VBW: Stromversorgungssicherheit gefährdet
Energiekonzept führt zu Netzengpässen
Der Ausstieg aus der Kernenergie und der im Energiekonzept der Bundesregierung vorgesehene massive Umbau der Energieversorgung ändern die Anforderungen an das deutsche Übertragungsnetz gravierend. Das belegt die wissenschaftliche Untersuchung „Netzausbaubedarf zur Sicherung des Wirtschaftsstandorts Bayern“, die die BET GmbH für die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V., die Bayerischen Chemieverbände, den Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft sowie die Bayerischen Papierverbände erstellt hat.
vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt: „Wir unterstützen den Umbau der Energieversorgungssysteme. Auch die vorliegende Studie leistet hier einen Beitrag. Sie zeigt, dass der derzeit geplante konventionelle Ausbau des Stromnetzes nicht ausreicht, um Netzengpässe innerhalb Deutschlands zu verhindern. Wir brauchen sehr schnell ergänzende Hochleistungstransportleitungen, ein sogenanntes ‚Overlay Grid’. Ohne solche Stromautobahnen ist die Versorgungssicherheit Bayerns spätestens ab 2015 gefährdet. Das ist das klare und zugleich beunruhigende Ergebnis der Studie“, warnt Brossardt.
Der beschlossene Kernenergieausstieg und der gewaltige Ausbau der erneuerbaren Energien bedeuten eine gravierende Veränderung in der Verteilung von Last und Erzeugung in Deutschland. Folge ist ein deutlich veränderter Lastfluss in den Übertragungsnetzen. Grund dafür sind die hohen Windenergiepotenziale im Norden sowohl Onshore als auch Offshore. Sie sollen genutzt werden. Dazu kommt die Leistung zahlreicher fossiler Kraftwerke. „Das führt zu einer massiven Zunahme der Lastflüsse nach Süden. Hier brauchen wir die Strommengen dringend, um die Erzeugung der schrittweise vom Netz gehenden Kernkraftwerke zu ersetzen und Bayern mit seinem hohen Industrieanteil und den zahlreichen energieintensiven Unternehmen auch künftig sicher mit Strom versorgen zu können“, betont Brossardt.
Nach den Untersuchungen der BET GmbH sind für eine sichere Stromversorgung in Deutschland zunächst zwei Übertragungstrassen notwendig und ab 2025 noch eine dritte. Die vbw fordert, schnellstmöglich mit der Planung und der Genehmigung der ersten beiden Trassen zu beginnen. Die Technologie ist vorhanden, und die Kosten sind verkraftbar. Je nach Ausführung – als Freileitung oder Erdkabel – liegen die Investitionskosten bei etwa 2,5 beziehungsweise 4,3 Milliarden Euro für eine siebenhundert Kilometer lange Trasse.
Für die zunächst erforderlichen beiden Trassen zusammen läge der Aufwand also bei etwa fünf beziehungsweise 8,6 Milliarden Euro. Umgelegt auf den Strompreis und die übliche Abschreibungszeit ergeben sich für die zwei Leitungen 40 Jahre lang Kosten von 0,08 bis 0,2 Cent pro Kilowattstunde. „Verglichen mit der EEG-Umlage, die im Jahr 2012 3,59 Cent pro Kilowattstunde beträgt, ist das relativ überschaubar. Und auch das Vorhalten von Stromerzeugungskapazität in neuen bayerischen Gaskraftwerken, die lediglich als Reserve für Netzengpässe dienen und deshalb nur wenig im Betrieb sind, wird auf längere Sicht wesentlich teurer sein als der dringend erforderliche bedarfsgerechte Ausbau des Übertragungsnetzes“, resümiert Hauptgeschäftsführer Brossardt.
Der geplante Bau neuer Gas- und Dampfkraftwerke in Bayern macht aus Sicht Brossardts den Bau von Stromautobahnen keinesfalls überflüssig: „Wir reden hier nicht von einer Alternative, sondern von einer notwendigen Ergänzung für Zeiten ohne Wind und ohne Sonne. Das sieht auch die Bayerische Staatsregierung so. In ihrem Energiekonzept geht sie zusätzlich zum Netzausbau von fünf neuen Gaskraftwerken mit rund 4.000 MW Leistung aus.“
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