umkippenden Ikea-Möbeln erschlagen wurden?

Die einseitige Handlungsweise ist wohl so zu verstehen, dass angesichts der eigenen militärischen Stärke folgenlos die Diplomatie beiseitegeschoben werden kann, um auf elegante Weise ein wirtschaftlich erfolgreiches Unternehmen loszuwerden oder zumindest sich an dessen Einnahmen zu bereichern. Gerade die USA haben keine Skrupel ihre militärischen und wirtschaftlichen Interessen durchzusetzen. Es wurde tonnenweise Gift in Vietnam versprüht und uranhaltige Munition im ehemaligen Jugoslawien verschossen. Nun will sich das Land plötzlich für das Wohl der Menschen interessieren, obwohl nach wie vor US-Drohnen unter dem Deckmantel der Terrorbekämpfung töten?

Nicht zuletzt die aggressive Reaktion der USA gegenüber der EU im Fall von steuervermeidenden US-Unternehmen zeigt, dass es mitnichten um ehrliches Handeln geht, sondern skrupellos Wirtschaftskriege vom Zaun gebrochen werden, wenn Nicht-US-Unternehmen die eigene Wirtschaft bedrängen oder ein Aderlass wichtiger US-Unternehmen durch fremde Regierungen zu befürchten ist.

Das Beispiel der USA zeigt, dass es für den Rest der Welt extrem gefährlich ist, wenn es nur mehr eine einzige Supermacht gibt. Jedes Land dieses Planeten wird erpressbar. Jede Regierung kann folgenlos gestürzt und jedes Unternehmen in die Pleite getrieben werden. Ein Land ohne Konkurrenz wird zu einem Anglerfisch, der mit einem schönen „Köder“ kleinere Fische ins Verderben zieht.

Wie sich bewahrheitet, ist eine Demokratie daher durchaus nicht ungefährlich. Das „Gleichgewicht des Schreckens“ zwischen mindestens drei ähnlich starken Staaten ist daher eine zwingende Notwendigkeit für den Frieden in der Welt. Europas Regierungen sind deshalb gut beraten, endlich die Wirtschaftssanktionen gegenüber Russland zu beenden. Washington muss wieder lernen, dass man die Freundschaft der USA sehr schätzt, aber auch gute Beziehungen zu seinem mächtigen Nachbar Russland pflegen will.

Auf der ISS kann bestens beobachtet werden wozu Großmächte fähig sind, wenn sie miteinander statt gegeneinander arbeiten. Es ist höchste Zeit, dass unsere ganze Kraft in Technik, Wissen und ein gutes Miteinander fließt, damit sich die Menschheit nicht erneut einem Weltkrieg ausgesetzt sieht, der durchaus ihr Ende bedeuten könnte.

 

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