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Großversuch mit Deutschland

Die Energiewende wird zur Zäsur

Deutschlands Regierung hat sich aufgemacht, mit der Energiewende eine Industrienation in die Zukunft zu führen. Ob dies gelingen kann, erläutert der Physiker Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke.

Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke, Physiker


Sehr geehrter Herr Professor Lüdecke, 4 000 namhafte Wissenschaftler, darunter 72 Nobelpreisträger haben mit dem sogenannten ›Heidelberger Appell‹ der Ansicht widersprochen, dass es eine vom Menschen gemachte Klimaerwärmung gibt. Eine Minderheitenmeinung?

Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke:
Nein. Wir zählen heute schon mehr als 1 300 begutachtete Klima-Fachpublikationen, die den Verlautbarungen des IPCC, den Medien und der deutschen Klimapolitik widersprechen. Das von Ihnen genannte Heidelberger Manifest ist kein Einzelfall. Es gibt die Leipziger Petition, die Oregon Petition, den US Senate Minority Report, den offenen Brief an den UN Generalsekretär Ki-Moon und weitere Petitionen. Zwei deutsche Befragungen von Klimaforschern, welche von Hans Mathias Kepplinger und Senja Post an der Uni Mainz sowie von Bray und von v. Storch am Helmholtz-Zentrum Geesthacht durchgeführt wurden, wiederlegen die Behauptung von einer Minderheitenmeinung. Sogar zwei Physik-Nobelpreisträger, Ivar Giaever und Robert Laughlin, bezeichnen die menschgemachte Erwärmung öffentlich als ein „Nonproblem“. In den deutschen Medien finden Sie von all diesen Gegenstimmen nichts.

Nun wird die Angst vor einer Klimaerwärmung zusammen mit den Unfällen in den Atomkraftwerken von Tschernobyl und Fukushima geschickt genutzt, um Kritikern gegen die Energiewende den Wind aus den Segeln zu nehmen. Hat sich die Atomlobby mit ihrer jahrelangen Werbung eines CO2-freien Betriebs hier selbst ein Bein gestellt?

Lüdecke:
Vielleicht schon. Die deutsche Kernkraft-Industrie war fachlich sehr tüchtig. Politisch verursachten ihr Untergang aber Unehrlichkeit, Ungeschicklichkeit und Arroganz.

Der Weltklimarat ›IPCC‹ hat zugegeben, dass die Klimasensitivität von CO2 unbekannt ist. Wie kann man dann behaupten, dass CO2 unser Klima verändert?

Lüdecke:
Für diese Behauptung gibt es tatsächlich keinen sachlichen Grund. Die Fachliteratur ist inzwischen eindeutig. Aus ihr lässt sich definitiv keine menschgemachte Klimakatastrophe mehr inszenieren. Letze Zuflucht der CO2-Alarmisten sind nur noch Klimamodelle. Diese freilich können weder die Klimavergangenheit noch die Gegenwart richtig wiedergeben. Nicht einmal den Eintrittszeitpunkt des nächsten El Nino können sie zuverlässig berechnen. Die globale Mitteltemperatur in 100 Jahren aber schon, was man nur noch mit Humor nehmen kann. Entsprechend humorig war auch die Aussage des bekannten deutschen Klimamodellierers Prof. Latif vom Jahre 2000 im Spiegel Online, es würde keine deutschen Winter mit Schnee mehr geben.

Durch teure CO2-Zertifikate, steigende Strompreise und einer ständig am Ausfall balancierenden Stromversorgung ist die wirtschaftliche und sichere Stahl- und Aluminiumproduktion in Deutschland gefährdet. Sind alternative Energien ein Sargnagel für unsere hochwertigen Arbeitsplätze?

Lüdecke:
Ja. Sie sind Sargnägel für die noch vorhandene moderne Industrienation Deutschland. Nach Kernkraftwerken stehen nun Kohle, der Verbrennungsmotor und sogar unser Fleischverzehr zur Disposition. Wovon soll Deutschland in Zukunft überhaupt noch leben? Gerade Autos mit Verbrennungsmotoren sind Deutschlands Stärke. Elektro-Autos kann jeder bauen.

