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›DAB+‹ darf nicht sterben

UKW-Nachfolger von Einstellung bedroht

Auch fünf Jahre nach Aufnahme des Sendebetriebs reicht die Abdeckung des Digitalradiostandards DAB+ immer noch nicht, um ein Abschaltdatum für den UKW-Rundfunk festzulegen. Schon wird darüber spekuliert, ob DAB gescheitert ist. Wer so denkt, hat diese Technik noch nie live erlebt.


Technik, die einen neuen Standard setzen soll, braucht entsprechendes Marketing, um die Vorteile in die Köpfe der Konsumenten zu transportieren. Es ist ein Irrtum anzunehmen, dass sich gute Produkte automatisch am Markt durchsetzen. Viele Beispiele, wie etwa das Video 2000-System von Grundig, zeugen davon, dass schlechtere Produkte sich durchsetzen, wenn das Marketing entsprechend aktiv ist.

Nicht anders ist es im Fall von DAB+. Wer hat schon von diesem Begriff gehört oder sich gar ein entsprechendes Gerät gekauft? Die Käuferzahlen sind angesichts der massiven Vorteile von DAB+ wahrlich nicht überzeugend. Schon wird darum gestritten, ob DAB+ ein Schlag ins Wasser ist. Dabei hat ein sehr großer Teil der Konsumenten das Kürzel noch gar nicht wahrgenommen, von der Kenntnis der Vorteile entsprechender Geräte ganz zu Schweigen. Sie fristen eher ein Nischendasein in den Elektronikmärkten und werden dort nur von Rundfunkfreaks wahrgenommen, die sich mit dem Thema befassen.

Hätte Apple seine innovativen Produkte so vermarktet, wäre die Marke heute wohl nicht dort, wo sie sich aktuell befindet. Die Rundfunkanstalten sowie die Hersteller von Rundfunkgeräten müssen sich schon selbst an die Nase fassen angesichts der wenig überzeugenden Verkaufs- und Abdeckungszahlen von DAB+. Warum bekommt der Konsument nicht erläutert, mit welchen Vorteilen das System aufwarten kann?

Alleine schon die Nennung der Klarnamen jedes abgespielten Titels ist ein gewaltiges Kaufargument, das wohl auch die Verkaufszahlen der CDs wieder heben könnte. Schließlich ist nicht jedem Konsumenten klar, wie der Titel seines Lieblingsliedes lautet und wer es spielt. Insbesondere für Schwerhörige ist diese Funktion eine echte Hilfe.

Dass der Klang so rein wie von der CD aus dem Lautsprecher kommt, ist ein weiterer Vorteil. Autofahrer, die täglich weite Strecken fahren, können zudem künftig die ständige Sendersuche beim Verlassen des Sendegebiets vergessen, da es immer mehr Sender gibt, deren Programm in ganz Deutschland per DAB+ zu empfangen ist.

Es wird noch nicht einmal groß verkündet, dass UKW ein Auslaufmodell ist. Kein Wunder, dass Käufer noch auf alte Technik setzen.

Manche Hersteller machen zudem den Fehler, einen kleinen PC in ihre Geräte einzubauen, der erst sekundenlang hochfahren muss, wenn das DAB-Radio eingeschaltet wird. Ein absolutes No-Go, denn der Konsument wünscht – gerade bei einem Radio – sofortige Betriebsbereitschaft nach dem Druck auf die Ein-Taste. Kein Wunder, dass derartige Modelle wie Blei in den Regalen liegen.

Es gibt also auf vielen Ebenen noch viel zu tun, damit DAB+ endlich in die Gänge kommt. Die verantwortlichen sollte sich was schämen, so eine tolle Technik so stiefmütterlich zu vermarkten. Hier fehlt Pioniergeist, Mut und Elan.

Ob es damit zu tun hat, dass in Deutschland bei den verbliebenen Radioherstellern keine Aufbruchstimmung mehr herrscht? Sicher, man muss stets wohlüberlegt in den Markt eindringen. Doch wer so zögerlich die Chancen dieser Technik vermarktet, der muss sich nicht wundern, wenn er keine Umsatzrakete zündet.

Zeit, dass wieder mehr Macher und weniger Bedenkenträger die Schicksale der Unternehmen bestimmen, damit in Deutschland wieder an alte Zeiten angeknüpft wird.

Wir können das!

Info:

DAB-Radios gibt es unter anderem von Technisat. Einen Artikel über dieses Unternehmen finden Sie hier.

 

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