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Vom Maybach zum Zeppelin

Die Geschichte edlen Motorenbaus

Der Name ›Maybach‹ ist das Synonym für Automobile der absoluten Luxusklasse. Das war nicht immer so, denn das Unternehmen Maybach produzierte zunächst ausschließlich Motoren, die es an Unternehmen lieferte, die diese in Automobile oder Schiffe einbauten. Bestens studieren kann man die Geschichte der Maybachs im Museum für historische Maybach-Fahrzeuge, das im bayerischen Neumarkt beheimatet ist und zahlreiche Automobilschmankerl und Motoren bereithält, die von den Glanzzeiten eines großen Namens erzählen.


Großartige Leistungen werden selten von Einzelkämpfern erbracht. Sehr oft sind mindestens zwei Tüftler an wegweisenden Innovationen beteiligt, die den Menschen einen gewaltigen Technikschub bescheren. So auch im Fall von Wilhelm Maybach und Gottlieb Daimler, die schon sehr früh zusammengefunden haben. Im Jahre 1869 trat der 35-jährige Gottlieb Daimler in den Vorstand der Maschinenbau-Gesellschaft Karlsruhe ein und holte kurz darauf den 12 Jahre jüngeren Wilhelm Maybach ins Unternehmen, wo er die Stelle eines Konstrukteurs einnahm.

1872, nachdem Daimler als Vorstandsmitglied die technische Leitung der Gasmotorenfabrik Deutz übernommen hatte und Maybach dort Leiter der Konstruktion wurde, gelang es Ihnen, das Prinzip des Viertaktmotors weiter zu entwickeln. 1881 löste Daimler den Vertrag mit Deutz und zog 1882 nach Bad Cannstatt um, wohin Maybach folgte. Zusammen konnten sie 1883, für den reibungslosen Betrieb des ersten schnelllaufenden Motors ein gesteuertes Zündsystem entwickeln sowie den Brennraum und die Ventilsteuerung optimieren.

Im Frühjahr 1886 baute Daimler einen 1.1 PS starken Motor in eine Kutsche ein – fertig war der erste Kraftwagen. Im gleichen Jahr führte übrigens auch Karl Benz seine erste Fahrt mit dem Benz-Patent-Motorwagen durch. Daimler und Maybach waren jedoch schon weiter und statteten ein Boot mit einem Motor aus, das auf dem Neckar getestet wurde.

1889 stellte auf der Pariser Weltausstellung Daimler seinen Stahlradwagen vor, der bereits einen Zweizylinder-V-Motor hatte. Die beiden Entwickler hatten auch hier innovative Einfälle und statteten den Wagen mit einer stabilen Einheit aus Motor und Fahrgestell aus. Zudem ermöglichte ein Viergang-Zahnradgetriebe höhere Geschwindigkeiten.

1890 gründeten Wilhelm Maybach und Gottlieb Daimler gemeinsam die Daimler-Motoren-Gesellschaft und erschlossen sich zudem erste Auslandsmärkte. Allerdings erlebte Daimler durch seinen frühen Tod am 6. März 1900 nicht mehr die Fahrt des ersten Mercedes. Dieses Werk hat Wilhelm Maybach zu Ende geführt.

Karl Maybach, der Sohn von Wilhelm Maybach, stieg nach seinem Maschinenbau-Studium und ersten Anstellungen als Konstrukteur in verschiedenen Unternehmen im Jahre 1903 bei der Daimler-Motoren-Gesellschaft ein, wo er mit seinem Vater einen neuen Mercedes Sechszylinder-Rennwagen konstruierte. Bereits 1906 wechselte Karl Maybach jedoch bereits wieder den Arbeitgeber und entwickelte für Société d´Atelier de Construction des Conté la Valette einen 150 PS starken Sechszylindermotor für Automobile.

Ab in die Lüfte

1909 gründeten Wilhelm Maybach und Graf Zeppelin die Luftfahrzeug-Motorenbau GmbH. Diese Firma sollte Motoren für die Zeppelin-Luftschiffe bauen. Karl Maybach wechselte in dieses Unternehmen und übernimmt dort die technische Leitung. Unter seiner Regie wird unter anderem der Luftschiffmotor ›AZ‹ mit sechs Zylindern, 20 Liter Hubraum und 145 PS entwickelt. Dieser diente später als Antrieb für das Luftschiff ›LZ10‹.