Vielfach ist unbekannt, dass die Entscheidung zur Energiewende von ­einer Ethik-Kommission vorgeschlagen wurde, der ein Erz- und ein Landesbischof sowie der Vorsitzende des Zentralkomitees deutscher Katholiken angehörte. Ein Energieexperte war nicht darunter. Wie kann es sein, dass Kirchen in so wichtigen Sachfragen gehört werden, von denen sie nichts verstehen?

Lüdecke:
Da müssen Sie Frau Merkel fragen. Mir ist es ein Rätsel, warum die Deutschen eine Kanzlerin nicht schon längst ins politische Nirwana geschickt haben, die inzwischen eine Schadensliste von Euro- und Griechenlandrettung über gesetzeswidrige Öffnung unserer Grenzen für Migranten aus mittelalterlichen Gesellschaften, inklusive den dazugehörigen Terroristen, bis hin zum „Klimaschutz“ und „Energiewende“ aufgestellt hat. Der Normalbürger erkennt die zerstörerische Brisanz von Klimaschutz und Energiewende leider noch nicht.

Ist die Klimakampagne ein politischer Schachzug, um neue Steuern und Abgaben zu begründen?

Lüdecke:
Das ist sicher ein wichtiger Aspekt.

Aktuell wird von Versicherungen eine Zunahme von Stürmen, Tornados, Dürren und Überschwemmungen propagiert. Selbst der IPCC gibt zu, dass es für eine Zunahme dieser Wetterphänomene keine Hinweise gibt. Nutzen Versicherungen die Klimadebatte, um ungerechtfertigt mehr Umsatz zu generieren?

Lüdecke:
Nicht alle Versicherungen machen diese Desinformation mit, aber zumindest die große Rückversicherung Munich Re macht es und insbesondere spielt hier auch die Deutsche Bank mit.

Computermodelle sind die einzigen „Nachweise“ die begründen, warum wir unser Leben, insbesondere unsere CO2-Emissionen, massiv einzuschränken haben, um ein angeblich bedrohtes Klima zu retten. In der industriellen Simulation von Deformation-, Zerspanungs- oder Schweißprozessen funktioniert eine Simulation bestens, da die Formeln für die Simulation auf solider Physik fußen. Doch wie soll eine Simulation eines chaotischen Systems, wie es eben das Wetter ist, programmiert werden, um ein viele Jahre in der Zukunft liegendes Klima zu berechnen? Sind die entstandenen Simulationssysteme nicht eher wissenschaftliche Videospiele ohne Wert?

Lüdecke:
Das unabwendbare Problem von Klimamodellen und von Wettermodellen ist Chaos, wie Sie richtig anmerken. Beliebig geringe Veränderungen in den Eingangsdaten wachsen sich unvermeidbar zu beliebig großen Änderungen der Ergebnisse aus. Daher kann man mit Wettermodellen auch nur relativ kurz in die Zukunft hinein rechnen. Mit Klimamodellen kann man es gar nicht, weil hier die Antriebe noch größtenteils unbekannt sind. Trotzdem darf man das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Für Detailfragen der Klimaforschung können Klimamodelle schon eine wertvolle Hilfe sein. Man darf sie bloß nicht für Prognosen oder Projektionen der Klimazukunft missbrauchen.

Die Energiewendebefürworter wollen sämtliche Kern-, Gas- und Kohlekraftwerke stillegen, um endlich ihr CO2-Vermeidungsziel bei der Stromproduktion zu erreichen. Gesetzt den Fall, dass das Speicherproblem für den erzeugten Strom gelöst ist, wäre dieses Szenario überhaupt realistisch?

