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Die China-Falle

Gefährliche Geschäfte mit dem Drachen

Wer dachte, dass China einen akzeptablen Weg zwischen Kommunismus und Kapitalismus gefunden hat, der es auch Mittelständlern erlaubt, das gewaltige Potenzial des Riesenreichs für sich zu nutzen, wird mit dem Buch ›Die China-Falle‹ von Jürgen Betram wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

»Die Produkt- und Markenpiraterie ist ohne Zweifel eine der gravierendsten Formen der Wirtschaftskriminalität im 21. Jahrhundert« kommentiert ein Exponat-Begleittext im Solinger ›Museum Plagiarius‹ ein dort ausgestelltes Plagiat. Besucher können sich dort hautnah vor Augen führen, was mittlerweile alles aus Fälscherwerkstätten seinen Weg in die weite Welt antritt.

China ist ganz vorne zu finden, wenn es darum geht, wirkungslose Bremsscheiben, giftiges Spielzeug oder krebserregende Drehgriffe für Motorräder anzubieten. Damit der Verkauf problemlos funktioniert, wird dazu das Design von Markenherstellern schamlos nachgemacht.

Vielen positiven Medienberichten zufolge sollte das Problem eigentlich nicht mehr präsent sein. Wie Jürgen Bertram in seinem Buch jedoch klar beschreibt, ist das positive Bild von China nicht zuletzt der Diplomatie geschuldet. Man ist bemüht, die in China herrschenden KP nicht zu verärgern, um weiterhin „gute Geschäfte“ machen zu können.

Viele Unternehmen mussten mittlerweile jedoch feststellen, dass sich die anfangs vielversprechenden Perspektiven zu einem Desaster entwickelten und statt Gewinne massive Verluste bei einem China-Investment hinzunehmen waren. So sind beispielsweise Nachbauten eines Textilmaschinenproduzenten in Ländern wie Pakistan, Thailand oder der Türkei aufgetaucht, wo Klagen wegen der Verletzung geistigen Eigentums kaum Chancen haben.

Menschen zählen nichts

Auch die Fälschungen von Arzneimitteln ist in China ein extremes Problem, dem in der Volksrepublik jährlich 200.000 Menschen zum Opfer fallen. In diesem Riesenreich zählt eben nach wie vor das einzelne Individuum nichts, der Kader jedoch alles. Jürgen Bertram schildert, dass für Großprojekte mal eben ohne viel Federlesen Bauern umgesiedelt werden. Egal, ob Staudamm oder Büroturm, überall werden dann die dafür bereitgestellten Gelder veruntreut und die Projekte mit minderwertigem Material erstellt. Es sollte nicht verwundern, wenn bei einem Erdbeben einer oder mehrere der großen Staudämme in China dadurch zerstört werden.

Es wird immer wieder das rasche und unbürokratische Handeln chinesischer Behörden hervorgehoben, wenn es um Investitionsentscheidungen geht. Diese „Schnelligkeit“ ist jedoch nicht etwa einer besonders effizienten Verwaltung zu verdanken, sondern dem Absolutismus von Kadern geschuldet. So hat sich etwa der Pekinger Vizebürgermeister Liu Zhihua von den Bestechungsgeldern für Bauaufträge der Olympischen Sommerspiele 2008 einen 150 Räume-Palast geleistet.

Die Korruption ist in China ein gewaltiges Problem, das jedes Investment zu einem Risiko mit vielen Fragezeichen werden lässt. Gegenwärtig frisst diese Korruption etwa 17 Prozent des chinesischen Bruttosozialprodukts.

Das Problem wird von der KP jedoch nicht ernsthaft beseitigt, solange sie sich die Partei ihrer Macht sicher sein kann. Das führte dann dazu, dass sich eine krasse Hierarchie im Volk etablieren konnte. Ganz unten stehen die Bauern, die oft durch die Urbanisierung der Gesellschaft ihr Land und somit ihrer Existenzgrundlage verloren haben. Bis zu 200 Millionen Menschen werden in diesem System gezwungen, als Wanderarbeiter unter menschenunwürdigen Bedingungen ihr Leben zu fristen.

Wer sich als Unternehmer über den Diebstahl geistigen Eigentums echauffiert, sollte auch daran denken, dass er mit seinen Investitionen auch dieses ausbeuterische Umfeld unterstützt. China-Produkte sind nur deshalb so günstig, weil hier zwölf bis 14 Stunden an sieben Tage die Woche gearbeitet wird und Hungerlöhne gezahlt werden.

Konfuzius als Übel

Wer sich nun fragt, wie es sein kann, dass Chinesen mit dem eigenen Volk derart menschenunwürdig umgehen, findet auch dazu Antworten im Buch von Jürgen Betram, denn dort wird auf die „Lehren“ des Konfuzius eingegangen. Im Westen ist Konfuzius als edler Mensch bekannt, dessen Morallehre allen Menschen ein besseres Zusammenleben ermöglichen soll.

Die Wahrheit ist jedoch, dass die Lehre nicht nur menschliche Weisheiten kennt, sondern auch eine strikte Hierarchie fordert und das Streben nach Geld und Gut anmahnt. Es gibt auch kein Vertrösten auf ein fernes Himmelsreich, weshalb das hier und jetzt im Vordergrund steht. Es wird also einem Geldgott gehuldigt, was Schüler auf die Frage nach ihren beruflichen Zielen zu 41 Prozent mit „Millionär“ antworten lässt.

Die Lehre des Konfuzius regelt umfassend, wie man zu leben und sich zu geben hat. Das geht sogar so weit, dass Gefühlsregungen, wie Freude oder Trauer möglichst zu unterdrücken sind. Kein Wunder, dass Chinesen bei Verhandlungen maskenhaft wirken. Konfuzius fordert höchste Loyalität gegenüber dem Herrscher. »Mach Geld und halte den Mund« ist daher die Maxime vieler Chinesen. Kein Wunder, dass der Diebstahl geistigen Eigentums oder die Ausbeutung von Menschen zum selbstverständlichen Handlungsmuster der chinesischen Emporkömmlinge gehören.

Auch der deutsche Konsument sollte in sich gehen und sich fragen, ob er mit seinem Kaufverhalten nicht solche unmenschlichen Systeme am Leben hält. Gleichgültigkeit und die Jagd nach Schnäppchen, aber auch die Unkenntnis über die Lage machen es leider möglich, dass das Regime, welches die Nation China als Geisel hält, nicht auf den Weg der Reinigung gezwungen wird.

Diese Reinigung ist überfällig, um zu verhindern, dass ein monströser Unrechtsstaat dereinst die Welt beherrscht, wie es jetzt schon mit dem eigenen Volk geschieht. Wer weiß schon, dass es in China nur wenige Richter mit juristischer Ausbildung gibt? Die überwiegende Zahl sind ehemalige Militärs und Parteifunktionäre. Soll so ein Land demnächst die Geschicke der Welt bestimmen?

Fazit:

Wer als Unternehmer verhindern möchte, dass er als westlicher Investor im Frack kommt und in Unterhosen geht, sollte sich vor einem Engagement in China genau im Klaren sein, auf was er sich einlässt. Der erste Schritt sollte daher in die Buchhandlung führen, denn wer das Buch ›Die China-Falle‹ gelesen hat, wird dann wahrscheinlich feststellen, dass immer noch der sich am besten nährt, der nicht in die Ferne schweift.

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Titel: Die China-Falle
Autor: Jürgen Bertram
Verlag: Fischer Taschenbuch Verlag
ISBN: 978-3-596-18314-2
Jahr: 2009
Preis: 4,90 Euro
www.fischerverlage.de
 

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