Luftschiffmotoren sind fortan das Hauptbetätigungsfeld der Maybachs. Die Krönung bildete das 300 PS starke Triebwerk ›Mb IVa‹, das Karl Maybach im Jahre 1916, also mitten im Ersten Weltkrieg, entwickelte.

Nach dem verlorenen Krieg durfte Deutschland weder Fluggeräte noch Flugmotoren bauen. Die Luftfahrzeug-Motorenbau GmbH wurde bereits 1912 in Maybach Motorenbau GmbH umbenannt und 1919 mit dem Bau von Benzinmotoren für Automobile begonnen. Darüber hinaus wurden schnellaufende Dieselmotoren und Getriebe gebaut. Zunächst waren Maybach-Automotoren nur für den Einbau in Karosserien externer Hersteller gedacht. Das änderte sich jedoch rasch, da der Absatz nicht die gewünschte Höhe erreichte. Aus diesem Grund wurden bald eigene Karosserien entwickelt, in denen die Motoren eingebaut wurden. Gebaut wurden diese Karosserien allerdings nicht selbst, sondern unter anderem vom Unternehmen Spohn in Ravensburg.

Und hier beginnt die spannende Entdeckungsreise im Maybach-Museum Neumarkt. In den Museumshallen gibt es den Holzaufbau eines ›W3‹ von 1921 ebenso zu besichtigen, wie einen tadellos restaurierten ›W5‹ von 1926, von dem weltweit nur mehr drei Exemplare existieren. Sogar einen ›Maybach-Zeppelin von 1930 – ein zweitüriges Sportcabriolet – gibt es zu bestaunen. Das besondere an diesem Modell ist, dass es nach Venazuela verkauft wurde und bis 1939 jedes Jahr per Schiff nach Europa und wieder zurück fuhr.

Zahlreiche Exponate laden zum Verweilen ein. Es lohnt, sich die Zeit zu nehmen, die Geschichte jedes Fahrzeugs zu studieren, da hier deutlich wird, was bereits damals den gut betuchten Besitzern von Automobilen möglich war. So ist es beispielsweise erst weit nach dem Zweiten Weltkrieg üblich geworden, mit dem Auto zum Skilaufen zu fahren. Ein Vergnügen, das sich bereits in den 1930er Jahren mit dem ›W12‹ verwirklichen ließ.

Zahlreiche Modelle vom Typ ›SW38‹ zeugen von der Klasse maybachschen Automobilbaus. So gibt es beispielsweise ein Modell von 1936 zu besichtigen, das sich Generalfeldmarschall von Blomberg nach Berlin liefern ließ. Dieses Fahrzeug wurde später von der US-Militärregierung konfisziert, in die USA gebracht, wo es über Umwegen beim Film landete und in vielen Kriegsfilmen mitwirkte. Auch ein Maybach-Modell ›SW38/42‹ von 1939 wurde zum Filmstar. Dieser Wagen ist im Film ›Das Ass der Asse‹ mit Jean Paul Belmondo zu sehen und hat wohl schon Adolf Hitler zusammen mit seinem Duzfreund Hermann Esser durch Berlin transportiert.

Die Produktion von Maybach-Automobilen wird 1940 eingestellt. Es ist wohl nicht nur der begonnene Zweite Weltkrieg als Ursache zu sehen, sondern auch die Tatsache, dass Adolf, der Bruder von Karl Maybach, von den Nazis im Rahmen des Euthanasieprogramms ermordet wurde, da dieser an Katatonie, einer psychischen Störung, erkrankt war. Das Unternehmen Maybach konzentrierte sich fortan auf den Bau von Motoren und lieferte im Verlauf des Krieges etwa 140.000 Hochleistungsmotoren mit einem Leistungsspektrum zwischen 90 und 1.000 PS.