Lüdecke:
Definitiv Nein. Die Energiewende ohne Speicher ist technisch unmöglich und mit Speichern ist sie unbezahlbar. Außerdem zerstört sie unsere Natur. Windräder entstellen ganze Landschaften, schädigen Anrainer durch Infraschall, vernichten die Verkehrswerte ihrer Häuser und töten Flugtiere. Energiemais lässt jedes Tierleben auf den Anbauflächen ersterben. Die Hauptprobleme von Sonne und Wind sind ihre zu geringen Leistungsdichten und die Fluktuation des von ihnen erzeugten Stroms. Erlauben Sie dazu ­einen Vergleich: Der russische Eisbrecher ›Arktika‹ hat zwei Kernreaktoren, die für 55 000 kW Motorleistung sorgen. Wollte man dies mit Photovoltaik bewerkstelligen, wäre dazu eine Solarpanelenfläche von fünf Quadratkilometern erforderlich. Bei Wolken könnte der Eisbrecher dennoch nicht fahren. Die pro Quadratmeter Landschaftsfläche aus Windrädern herauszuholende mittlere Jahresleistung beträgt nur ein Zehntel der von Photovoltaik. Um hypothetisch allen Strom Deutschlands aus Windrädern zu erzeugen, müssten man schon ganz Bayern mit Windmühlen verspargeln. Mit Photovoltaik benötigte man dazu immerhin noch die Fläche des Saarlandes und mit Energiemais sogar mehr als die Fläche Deutschlands. Wind- und Sonnenstrom fluktuieren außerdem, sodass man auf fossile Ausgleichskraftwerke nicht verzichten kann. Die Energiewende ist nichts als zerstörerischer Unsinn ohne jedweden Vorteil. Kein Land macht uns die nach.

Mehr CO2 in der Luft lässt Wüsten ergrünen. Wird durch eine Verringerung dieses Gases der Hunger in der Welt vergrößert?

Lüdecke:
Weniger CO2 verringert auf jeden Fall den globalen Pflanzenwuchs und damit die Ernteerträge von Nahrungspflanzen.

Die Energiewendebefürworter möchten so schnell wie möglich dem Elektroauto zum Durchbruch verhelfen, damit eine Infrastruktur entstehen kann, die den überflüssigen Strom aufnimmt, wenn der Wind kräftig bläst und die Sonne hell scheint. Welcher Zeitraum könnte denn mit dieser Speicherreserve überbrückt werden, wenn es in Deutschland einen flächendeckenden Stromausfall gäbe?

Lüdecke:
Das werde ich manchmal nach Vorträgen gefragt. Man kann es leicht abschätzen. Wenn wir von einer Millionen randvoll aufgeladener E-Autos ausgehen und wenn wir annehmen, es sei ein Leichtes diese Autos ans elektrische Netz anzuschließen um einen Black Out zu überbrücken (ist es nicht) und wenn wir schließlich noch davon ausgehen, dass der Lithium-Ionen-Akku eines E-Autos 300 kg wiegt, dann kann man so grob eine Stunde bundesweiten Stromausfall überbrücken. Die Vorstellung, E-Autos als Netzpuffer zu nutzen, ist eine Schnapsidee.


Wer dem E-Auto zum Durchbruch verhelfen möchte, sollte eigentlich für preiswerten Strom sorgen. Doch durch die Energiewende, die mit dem planwirtschaftlichen EEG einhergeht, erreicht der Strompreis immer neue Höchststände. Ein grober politischer Fehler?

Lüdecke:
Einer von unzähligen weiteren.

Industrienationen benötigen billigen Strom für Ihre Industrie. In der Folge steigt der Wohlstand der Bürger. Besteht die Gefahr, dass wir künftig zwar „Flatterstrom“ haben, doch keine Industrie mehr, die für flächendeckenden Wohlstand sorgt?

Lüdecke:
So ist es! Die energieintensive Industrie verlässt bereits seit längerem unauffällig das Land, so wie es aus anderen Gründen auch die Gentechnik und weitere Zukunftstechnologien tun. Unser technisches Know How beim Bau von Kernkraftwerken ist bereits komplett entsorgt. Es ist nicht in wenigen Jahren so einfach wieder aufzubauen. Ich beantworte Ihre Frage daher mit der wohl leicht zu beantwortenden Gegenfrage, ob wir als Agrarstaat noch unseren Wohlstand erhalten können. Außerdem wundere ich mich, warum die Indu­striegewerkschaften nicht auf die Barrikaden steigen. Jeder, der nicht ganz auf den Kopf gefallen ist, sieht doch wohin die grüne Zerstörungsreise geht.

