Welt der Fertigung
Sie sind hier: Startseite » Suchen » Buntes

Fromholzer: Die Farbe des guten Geschmacks

Blaudruck - Besonderes für Kenner

Industrielle Prozesse haben altes Handwerk vielfach in die Defensive gedrängt. Auch im Textilbereich hat diese Entwicklung bestimmte Berufe zurückgedrängt. Nur mehr wenige Betriebe gibt es, die etwa von Hand bedruckte Stoffe herstellen. In Bayern gerade noch einen einzigen. Doch die von der Handdruckerei Fromholzer zu erwerbenden Tischdecken, Taschen und Tücher sind es wert, erworben zu werden.


Liebhaber des Besonderen sind immer auf der Suche nach Raritäten, um sich an Dingen zu erfreuen, die andere nicht besitzen. Ohne Zweifel gehören dazu Tischdecken, Taschen, Kissenbezüge oder Vorhänge, die vom seit 1648 bestehenden Unternehmen Fromholzer im bayerischen Ruhmannsfelden unter anderem mit der sogenannten Blaudrucktechnik hergestellt werden. Es ist Bayerns letzter Betrieb, der sich noch diesem Handwerk verschrieben hat. Ein Besuch im urigen Ladengeschäft ist ein Erlebnis und gleichzeitig eine Zeitreise in die Vergangenheit.

Eigentlich schade, dass nach dem Aufkommen industriell hergestellter Stoffe die Technik des Blaudrucks fast in Vergessenheit geraten ist. Obwohl blaugedruckte Stoffe eine unvergleichliche Strahlkraft besitzen, wurde damit immer weniger Umsatz gemacht, da massenhaft hergestellte und bedruckte Stoffe weit billiger zu haben waren und sind.

Qualität hat seinen Preis

Der Herstellvorgang offenbart, warum die Preise sich so stark unterscheiden. Die Teuerung beginnt bereits beim Auftragen des Musters, das beim Blaudruck von Hand erfolgt. Dazu wird die Stempelseite eines handgefertigten Stempels, den Fachleute als ›Model‹ bezeichnen, leicht in einen Behälter mit Reserve-Papp getaucht und dieser dann auf den Stoff gedrückt. An der Stelle, wo die Masse haften bleibt, wird im späteren Färbeprozess keine Farbe aufgenommen, weshalb diese Stellen weiß bleiben. Diese Technik wird als Reservedruck bezeichnet, weil das Muster beim Färben ausgespart, also „reserviert“ wird. Nachdem der Reserve-Papp getrocknet ist, wird das Tuch gefärbt, was durch mehrmaliges Eintauchen in einen mit Färbemittel gefüllten Bottich geschieht, in dem das Tuch nach jedem Eintauchvorgang circa 15 Minuten verbleibt.

Nach dem Färben wird der Reserve-Papp, der übrigens aus Gummi arabicum, Kupfersulfat und anderen chemischen Substanzen besteht, ausgewaschen. Zurück bleibt ein Muster, das sich deutlich vom umgebenden, gefärbten Stoff abhebt. Alternativ kann auch zur sogenannten Ätztechnik gegriffen werden, um ein weißes Muster auf einem blauen Grund zu erhalten. In diesem Fall wird ein zuvor durchgehend blau gefärbter Stoff mit Ätzmasse bedruckt, woraufhin die blauen Stellen ihre Farbe verlieren und wieder weiß werden. Nachteil all dieser Techniken ist allerdings, dass damit nur einfarbige Stoffe herstellbar sind.

Farbige Hingucker

Beim Direktdruck hingegen sind auch mehrere Farben möglich. Dazu wird zunächst der zu bedruckende Stoff gewaschen und auf die gleiche Weise wie beim Blaudruck mit einem Model bedruckt. Allerdings wird der Model nicht mit Reserve-Papp benetzt, sondern in mit verschiedenen Farben gefüllte Chassis getaucht. In diesem Prozess werden die Farben nacheinander auf den kompletten Stoff aufgetragen. Dies bedeutet, dass zunächst der komplette Stoff beispielsweise mit roter Farbe bedruckt wird, ehe ein neuer Model mit einer neuen Farbe, etwa Grün, zum Einsatz kommt.

