Technoseum zeigt neue Bionik-Ausstellung
Das Vorbild ist die Natur
Die Natur als Inspirationsquelle für technische Innovationen nutzen: Das macht das interdisziplinäre Wissenschaftsfeld der Bionik aus. Das Technoseum widmet diesem Thema einen eigenen Bereich in seiner Dauerausstellung: Hier kann man zum Beispiel erfahren, wie sich Forscher von der Strelitzie inspirieren ließen, um eine Jalousie zu konstruieren, die ohne Scharniere auskommt – oder dass der Einparkhilfe vieler Autos Erkenntnisse über das Sonarsystem der Fledermaus zugrunde liegen.
Die Schau ist in unterschiedliche Teilbereiche untergliedert wie etwa „Bauen“, „Falten“ oder „Schwimmen und Fliegen“. Hier können die Besucherinnen und Besucher sich unter anderem über eine Krake informieren, deren Saugnäpfe Ingenieuren als Vorbild für neuartige Sauggreifer dienten, mit denen Roboterarme im Automobilbau ausgestattet werden: Diese können dann Karosserieteile schnell und passgenau einsetzen.
Ein Schwimmfarn wiederum diente als Grundlage für die Entwicklung einer Beschichtung für Schiffsrümpfe: Um den im Wasser liegenden Bootskörper bildet sich eine Luftschicht, die die Reibung reduziert und so für einen deutlich niedrigeren Kraftstoffverbrauch sorgt. An so genannten Aktionstischen werden die kleinen wie großen Besucherinnen und Besucher selbst aktiv und beobachten beispielsweise, dass Seifenhäute von selbst die kleinstmögliche Oberfläche finden, was sie zu idealen Vorlagen für Architekten und Designer macht.
Oder sie können mit Papier Faltstrukturen nachbilden und erfahren, dass dieses Wissen heute unter anderem in der Verpackungsindustrie eingesetzt wird. Auch ein 60 Zentimeter großer, humanoider „Nao“-Roboter wird im regelmäßigen Vorführbetrieb zu sehen sein und dabei Gymnastik- oder Tai Chi-Übungen und vieles mehr zum Besten geben. Historische Referenzen kommen ebenfalls nicht zu kurz, die eines zeigen: „Schon Leonardo da Vinci und Otto Lilienthal folgten bei ihren Experimenten zu Flugapparaten Vorbildern aus der Natur und können zu den ersten Bionikern gerechnet werden“, so Projektleiter Dr. Reiner Bappert.
Der Begriff „Bionik“ selbst indes kam erst in den 1960er Jahren auf und ist eine Kombination der Begriffe „Biologie“ und „Technik“. Sie hat zum Ziel, die Funktionsweisen natürlicher Konstruktionen und Prinzipien zu analysieren und diese Erkenntnisse in modifizierter Form technisch zu nutzen. Denn: Die Problemlösungen der Natur sind denen unserer heutigen Technik in vielen Bereichen überlegen, schließlich haben sie sich über Jahrmillionen hinweg entwickelt und optimiert.
Erster Schritt zur Neugestaltung
Die BIONIK-Ausstellung ist Teil eines umfassenden Überarbeitungskonzeptes auf der Ebene F des Museums, welches das TECHNOSEUM in den kommenden Jahren umsetzen wird. „Neben der BIONIK werden auch Stationen zum Automobilbau, zur Kommunikation und zur Energie hier eine Heimat finden“, kündigt Museumsdirektor Prof. Dr. Hartwig Lüdtke an.
Möglich wurde die Einrichtung der Schau zur BIONIK dabei nicht zuletzt dank der großzügigen finanziellen Unterstützung durch die FUCHS-Familiengesellschaft, die TÜV SÜD Stiftung und die Wilhelm-Müller-Stiftung. So ist FUCHS PETROLUB ein langjähriger Partner und Förderer des TECHNOSEUM, der Hauptaktionär und stellvertretende Vorsitzende Dr. Dr. h.c. Manfred Fuchs engagierte sich zwischen 1995 und 2011 als Vorsitzender des Museumsvereins für Technik und Arbeit.
„ Über unsere FUCHS-Familiengesellschaft fördern wir nun ein weiteres Ausstellungsprojekt im TECHNOSEUM, von dem wir denken, dass es einen wichtigen Beitrag zur wissenschaftlichen Bildung in der Region leisten wird“, so Dr. Dr. h.c. Manfred Fuchs. Die TÜV SÜD Stiftung wiederum hat es sich zum Ziel gesetzt, innovative und motivierende Lehrmethoden an Schulen zu fördern. „Die interaktiven Stationen machen die neue Schau auch insbesondere für Schulklassen bzw. Lehrkräfte interessant – und als Querschnittstechnologie ist die BIONIK für den Einsatz im fächerübergreifenden Unterricht bestens geeignet“, erläutert Dr. Ernst Schön, Vorstandvorsitzender der TÜV SÜD Stiftung.
Mit der BIONIK-Ausstellung wird in der Dauerausstellung des TECHNOSEUM der große Bogen vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart geschlagen – schließlich beginnt der chronologische Rundgang sechs Ebenen weiter oben mit dem in der vorindustriellen Ära zentralen Werk- und Brennstoff Holz. Um 1800 drohte es aufgrund flächendeckender Rodungen knapp zu werden, da mehr verbraucht wurde, als nachwachsen konnte. Naturforscher, Ökonomen und Technologen forderten, Kräfte und Stoffe der Natur rationeller zu verwerten. Hier wie auch in der Bionik-Ausstellung am Ende des Rundgangs zeigt sich, dass Natur und Technik einander nicht konträr gegenüber stehen müssen.
Mehr Informationen:
Technoseum | |
Museumsstraße 1 | |
68165 Mannheim | |
Tel.: 0621-4298-9 | |
www.technoseum.de | |
Öffnungszeiten: 9:00 bis 17:00 Uhr | |
Eintrittspreise (Stand 2013): | |
Erwachsene: 6 Euro | |
Ermäßigt: 4 Euro | |
Kinder bis 6 Jahre Eintritt frei |
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