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Kopf schlägt Kapital

Warum andere erfolgreicher sind

Startups begeben sich nicht selten in die Hände sogenannter Experten, die selbst noch nie ein Unternehmen geführt, geschweigen denn gegründet haben. Diese Leute arbeiten in der Regel auf Provisionsbasis und sind vornehmlich an ihrem eigenen Wohlergehen interessiert. Nicht selten werden Vorschläge zum Wohl des eigenen Arbeitgebers unterbreitet, die die Luft zum wirtschaftlichen Atmen in der schweren Gründerzeit nehmen. Wer ein Unternehmen auf Schulden aufbaut, hat in der Regel schlechte Karten, die nächsten Jahre wirtschaftlich zu überleben. Wie es weit besser geht, schildert Prof. Dr. Günter Faltin in seinem Buch ›Kopf schlägt Kapital‹. Der Professor, der an der Freien Universität Berlin lehrt und dort den Arbeitsbereich ›Entrepreneurship‹ betreut, weist anhand realer Beispiele nach, dass es nicht nötig ist, ein prall gefülltes Bankkonto zu haben, um sehr erfolgreiche Unternehmen aus dem Nichts zu erschaffen.

Unternehmensgründer werden ist nicht schwer, es bleiben dagegen sehr. Der Spruch, den werdende Väter in anderer Fassung oft zu hören bekommen, beschreibt die Realität neu gegründeter Unternehmen recht treffend. Immerhin schließen bereits nach nur drei Jahren etwa ein Drittel aller Unternehmen wieder ihre Pforten. Als Gründe werden von sogenannten Analysten unter anderem kaufmännische Defizite, zu niedriges Einschätzen der Startinvestition oder unzureichende Fach- und Branchenkenntnisse angeführt. Dies ist nach Prof. Günter Faltin eine völlig falsche Analyse. Vielmehr ist der Grund für den Ruin in der Hauptsache der falschen Beratung und der falschen Strategie geschuldet.

Prof. Günter Faltin räumt gründlich mit bisher verbreiteten Ansichten auf, aus welchem Holz Unternehmensgründer geschnitzt sein müssen, welche kaufmännische Qualifikation ihr wirtschaftliches Überleben garantiert und wie dick die Brieftasche ausfallen sollte, um am Markt Erfolg zu haben. Seine Thesen existieren nicht nur in theoretischen Gedankenspielen, sondern wurden bereits mehrfach sehr erfolgreich umgesetzt. Unter anderem hat er selbst das Unternehmen ›Teekampagne‹ gegründet, das seit Mitte der 1990er Jahre Marktführer im deutschen Teeversandhandel und der größte einzelne Importeur von Darjeeling Tee in der Welt ist.

Sogenannte „Experten“ hatten auch die Unternehmensidee eines seiner Studenten als nicht lebensfähig abqualifiziert, haben mithin also den Businessplan, der im Rahmen eines Wettbewerbs eingereicht wurde, durchfallen lassen, was Rafael Kugel nicht abgehalten hat, sein Unternehmen ›RatioDrink‹ dennoch zu gründen. Schließlich hat sich die Richtigkeit der Thesen von Prof. Faltin in der Praxis schon gezeigt. Der Erfolg spricht Bände. Apfelsaft kann er heute günstiger als ein Discounter anbieten.

In klaren Worten legt Prof. Faltin dar, wie sich erfolgreiche Unternehmen aufbauen lassen. Dazu ist es nicht nötig, über Expertenwissen zu verfügen, mit kaufmännischen Formeln zu hantieren oder Schuldner bei der Bank zu werden. Vielmehr legt er klar dar, dass es darum geht, mit Kreativität und Sparsamkeit zu punkten, um eine gute Grundlage für das eigene Unternehmen zu legen.