Damit die Muster akkurat in Deckung gebracht werden können, besitzen die Model an passenden Stellen einige Justierpunkte, die sich ebenfalls auf dem Stoff abzeichnen und beim Arbeiten mit den verschiedenen Modeln jeweils zur Deckung gebracht werden müssen. Auf diese Weise entsteht nach und nach eine Stoffbahn aus Leinen oder Halbleinen mit schönsten Mustern.

Sichere Zuordnung

Häufig nähten früher die Frauen den Stoff selbst zusammen, den sie färben oder bedrucken lassen wollten. Sie suchten sich dazu das Muster aus, das sie sich auf ihrem Stoff wünschten. Damit sie garantiert das Erstrebte erhielten, wurde eine Färbemarke in Gestalt einer runden, gelochten Messingscheibe in Münzengröße ausgegeben, auf der die Nummer des Musters sowie der Kennbuchstabe der Druckerei eingeschlagen waren. Die gleiche Marke wurde auf dem abgelieferten Stoff befestigt.

Nicht zuletzt für Trachten, Dirndlkleider oder Schürzen war und ist der Handdruck an der Tagesordnung. Die Musterung passt besonders gut, wenn sie den alten bäuerlichen Motiven abgesehen ist. Dies kann nicht zuletzt an der sorbischen Tracht bewundert werden. Hier wird der Blaudruck für Jacken, Röcke und Schürzen eingesetzt. Wer genau hinsieht bemerkt, dass die Schürzen auf der Vorder- und Rückseite oft mit unterschiedlichen Mustern bedruckt sind.

Damit dieser Augenschmaus möglich ist, werden Model benötigt, die von talentierten Handwerkern, dem Formenstecher oder Holzschneider, aus dem vollen Holzblock herausgearbeitet werden. Für besonders feine Muster sind Schnitzereien jedoch zu grob. In diesem Fall werden Stifte und Keile aus Metall, vorzugsweise Messing eingearbeitet, die filigranere Muster zulassen. Besonders aufpassen müssen die Stoffdrucker beim Lagern dieser Stempel, da Holz arbeitet und sich bei unpassenden klimatischen Lagerbedingungen die Model verziehen und reißen können. Schon ein leichtes Verziehen würde sich durch ein nicht mehr deckungsgleiches Druckbild äußern.

Die Geschichte rund um die Farbstoffe zum Färben ist nicht minder spannend: Lange Zeit lieferte zum Beispiel die Waid-Pflanze, dies ist ein in Europa heimischer Strauch mit gelben Blüten, den Farbstoff für blaue Färbungen, der aus den Blättern des Strauchs gewonnen wurde. Die Indigo-Pflanzen aus Asien machten sich jedoch bald auf, die Waid-Pflanze zu überflügeln. Der Bedarf an blauer Farbe stieg im Laufe der Zeit, sodass der Bedarf aus der Natur nicht mehr gedeckt werden konnte. Kein Wunder, dass man sich damals fragte, ob man den Farbstoff nicht synthetisch herstelle könnte.

Jeans als Retter

Dieser Wunsch ging 1880 in Erfüllung, nachdem es Adolf von Baeyer gelang, Indigo synthetisch zu erzeugen. Doch erst 1897 wurde künstliches Indigo auf den Markt gebracht. Lange Zeit war diese Kreation ein Renner, bis der Blaudruck aus der Mode kam. In der Folge überlegte BASF, die Produktion künstlichen Indigos aus wirtschaftlichen Gründen einzustellen. Doch es kam anders: Die Jeans trat ihren Siegeszug um die Welt an. Nun war Blau wieder gefragt und BASF wieder im Geschäft.

Gut möglich, dass sich die junge Generation Europas bald wieder des Blaudrucks erinnert und vermehrt optische Augenweiden als Tischdecken und Vorhänge kauft. Verdient hätten diese Erzeugnisse es, denn mit welchem Produkt kann man besser vermitteln, dass man ein Kenner hochwertiger Produkte ist und einen guten Geschmack besitzt?

Download:

Diesen Artikel können Sie hier im PDF-Format herunterladen [261 KB] .

 

Mehr Informationen:

Kontakt  Herstellerinfo 
Fromholzer Textildruck
Marktstraße 1
94239 Ruhmannsfelden
Tel: +49(0)9929-1098
Fax: +49(0)9929-4664
Mail: info@fromholzer.de
www.fromholzer.de
 

War dieser Artikel für Sie hilfreich?

Bitte bewerten Sie diese Seite durch Klick auf die Symbole.

Zugriffe heute: 2 - gesamt: 12555.