Welt der Fertigung
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Moralapostel mit dem schwarzen Stift gehen um

Kampf gegen die Buchinhaltsverfälscher

Bücher sind ein empfindliches Gut. Ihr Inhalt lässt sich problemlos dem Zeitgeist anpassen, wenn kein Widerstand dies verhindert. Schon viel zu oft wurde Hand an Büchern gelegt. Die Folge ist eine falsche Geschichtsschreibung ebenso, wie ein Verlust technischen Wissens. In der Folge erstarken Religionen, weil in deren Büchern angeblich nur die reine Wahrheit steht. Der „Korrektur“ von Büchern folgt die „Korrektur“ des Denkens. Zeit, sich dem wiederbeginnenden Wahnsinn entgegenzustellen.

Bücher sind die Quelle der Demokratie

Wer den Inhalt bestimmter Bücher bekämpft, der outet sich als Gegner unserer Demokratie. Eine wehrhafte Demokratie darf niemals Änderungen an Büchern aus "politcal correctness" zulassen, sondern muss solche Bestrebungen entschlossen bekämpfen.


Radiergummi, schwarze Farbe und Moralkeule sind wieder gefragte Instrumente in Deutschland. Der Zählreim ›Die zehn kleinen Negerlein‹ haben den Zorn selbsternannter Sittenwächter erregt und den das Buch herausgebenden Verlag derart unter Druck gesetzt, dass dieser nun das Wort ›Negerlein‹ in der Neuausgabe nicht mehr abdruckt. Es ist völlig gleichgültig, was man vom Inhalt dieses Werks hält, niemand hat das Recht, sich als moralische Instanz über den Inhalt von Büchern zu äußern und Abänderungen zu verlangen. Dieses Recht hat ausschließlich der Autor beziehungsweise die Autorin. Wenn diese nicht mehr leben, hat jede Änderung an den Werken zu unterbleiben.

Wie groß wäre der Aufschrei, wenn die Sittenwächter verlangen würden, Bilder von Rubens zu überpinseln, da diese in deren Augen bestimmte Moralgrenzen überschreiten? Bei Büchern wird dies jedoch hingenommen? Wehret den Anfängen kann man da nur rufen. Der Schritt zur Bücherverbrennung ist nicht weit. Diesen Wahnsinn hatten wir in Deutschland schon einmal. Am Ende waren es Menschen, die verbrannt wurden.

Wer den Inhalt von Büchern ändern will, ist entweder ein Wissenschaftler, der nachweisen konnte, dass in diesen Unsinn steht oder er ist ein Gegner der Demokratie und der Aufklärung. Erstere werden auch heute noch mit dem Tode bedroht, wenn Sie bahnbrechende Entdeckungen zum Wohle der Menschheit machen, ihre zu Papier gebrachten Erkenntnisse jedoch eine Kirche oder einen Konzern bedrohen.

Änderungswünsche bezüglich bestimmter Bücher kommen in der Regel von Menschen und Gruppierungen, denen es nur darum geht, ihre Moralvorstellungen durchzusetzen und ihre Macht zu demonstrieren. Wurde je schon einmal in Erwägung gezogen, die Bibel, die Tora oder den Koran zu ändern? Hier wäre es mehr als angebracht, sind diese Bücher doch ein starkes Werkzeug, um Menschen zu beherrschen und gegeneinander aufzuwiegeln. Selbst scheinbar intelligente Menschen erliegen ihrer Macht und machen schlimme Dinge, die sie als unbeeinflusster Mensch nie machen würden.

Wer nicht will, dass sich unglaubliche Verbrechen, die zu allen Zeiten in unterschiedlichen Ländern geschahen und geschehen auch in Deutschland wiederholen, der muss jedem Bestreben, Bücher dem Zeitgeist anzupassen, eine krachende Abfuhr erteilen. Niemand soll denken, dass es nur ein unbedeutendes Buch ist, das „korrigiert“ wird. Jedes Unrecht fängt „unbedeutend“ an.

Spielzeug bleibt Spielzeug

Wer in Spielzeug Ähnlichkeiten mit einer ihm nahestehenden Religion zu erkennen glaubt, sollte sich selbst fragen, warum er etwas sieht, was nur er und seinesgleichen sehen. Das Phänomen ist auch aus psychologischer Sicht interessant, weshalb die Nachkommen von Sigmund Freud aufgerufen sind, die Gründe aufzudecken.