Das Geheimnis zum Erfolg liegt darin, sich nicht von den hohen Anforderungen, die ein Unternehmen nun mal stellt, erdrücken zu lassen. Alles was man selbst nicht kann, etwa die Buchhaltung, wird an echte Experten delegiert. Diese kosten zwar Geld, garantieren jedoch, dass die eigene Kreativität erhalten bleibt, um am Erfolg des eigenen Unternehmens zu feilen. Durch das Auslagern von Dingen, von denen man nichts versteht, wird zudem Wachstum garantiert, während das eigene Unternehmen selbst dennoch klein und beweglich bleiben kann. Ein modernes Wirtschaftssystem mit seinen spezialisierten Unternehmen ist daher eine wesentliche Komponente zum Erfolg.

Gut geprüft ist gut gestartet

Prof. Günter Faltin empfiehlt vor der Unternehmensgründung dringend, sich intensiv mit der eigenen Gründungsidee auseinanderzusetzen. Um ein Erfolgreicher Unternehmer zu werden, ist es nicht nötig, etwa eine Erfindung gemacht zu haben. Vielmehr genügt es, vorhandenes neu zu konzipieren und eine Dienstleistung oder ein Produkt in Spitzenqualität zu einem Preis anzubieten, der weit unter dem Preis der Konkurrenz liegt. Es muss nicht immer Hightech sein. In anderen Disziplinen können Erfolge oft schneller erreicht werden. Der richtige Gründungszeitpunkt ist dann gekommen, wenn man selbst davon überzeugt ist, dass das Konzept ein Erfolg wird. Wer noch Zweifel hat, sollte nichts überstürzen und besser noch Zeit in die Feinarbeit des Konzepts stecken.

Insbesondere sollte sich niemand von der Verlockung leiten lassen, rasch sehr viel Geld zu verdienen, sondern sich bescheiden geben. Prof. Günter Faltin warnt eindringlich davor, Omas Haus zu verpfänden oder teure Förderkredite aufzunehmen. Überhaupt werden im Buch immer wieder Fehler des bisher praktizierten Systems aufgedeckt. Die herkömmliche BWL-Lehre verlagert den Gründer nach hinten. Anstatt einen Entrepreneur heranzuziehen, der weiß, auf was es in einem Unternehmen ankommt, werden lediglich für Großunternehmen nützliche Formeln und Strategien gelehrt. Bezeichnend, dass Großunternehmen Arbeitsplätze abbauen, während sie kleine und mittelständische Unternehmen aufbauen.

Prof. Günter Faltin beklagt nicht zu Unrecht, dass das herrschende Bildungssystem sich als Bremse auf dem Weg zum Entrepreneur outet. In den Klassenräumen wird keine Leidenschaft gefördert und das verfolgen ungewöhnlicher Ideen wird nicht gelehrt. Das Bildungssystem ist somit ein zur Unselbständigkeit erziehendes System, das nicht adäquat auf die Anforderungen einer Industrienation ausgelegt ist. Er fragt daher zu Recht, ob der Abstieg aus der Klasse der Industrienationen bereits begonnen hat und empfiehlt als Gegenmittel die massive Förderung von Gründern. Er stellt die Forderung auf, dass einmal im Leben jeder Mensch die Chance bekommen sollte, unternehmerisch zu experimentieren. Dadurch wäre wohl mehr gewonnen, als mit fragwürdigen Konjunktur-Programmen.

Er scheut sich auch nicht, die Verachtung des Gewinnstrebens als verachtenswert zu bezeichnen, schließlich geht ein Gründer ein hohes persönliches Risiko ein. Gründer sollen viel Geld verdienen dürfen. Anstatt Neid sollte Ihnen Respekt und Hochachtung entgegenströmen. Wer dazu beiträgt, einen zu verteilenden Kuchen zu vergrößern, hat auch ein Recht darauf, ein gutes Stück davon selbst zu beanspruchen. Und wer es dann geschafft hat, sollte sich nicht zu schade sein, in der Schule von seinen Erfahrungen zu erzählen, damit in den jungen Köpfen das Feuer der Begeisterung für ein eigenes Unternehmen gezündet wird.

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Titel: Kopf schlägt Kapital
Autor: Prof. Dr. Günter Faltin
Verlag: dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN: 978-3-423-34757-0
Jahr: 2012
Preis: 19,90 Euro
 

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