Vondran wurde 80 Jahre
Vorsitzender des VDEh feierte einen "Runden"
Dr. jur. Dr.-Ing. E.h. Ruprecht Vondran, bis 2000 Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl und Vorsitzender des heutigen Stahlinstituts VDEh, vollendete am 31. Dezember 2015 sein 80. Lebensjahr.
Vondran, ein gebürtiger Niedersachse und heutiger Düsseldorfer, beendete sein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften mit beiden Staatsexamen. Nach der Promotion begann er 1967 seine berufliche Laufbahn bei der damaligen Wirtschaftsvereinigung Eisen- und Stahlindustrie. Von 1969 bis 1973 vertrat er deutsche Stahlinteressen in Japan. Es folgte die Ernennung zum Direktor der Abteilung Wirtschaftspolitik. Weitere Stationen waren 1978 Hauptgeschäftsführer und 1982 Geschäftsführendes Vorstandsmitglied.
1988 wurde Vondran „Präsident“ der Wirtschaftsvereinigung Stahl und beendete damit die jahrzehntelange Tradition der „Gewaltenteilung“ zwischen ehrenamtlichem Verbandsvorsitzendem und hauptamtlichem Geschäftsführer. Das war ein Zeichen für das Vertrauen, das die Branche in seine Neutralität setzte. 1998 wählten ihn die Vorstände des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh) zusätzlich zum neuen Vorsitzenden für die Wahlperiode 1999/2000, weil die Ehrenämter an der Spitze beider Schwesterorganisationen in einer Hand sein sollten. Erstmals führte mit dem Juristen Vondran ein Nicht-Techniker den VDEh, dem 1996 die TU Freiberg den Dr.-Ing. E.h. verliehen hatte. Ende März 2000 schied er auf eigenen Wunsch aus beiden Funktionen aus.
Vondran hat für die Stahlindustrie in Deutschland zahlreiche internationale Funktionen wahrgenommen: So bei der weltweiten Organisation „International Iron and Steel Institute“, der europäischen Stahlorganisation „Eurofer“ und beim „Beratenden Ausschuss der EGKS“, dessen Präsident er zeitweise war. Dem Deutschen Bundestag gehörte er für die CDU 1987 bis 1994 an.
Die Stahlindustrie hat während Vondrans Amtszeit deutlich mehr schlechte Tage als gute gesehen. Überkapazitäten, Subventionswettlauf, Dumping-Importe sowie Preisturbulenzen kennzeichnen die Jahre, in denen er Verantwortung trug. Als ausgesprochen politisch-strategisch denkender Kopf und überzeugender Redner gelang es ihm, der Stahlindustrie das EGKS-Vermögen zu sichern und das Thema Importkohle durchzusetzen. Im Deutschen Bundestag, vor dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg und in harten Auseinandersetzungen mit der Europäischen Kommission widersetzte er sich mit Nachdruck und am Ende erfolgreich dem Missbrauch öffentlicher Gelder durch die verstaatlichten Industrien im Ausland.
Nach seinem Ausscheiden aus der Stahlindustrie hat sich Vondran als Vorsitzender des „Deutsch-Japanischen Wirtschaftskreises“ mit annähernd 1.500 Mitgliedern und bis heute als Präsident des „Verbandes Deutsch-Japanischer Gesellschaften“ vor allem auf die Vertiefung der Beziehungen zu dem fernöstlichen Land konzentriert. 2003 erhielt er den Japanischen „Orden der Aufgehenden Sonne mit Sternen, goldene und silberne Strahlen“, die zweithöchste Auszeichnung, die Japan an Ausländer vergibt.
Wichtig sind ihm aktuell auch Themen zum problematischen Umgang Deutschlands mit seinen immateriellen Kulturgütern und die Gründung einer gemeinnützigen Stiftung zur Förderung eines deutsch-japanischen Jugendaustauschs. Als Vorsitzender der Düsseldorfer Ernst-Poensgen-Stiftung, die aus einer Schenkung der Stahlindustrie entstanden ist, fördert er junge Begabungen.
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