Waren etwa die Niederschriften der südamerikanischen Ureinwohner unbedeutend, um sie dem Feuer zu übergeben? Was für eine wichtige Quelle des Wissens wurde aus Verblendung zerstört! Diese schlauen Völker konnten Tonnenschwere Steine in geschwungener Form passgenau bearbeiten und den Lauf der Gestirne berechnen. Welches Wissen durch die Vernichtung schriftlicher Hinterlassenschaften immer wieder zerstört wird, zeigt auch der analoge Sternenrechner der am Grund des Mittelmeers in der Nähe der griechischen Insel Antikythera gefunden wurde. Erst viel später wurde der kunstvolle Umgang mit Zahnrädern wiederentdeckt.

Welchen Stand hätten wir in der Medizintechnik, wenn das alte Wissen der Heilung im Mittelalter nicht zusammen mit den Wissenden, die oft als Hexen oder Hexer diffamiert wurden, dem Feuer übergeben worden wären? Ebenso wäre unsere Technik schon viel weiter, wenn Wissen und Bücher als wertvoller Schatz strengsten Schutz genießen würden.

Fanatismus und Verblendung haben schon viel Unheil über die Menschen gebracht. Derartige abgrunddumme Umtriebe haben unseren ganzen Widerstand verdient, denn Bücher sind nicht das einzige, das ins Visier rückständiger Moralisten geraten kann. Wer erinnert sich nicht an die Zerstörung der alten Felsenbilder in Afghanistan oder an die Zerstörung uralter Mausoleen in Mali? Dies ist ein Diebstahl von Kulturgütern, der mit aller Schärfe zu verurteilen ist. Wo ist die Grenze der Zerstörungswut aus engstirnigem Anlass? Wer garantiert, dass der Mob nicht eines Tages Hand an die Pyramiden von Gizeh legt?

Derartiger Irrsinn beginnt oft im Kleinen. Kopfschüttelt muss man zur Kenntnis nehmen, dass Lego mit dem Vorwurf konfrontiert wird, als Vorlage für den Palast der Star Wars-Spielfigur „Jabba“ eine Moschee in Istanbul verwendet zu haben. Die Hagia Sophia soll Modell gestanden haben, was die Gefühle religiöser Menschen verletzt. Es fragt sich nur, welche Religionsgruppe sich verletzt fühlen soll, schließlich ist die Hagia Sophia eine ehemals christliche Kirche, die, nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen, in eine Moschee umgebaut wurde. Heute dient dieses Gebäude als Museum. Es zeigt sich also auch hier, dass es eminent wichtig ist, Bücher, in denen die Wahrheit steht, mit allem Einsatz zu verteidigen, damit die Wahrheit Bestandteil des menschlichen Kulturguts bleibt.

Wie viele Lügen konnten vertuscht werden, weil Bücher verbrannt oder umgeschrieben wurden? Indianer werden heute als grausame Gesellen hingestellt, während der Cowboy edel und gut daherreitet. Selbst der Holocaust oder die Ermordung der Armenier in der Türkei wären problemlos zu verleugnen, wenn es keine Bücher oder Filme darüber gäbe. Jede Lawine fängt mit einer winzigen Schneeflocke an. Niemand soll denken, dass es nur ein unbedeutendes Buch ist, das „korrigiert“ wird. Was folgt als nächstes? Wird der Fluß „Niger“ umgetauft? Gibt es bald kein Nigeria mehr?

Wie wenig aufrecht es in Europa mittlerweile zugeht, zeigt auch die Verleihung des Friedensnobelpreises an die EU. Einer Institution, die in Europa für massive Verwerfungen und bürgerkriegsähnliche Zustände gesorgt hat. Wird von dieser Institution dereinst der Wunsch kommen, das goldene Zeitalter Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg aus den Büchern zu tilgen, um selbst als Hort des Friedens darin zu stehen?

Gerade Deutschland hat wegen seiner Geschichte alle Rechte auf seiner Seite, gegen die Schmierfinger falscher Moralisten vorzugehen. Zu viel Schauerliches ist bereits aus falscher Nachgiebigkeit und Wegschauen in Europa geschehen. Wer derartigen Wahnsinn über die Kinderbücher- und Spielzeughintertür wieder einführen will, hat unseren ganzen Widerstand verdient.

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