Nachhaltigkeitsrating zeigt echte Staats-Bonität
52 Industrie- und Schwellenländer bewertet
Über die Entwicklung der Finanzratings der Staaten im Euroraum, aber auch der USA wurde in den vergangenen Monaten heftig diskutiert. Vor allem nachhaltigkeitsorientierte Investoren sind davon überzeugt, dass die klassischen Finanzratings die Fähigkeit der Staaten, ihren Verpflichtungen aus der Emission von Staatsanleihen nachzukommen, nur unzureichend widerspiegeln. Die zusätzliche Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsratings, die die sozialen und ökologischen Verhältnisse in den Staaten bewerten, ermöglicht eine fundiertere Einschätzung der Bonität der Staaten. Im aktuellen Länderrating der Nachhaltigkeits-Ratingagentur oekom research scheitern Griechenland, Italien, Portugal und Spanien ebenso an der oekom Prime Schwelle wie die USA. Die ersten Plätze nehmen Norwegen, Schweden und Dänemark ein, Deutschland landet auf Platz 6.
Insgesamt 51 Staaten sowie die Europäische Union hat oekom research im Hinblick auf deren soziale und ökologische Zukunftsfähigkeit analysiert. Bewertet wurden unter anderem der Stand der Meinungs- und Pressefreiheit, die Investitionen in Bildung und moderne Infrastruktur sowie der Energiemix und der Umgang mit dem Klimawandel. Norwegen und Schweden konnten ihre Spitzenplätze verteidigen, Dänemark hat sich im Vergleich zum Vorjahr von Rang 9 auf Rang 3 verbessert.
Ursache hierfür sind vor allem Verbesserungen im Umweltbereich, beispielsweise beim Klimaschutz und beim Energiemix. Österreich rangiert auf Platz 5 gefolgt von Deutschland auf Platz 6. Ebenso wie diese Länder erreichen auch die Schweiz, Großbritannien und Frankreich den oekom Prime Status, mit dem insgesamt 21 Staaten ausgezeichnet wurden. Er wird an Staaten vergeben, die den strengen von oekom research definierten Mindestanforderungen an eine verantwortungsvolle Gestaltung des politischen und gesellschaftlichen Systems genügen.
Den oekom Prime Status verpasst haben dagegen die südeuropäischen Krisenstaaten Griechenland, Italien, Portugal und Spanien. „Griechenland hat bereits schlechte Bewertungen in unserem Nachhaltigkeitsrating erhalten, als konventionelle Ratingagenturen hier noch Noten im A-Bereich verteilt haben,“ stellt Oliver Rüter, Research Director bei oekom research, fest. „Bei Investoren, die sich in der Vergangenheit am Nachhaltigkeitsrating orientiert haben, liegen heute keine griechischen Staatsanleihen im Depot.“
Die USA landen auf Rang 44. Viele der Hoffnungen, die mit dem Amtsantritt von Präsident Barack Obama verbunden waren, haben sich nicht erfüllt. So verweigern die USA nach wie vor einen konstruktiven Beitrag zum internationalen Klimaschutz und der Verbrauch an Energie und Ressourcen ist unverändert hoch. Die wachsenden Einkommensunterschiede führen zu sozialen Spannungen in der Gesellschaft, wie beispielsweise die Proteste der Occupy-Bewegung an der Wallstreet zeigen.
„Staaten, die in Bildung investieren, die die Erforschung und Entwicklung der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz fördern und ihren Bürgern Zugang zu modernen Informations- und Kommunikationsmedien verschaffen, legen damit die Grundlagen für eine positive wirtschaftliche Entwicklung des Landes,“ erläutert Oliver Rüter die Aussagekraft des Nachhaltigkeitsratings. Von ebenso hoher Bedeutung sind die rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Eine pluralistische Gesellschaft, in der die Bürger- und Menschenrechte, Presse- und Meinungsfreiheit umfassend gewährleistet sind und in der alle Bürger den Zugang zu staatlichen Leistungen unabhängig von ihrer Fähigkeit haben, Bestechungsgelder zu zahlen, findet in Krisensituationen andere Mechanismen der Konfliktlösung als Staaten, in denen diese Rechte eingeschränkt sind. Dies alles sind Faktoren, die sich positiv auf Leistungsfähigkeit eines Staates auswirken und damit auf deren Bonität.
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