Dies würde bedeuten, dass sich auch die Demokratie und die soziale Marktwirtschaft aus Deutschland verabschieden. Mit dem Einbau von sogenannten Smart Grids beispielsweise wird nach kommunistischer Manier der Güterbedarf als marktwirtschaftliches Steuerinstrument abgeschafft. Strom wird künftig zugeteilt. Die Waschmaschine läuft erst dann an, wenn Strom vorhanden ist. Ein Gang ins industrielle Mittelalter?

Lüdecke:
Ja, ins Mittelalter oder genauer noch in die Planwirtschaft der ehemaligen DDR - mit den modernsten technischen Verfahren von Smart Grids natürlich. Windmühlen sind eine mittelalterliche Form der Energieerzeugung. Ihre Technik ist zwar heute hochmodern, das Verfahren bleibt dennoch Mittelalter. Bereits unsere Vorfahren gaben die Segelschifffahrt freudig zugunsten effizienterer Antriebe auf. Fortschritt heißt grundsätzlich, immer höhere Leistungsdichten zu nutzen. Rückschritt ist gleichbedeutend mit immer kleineren Leistungsdichten wie von Windrädern, Solarzellen und Energiepflanzen.

Der CO2-Zertifikatehandel ermöglicht eine Steuerung der industriellen Entwicklungsmöglichkeit von Ländern. Das Mittelalter als erpresster Status quo, um Konkurrenz zu verhindern?

Lüdecke:
Bis heute wurde ein Klimaeinfluss des mensch­gemachten CO2 noch in keiner begutachteten Fachpublikation nachgewiesen. Die Motive der Verantwortlichen, denen dies bekannt ist, sind daher nicht die Rettung der Welt vor dem Wärmetod.

Mit der Kernkraft ist eine Technik vorhanden, die weiterhin für billigen Strom, somit hohe Beschäftigung und Wohlstand für breite Bevölkerungsschichten sorgen könnte. Mit dem Thorium-Kugelhaufenreaktor stand ein in Deutschland entwickelter Reaktortyp zur Verfügung, der inhärent sicher ist. Dies bedeutet, dass dieser unter keinen Umständen, selbst bei mutwilliger Fehlbedienung oder versuchter Sabotage, gefährlich werden kann. Eine große Chance für Industrienationen?

Lüdecke:
Ja, eine vertane Chance. Ob es unbedingt der Thorium-Kugelhaufenraktor war, kann man erst sagen, wenn man die Ergebnisse seiner Weiterentwicklung kennt. Generell aber können Schnellspaltreaktoren so gut wie alles Uran oder Thorium verbrennen und produzieren somit praktisch keinen nuklearen Abfall mehr. Inhärent sicher können die meisten dieser Typen auch gebaut werden. ich nenne als Musterbeispiel nur den Flüssigsalzreaktor. Was kann man eigentlich noch mehr von ­einer naturschonenden und effizienten Stromerzeugungsmethode verlangen? China macht es uns vor. Die bauen Kernkraftwerke so viel sie können. In einigen Jahrzehnten werden wir sicher wieder Kernkraftwerke in Deutschland installieren, von China gekaufte dann allerdings.

Der ängstlich gemachte Bürger hat auch mit der Endlagerung von Atommüll Probleme. Was sagen Sie diesem in Bezug auf neue Reaktorkonzepte?

Lüdecke:
Das Atommüllproblem ist, wie schon gesagt, mit modernen Schnellspaltreaktoren erledigt. Aber auch mit den heutigen Typen ist das Abfallproblem lösbar. In anderen Ländern ist es längst gelöst, nur in Deutschland nicht, weil man es hier politisch nicht will. Die Medien berichten nicht darüber, was in dieser Angelegenheit andere Länder unternehmen.

