Großpresse für die Metallumformung
China als Abnehmer
Im Mai begann der wohl spektakulärste Schwerteil-Transport, den Siempelkamp in seiner 130-jährigen Geschichte auf den Weg gebracht hat: Die ersten Komponenten der größten je in Deutschland gebauten Gesenkschmiedepresse traten die Reise zu ihrem Bestimmungsort in China an. Bei der ersten von insgesamt drei Lieferungen haben 26 Gussteile mit Stückgewichten zwischen 89 und 287 Tonnen das Werk von Siempelkamp verlassen.
Der erste Transport umfasst die Fundamentträger, den Ober- und den Unterholm, die Seitenständer, die Untertische sowie den Laufholm. Zwei weitere Transporteinheiten mit ähnlichem Umfang folgen, sodass insgesamt 20.000 Frachttonnen und 150 Container von Krefeld zur Baustelle des Kunden in China befördert werden.
Im Dezember 2012 hatte die chinesische Nanshan-Gruppe die 50.000-Tonnen-Presse bei Siempelkamp geordert – die größte je in Deutschland und damit auch bei Siempelkamp gebaute Presse. Außerdem hatte der Kunde eine 12.500-Tonnen-Presse bestellt, die jetzt ebenfalls auf dem Weg nach China ist.
Nanshan Aluminium ist als Teil der Nanshan-Gruppe in Longkou innerhalb der Provinz Shandong ansässig. Das Unternehmen hat sich seit seiner Gründung 1978 zu einem der größten Aluminium-Verarbeiter in China entwickelt. Neben Aluminium-Walzwerken betreibt der Kunde in erster Linie Strangpressen für die Produktion von Aluminiumprofilen. Nun investiert Nanshan in die Fertigung von Schmiedeteilen aus Aluminium- und Titan-Legierungen für die chinesische Flugzeugindustrie und errichtet ein neues Schmiedewerk auf der „grünen Wiese“.
Dr.-Ing. Hans W. Fechner, der Sprecher der Geschäftsführung, weiß, warum der Auftrag nach Krefeld ging: „Ausschlaggebend für die Vergabe war unser überzeugendes Konzept für diese außerordentlich große Presse: Wir liefern die gesamte Anlage aus einer Hand – von der Konstruktion über das Gießen und Bearbeiten der Gussteile bis zur Montage und Inbetriebnahme vor Ort. Siempelkamp ist der weltweit einzige Hersteller von Pressen dieser Größenordnung, der seinen Kunden diesen Leistungsumfang bietet.“
Schwerstarbeit für die Logistik-Spezialisten von Siempelkamp
Nicht nur die Presskraft der beiden Anlagen ist gigantisch, auch das Gewicht. Der Unterholm der größeren Presse bringt 287 t auf die Waage, der Laufholm-Mittelteil ist 11 m lang. Die Logistikabteilung von Siempelkamp organisiert und koordiniert den Mammut-Transport. „Für unsere Mannschaft ist das Projekt logistische Schwerstarbeit. Die Abmessungen der einzelnen Komponenten und die hohen Gewichte stellen uns vor außergewöhnliche Herausforderungen und bedurften einer sehr langen Planungsphase. Die Abstimmung mit allen unseren Partnern und dem Kunden muss auf den Punkt passen, denn die neuen Pressen sollen ja zum versprochenen Termin in Betrieb gehen“, erläutert Ronald Hammerbeck, Logistik-Manager bei Siempelkamp.
Schwerer als ein A380
Alle Komponenten mit einem Gewicht von über 200 t wurden zunächst mit einem Selbstfahrer (Self Propelled Modular Transporter) so in Position gebracht, dass die Schwerlasttransporter beladen werden und die Fertigungshalle verlassen konnten. Die Zug- und Schubfahrzeuge der Spezial-Tieflader sind mit jeweils 680 PS ausgestattet und wiegen zusammen 70 t. Hinzu kommen Trailer (50 t) und das zu transportierende Pressenteil (bis zu 287 t), sodass sich ein maximales Gesamtgewicht der Transporter von über 400 t ergibt. Zum Vergleich: Ein unbeladener Airbus A380 Typ 800 wiegt lediglich 275 t.
Von Krefeld über Antwerpen nach Longkou in 65 Tagen
Vom Werk in Krefeld aus wurden die Pressenteile zum Containerterminal im Hafen von Krefeld-Uerdingen transportiert und dort von einem 400 Tonnen-Raupenkran auf drei Binnenschiffe verladen, deren Reise am 23. Mai beginnt. Zwei Tage später wird die Fracht in Antwerpen auf ein Seeschiff umgeladen. Hinzu kommen Teile von Zulieferern sowie Pressenkomponenten, die bereits im Seehafen lagern. Insgesamt werden drei Teillieferungen vergleichbarer Größenordnungen in den nächsten Monaten verschifft – außerdem etwa 150 Seecontainer mit Zubehör, Werkzeugen und Montageequipment.
Die Komponenten werden am Ende gut 65 Tage von Krefeld bis zur Kundenbaustelle unterwegs gewesen sein. Der Montagebeginn der Pressen ist für Juli 2014 geplant; im Frühsommer 2015 sollen die beiden Gesenkschmieden in Betrieb gehen.
Die Technik im Einzelnen
Die technischen Daten der 50.000 t Presse machen die Herausforderung deutlich: Aus den großen Abmessungen des Pressentisches von 4 x 7 m Größe und der geforderten guten Zugänglichkeit des Arbeitsraumes resultiert eine Ständerweite von über 5 x 3 m. Acht Zylinder bewegen den Laufholm. Mit einer installierten Leistung von rund 24 MW bringt der von Siempelkamp entwickelte, energieeffiziente Antrieb einen ölhydraulischen Druck von 420 bar auf.
Auch beim Werkstoff konnte Siempelkamp punkten: Die Schwerteile der Presse mit einem Stückgewicht bis zu 287 t bestehen aus Sphäroguss. Sie werden in der Siempelkamp Gießerei gegossen und anschließend in der Siempelkamp Maschinenfabrik – auf dem gleichen Betriebsgelände – spanend bearbeitet.
Die innovative Regelung kompensiert hohe exzentrische Lasten. Zudem verfügt die Steuerung über eine „strain rate control“ und ermöglicht extrem geringe Schmiedegeschwindigkeiten zur Umformung anspruchsvollster Geometrien und Materialien für die Luft- und Raumfahrtindustrie.
Mehr Informationen zu Siempelkamp:
Siempelkamp Maschinen- und Anlagenbau GmbH & Co. KG | |
Siempelkampstraße 75 | |
47803 Krefeld | |
Tel.: +49 (0) 2151/ 92-30 | |
Fax: +49 (0) 2151/ 92-53-60 | |
www.siempelkamp.com |
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