Für die Reichen und Schönen

Fahrzeuge von Maybach wurden vorzugsweise von gut verdienenden Persönlichkeiten gefahren, die den hohen Kaufpreis und den gewaltigen Benzindurst der Motoren finanzieren konnten. Daher finden sich Namen von Konzernlenkern, Filmstars oder Staatsministern in den Zulassungspapieren eines Maybachs. Über den Krieg wurden viele Wagen durch Verstecken und Einmauern gerettet. Selbst nach dem Krieg wurden viele Exemplare aus den verschiedensten Gründen nicht gefahren. Doch waren die robusten Motoren selbst nach jahrelanger Standzeit problemlos in der Lage, ihren Dienst nach kurzer Wartung wieder aufzunehmen.

Den Wert eines Maybachs erkannten viele Besitzer und scheuten keine Mühe, das Juwel in Schuss zu halten. So manche Besitzer waren sogar bereit, Umbaukosten zu tragen, die den damaligen Kaufpreis weit überstiegen. So gibt es beispielsweise einen ›SW38/42‹ zu sehen, der 1950 für 38.000 Mark generalüberholt und mit einem Cabriolet-Aufbau versehen wurde. Zum Vergleich: Ein Mercedes-Benz 300 SL-Flügeltürer kostete damals „nur“ 29.000 Mark.

Ein ganz besonderes Schmankerl gibt es in Neumarkt mit dem ›Maybach 62 S Landaulet‹ zu besichtigen, der 2007 von Mercedes Benz gebaut wurde. Dies ist ein Edelfahrzeug mit 612 PS, das zum Preis von 1.500.000 Euro zu haben war. Hier ist alles vereint, was es gegen Geld an Komfort für Automobile gibt. Feinstes Leder und Klavierlack schmeicheln Haut und Auge. Eine Flüssigkristallfolie macht auf Knopfdruck die Passagiere für den Fahrer unsichtbar. Eine Luftfederung lässt das Fahrzeug über den Asphalt schweben und DVD Player beziehungsweise CD-Wechsler sorgen für entspannten Genuss eines Glases Champagners.

Nach dem Zweiten Weltkrieg zieht Karl Maybach mit seiner Familie und etwa 70 Mitarbeitern nach Frankreich und konstruiert dort für die französische Armee einen 1000 PS starken Panzermotor. Das Unternehmen in Deutschland existiert weiter und produziert ebenfalls Panzermotoren sowie Schiffs- und Eisenbahndieselmotoren. 1951 kehrt Maybach nach Deutschland zurück und zieht sich 1952 mit 73 Jahren aus der Geschäftsführung seines Unternehmens zurück.

1960 übernahm Daimler-Benz die Maybach-Motorenbau GmbH, was natürlich die Markenrechte mit einschließt. 1969 wurde das Unternehmen dann in MTU Friedrichshafen umfirmiert. Damit ist das Unternehmen wieder an den Wurzeln angekommen. Denn der Bau von Motoren für Panzer, Schiffe und Lokomotiven war schon immer das Kerngeschäft von Maybach, das nun verstärkt betrieben wurde. Auch zu diesem Geschäftsbereich gibt es in Neumarkt zahlreiche Exponate zu besichtigen.

Darunter ist auch ein verrosteter Panzermotor vom Typ ›HL230‹ aus einem abgeschossenen Panzer, der nach fast 65 Jahren aus russischer Erde ausgegraben wurde. Maybach baute diesen 700 PS starken Motor für die Panzer ›Tiger‹ und ›Königstiger‹. Angesichts des enormen Gewichts dieser Panzer waren jedoch selbst diese Motoren zu schwach, weshalb die Panzer lediglich mit etwa 20 km/h durchs Gelände bewegt werden konnten.

Zur Abrundung eines gelungenen Museumsbesuchs bietet sich anschließend die Besichtigung der Express-Werke-Ausstellung an. Hier können verschiedenste Fahrräder und Mopeds der Vor- und Nachkriegszeit besichtigt werden. Auch hier sind teils völlig unbekannte Modelle zu entdecken, sodass der Besuch des Museums für historische Maybach-Fahrzeuge wärmstens empfohlen werden kann.

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Mehr Informationen:

Kontakt  Herstellerinfo 
Museum für historische Maybach-Fahrzeuge
Holzgartenstraße 8
92318 Neumarkt
Tel.: 09181/4877-100
Öffnungszeiten: 10:00 - 17:00 Uhr (Mo geschl.)
Eintrittspreise: Erwachsene: 8,50 Euro; Ermäßigt: 7,50 Euro
www. automuseum-maybach.de

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