Kann sich der Bürger auf die Berichterstattung der öffentlich rechtlichen Sender heute noch verlassen, wenn es um Aufklärung bezüglich des Klimas und der Kernkraft geht? Immerhin wurde der bekannte TV-Wissenschaftsmoderator Joachim Bublath nach einer klimakritischen Sendung über das anthropogene CO2 vom ZDF umgehend in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Weniger kritische Kollegen haben seine Position übernommen.

Lüdecke:
Nicht umsonst macht zur Zeit der Vorwurf „Lückenpresse“ die Runde. Über die Themen „Klimaschutz“ und „Energiewende“ wird, wenn überhaupt, im Fernsehen nur extrem einseitig berichtet. Kernenergie kommt bei deutschen Sendern gar nicht mehr vor, so als ob sie nicht existiert. Unabhängige Energiefachleute, die zu Klima- und Energiefragen Sinnvolleres beitragen könnten als die üblichen unerträglich geschwätzigen und sachunkundigen Grünen-Politikerinnen, habe ich in Wissenschaftssendungen, Interviews oder Talk-Shows noch nie gesehen.


Es ist auffallend, dass alle Hebel betätigt werden, um einen menschgemachten Klimawandel „zu beweisen“. Aus Ihrem Buch ›Energie und Klima‹ geht hervor, dass die Zahl der Messstationen zur Ermittlung der Temperatur von 6.000 auf 1.000 Stück reduziert wurde. Insbesondere diejenigen wurden eliminiert, die in kühleren Gegenden die Temperatur ermittelten. Ein Skandal?

Lüdecke:
Sicher haben dabei auch Kostengründe eine Rolle gespielt. Es ist aber schon befremdlich, wenn Afrika und Südamerika noch immer fast völlig frei von verlässlichen Temperatur- und Wettermessstationen sind.

Kritisch ist, dass Wissenschaftler vom Wohlwollen der Politik abhängig sind. Wie groß ist die Gefahr, dass durch diese Abhängigkeit Falschmeldungen veröffentlicht werden, die der jeweiligen Regierung nützen, obwohl sie wissenschaftlich unhaltbar sind?

Lüdecke:
Die Gefahr ist nicht nur groß, das passiert in Deutschland doch am laufenden Band. Postfaktisch nennt man dies momentan. Hierzulande kommen nur noch Wissenschaftsadvokaten zu Wort. Das sind Wissenschaftler, die ihre Unabhängigkeit zugunsten von Ideologie oder Gelderwerb aufgegeben haben. Beste Beispiele liefern Professoren des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung. Nur sie werden von den Medien als zuständig erklärt. Und diese Leute predigen dann die große Transformation, also de facto nichts anderes als kommunistische Planwirtschaft. Verspargeln auch noch des letzten Stückchens deutscher Naturflächen mit Windrädern gehört dazu.

Politische Fehlentwicklungen, wie der Atomausstieg oder das Klimaschutzprogramm, sind nicht zuletzt dem ›Fraktionszwang‹ geschuldet, mit dem Abgeordnete erpresst werden, die Parteilinie zu vertreten, wollen Sie nicht ihren Listenplatz riskieren. Sollten daher Abstimmungen stets anonym vorgenommen und die Beeinflussung von Abgeordneten streng bestraft werden, um die Bevölkerung vor der Willkür der Parteien zu schützen?

Lüdecke:
Anonyme Abstimmungen in Parlamenten, welche Volksvertreter vor der Rache ihrer Partei schützen könnten, wären schon ein Fortschritt. Die politische Katastrophe namens Angela Merkel gäbe es dann vielleicht nicht mehr.

Der niedersächsische Grünen-Fraktionschef Stephan Wenzel fordert allen Ernstes die Einrichtung von Klimaschutzgerichten zur Aburteilung von Klimasündern. Ein Hinweis darauf, dass insbesondere die Grünen Deutschland in eine Öko-Diktatur umwandeln möchten?

Lüdecke:
Solch ein Hinweis ist heute nicht mehr nötig, wir sind schon auf diesem Weg weit fortgeschritten. Glücklicherweise sind wir noch nicht so weit, wie es sich Herr Wenzel wünscht. Aber in Deutschland halte ich alles für möglich. Unsere braune Vergangenheit und die DDR lassen grüßen. Viele kluge Zeitgenossen sagen bereits, dass heute im Grunde nur die Farbe gewechselt hat. Jetzt sei der Faschismus eben grün statt braun.

Wie kann es sein, dass die deutsche Intelligenz sich angesichts der Gefahr nicht vehement zu Wort meldet?

Lüdecke:
Es ist fehlende Zivilcourage um den totalitären Ansätzen sofort und entschieden entgegen zu treten. Man hängt lieber sein Mäntelchen in den jeweiligen politischen Wind. Konsensstreben und nicht zuletzt die Gier nach Posten und Geld kommen hinzu. Mir ist unverständlich, wie sich der Chef von Daimler Benz, Dieter Zetsche, auf den Grünenparteitag begeben konnte, um sich dort vorführen zu lassen. Er hätte couragiert jedem den Fehdehandschuh hinwerfen müssen, der die Produktion von Benzinautos abschaffen will. Mehr Kotau als von Zetsche geht wirklich nicht. Ähnlich verhielt es sich mit dem BASF-Chef Jürgen Hambrecht in der Merkel‘schen Ethik-Kommission. Er hätte laut gegen die Abschaffung der deutschen Kernkraftwerke als einer sachlich idiotischen Entscheidung protestieren müssen.

Die Aktion kostet uns unzählige Milliarden Euro. Seine Entschlusslosigkeit war erschreckend und hat zudem nichts genützt. Die BASF steht auf der grünen Abschussliste, vielleicht wird es in einigen Jahren kein deutsches Unternehmen mehr sein. Die Verlagerung der BASF ins Ausland vollzieht sich langsam aber sicher. Die Gentechnik mit dem Versuchsgelände Limburger Hof in Ludwigshafen ist schon weg. Die Verantwortlichen in den Vorständen der deutschen Großindustrie, aber auch der industrielle Mittelstand, haben aus der deutschen Vergangenheit nichts gelernt. Mit Zerstörern unter dem Deckmantel grüner Ökologie ist nicht zu reden. In Wirklichkeit verfolgen diese Leute das Programm des Marxismus/Leninismus. Bloß die Methoden und Hebel sind heute andere.

Sich mit diesen Leuten arrangieren zu wollen ist der größtmögliche Fehler. Man kann sie nur konsequent bekämpfen. Dazu vermisse ich insbesondere ein breites Bündnis der gesamten Industrie mit zugehörigen Gewerkschaften und Angestelltenvertretungen. Nur dann ist der grüne Zerstörungswahn, der Industrie und deren Arbeitsplätze im Visier hat, noch zu stoppen. So ein Bündnis ist aber nicht in Sicht. Und das allerschlimmste ist, dass die CDU als ehemals konservative Volkspartei so weit in die links-grüne Richtung abgedriftet ist, dass im Vergleich dazu Sarah Wagenknecht bereits als Musterbeispiel für Wertekonservativismus gelten darf.

Die Medien stehen mehrheitlich auf Seiten der Ökozerstörung. Deutsche Bürger, denen heute ihre Naturumgebung mit Windrädern kaputt gemacht wird, sind Duckmäuser. Sie finden die Energiewende sogar gut und denken im Stillen „bloß nicht Windräder vor meiner Haustüre“, anstatt sich mit allen legalen Mitteln dagegen zu wehren. Sie meinen allem Ernstes mit Gesprächen Umweltverbrecher und Energiewendeprofiteure stoppen zu können. Das reicht schon lange nicht mehr.

Was ist nur mit unserem Land los? Ich habe früher oft meinen Vater gefragt, wie es zur Machtergreifung der Nationalsozialisten kommen konnte. Eine befriedigende Antwort erhielt ich nie. Heute sehe ich sie mit eigenen Augen.

Herr Prof. Lüdecke, vielen Dank für das Interview.

 

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