Sonderausstellung im Technoseum
Der elektrische Haushalt im Mittelpunkt
Ob Kühlschrank, Waschmaschine oder auch der Eierkocher, über dessen praktischen Nutzen man durchaus streiten kann: Zahlreiche strombetriebene Helfer erleichtern uns heutzutage in den eigenen vier Wänden die Arbeit. Über 1.600 Objekte aus der Anfangszeit der Elektrifizierung um 1900 bis zur Gegenwart stehen im Mittelpunkt der Sonderausstellung ›Der elektrische Haushalt‹, die bis zum 27. Juli 2014 im Technoseum zu sehen ist. Sie alle geben Einblicke in den Zeitgeist und in den stetig wachsenden Wohlstand sowie die Ansprüche daheim, aber auch in die Sammlungstätigkeit eines Museums.
Zu Beginn der Ausstellung stehen nichtelektrische Haushaltsgeräte ihren elektrischen Nachfolgern gegenüber: Ein Zinkzuber und eine Badewanne mit Warmwasserboiler, Kohleofen und Elektroherd, Waschbrett und Waschmaschine.
„Hier wird bereits deutlich, wie sehr elektrische Haushaltsgeräte unseren heutigen Alltag prägen und ihn auch maßgeblich erleichtert haben“, erläutert Sammlungsleiter Dr. Thomas Kosche. „Das Reinigen und Pflegen der Wäsche war ohne strombetriebene Helfer eine der anstrengendsten Hausarbeiten, und eine Küche ohne Kühl- und Gefrierschrank ist heute für die meisten Deutschen nicht mehr vorstellbar.“
Außerdem sind 120 Staubsauger zu sehen – als eine repräsentative Auswahl aus der Sammlung, die das Museum von der Stuttgarter Firma Progress übernommen hat und die rund 700 Objekte zählt. Neben dem Wohnzimmermobiliar aus den 1950er Jahren inkl. Fernseher und Heimorgel, das einst in einer Wohnung in Mannheim-Neckarau stand, zeigt das TECHNOSEUM auch Kuriositäten wie Bierwärmer und so genannte Rauchverzehrer, die angeblich nikotinbelastete Wohnzimmer von Qualm und Geruch befreiten.
Viele Exponate von so bekannten Marken wie Krups, Miele, Singer, Mulinex, Philips, Siemens oder Bosch dürften die Besucherinnen und Besucher noch aus eigenem Erleben kennen. Andere wiederum rufen nostalgische Erinnerungen wach, wie etwa die in knalligen Orangetönen gehaltenen Kaffeemaschinen, Eierkocher und Mixer, die in den 1970er Jahren in keiner stilbewusst eingerichteten Küche fehlen durften.
Viele Geräte, die mitunter schon vor der Jahrhundertwende erfunden und in geringen Auflagen produziert wurden, setzten sich erst in den 1950er und 60er Jahren durch, als billige Massenproduktion und Wirtschaftswunder Hand in Hand gingen.
Obwohl immer mehr Frauen in dieser Zeit berufstätig waren, blieb die Haushaltsarbeit weiterhin eine weibliche Domäne: Strombetriebene Helfer sollten sie in ihrem Alltag unterstützen und die Hausarbeit erleichtern, so dass sie neben dem Beruf auch noch Mann und Kinder mit Essen versorgen und die Wohnung reinlich halten konnten. Dies zeigen nicht zuletzt eindrücklich mehrere Werbefilme verschiedener Firmen aus den 1950er bis 70er Jahren, die ebenfalls in der Ausstellung gezeigt werden.
Auskunft über den Zeitgeist gibt auch das elektrische Kinderspielzeug, das direkt nebenan zu sehen ist: Die Miniatur-Herde und -Nähmaschinen waren größtenteils voll funktionstüchtig, dabei nicht abgesichert und in Kinderhand sicherheitstechnisch nicht ganz unbedenklich.
Blick hinter die Kulissen
Das TECHNOSEUM setzt mit dieser Sonderausstellung das Konzept der Sammlungspräsentationen fort, das vor drei Jahren mit „Die Sammlung. 1001 Objekt zum Hören und Sehen“ begonnen wurde. Denn ein Großteil der über 170.000 Objekte, die das Museum besitzt, ist nicht in der ständigen Ausstellung zu sehen, sondern wird im Depot verwahrt.
„Die Sonderausstellung macht einen Teil dieser Schätze für die Besucherinnen und Besucher zugänglich“, erklärt Museumsdirektor Prof. Dr. Hartwig Lüdtke. „Gleichzeitig zeigt sie auch, wie historische Objekte in einem Museum fachgerecht aufbewahrt werden: Aufgereiht in Regalen, nach Objektgruppen geordnet, jedes säuberlich mit einer Inventarnummer versehen.“ Und auch über die Laufzeit der Ausstellung hinaus hat die Schau einen Nutzen: Alle Objekte zu einem Sammlungsbereich werden aus diesem Anlass systematisch gesichtet und fehlende Daten und Fotos ergänzt. Dies sichert nicht zuletzt den Anspruch des TECHNOSEUM, Ort des Sammelns und Bewahrens von technischem Kulturgut zu sein.
Einstöpseln und Ausprobieren
Neben den zahlreichen ausgestellten Exponaten können die Besucherinnen und Besucher einige Geräte auch in Aktion erleben: An einer Vorführstation zeigen TECHNOscouts beispielsweise, wie ein Staubsauger funktioniert und welche Leistung ein derartiges Gerät aus den 1950er Jahren besaß. Außerdem wird Kaffee in einer Filtermaschine, einer Vakuumkanne und mit einer neuartigen Pad-Maschine frisch aufgebrüht und kann von den Zuschauern auf Wunsch auch verkostet werden.
Immer am 1. Freitag im Monat, also am 7. März, 4. April, 2. Mai, 6. Juni und 4. Juli, findet zudem ab 14.00 Uhr eine öffentliche Führung durch die Schau statt. Wer es lieber kurz und bündig mag, der kann auch an einer 30-minütigen Schnupperführung teilnehmen, die samstags, sonntags sowie an Feiertagen zwischen 11.00 und 15.00 Uhr zu jeder vollen Stunde startet. Die Kosten sind im regulären Eintrittspreis enthalten, eine vorherige Anmeldung ist nicht notwendig. Führungen für Privat-gruppen und Schulklassen können unter Tel. 06 21/42 98-839 sowie per E-Mail an paedagogik@technoseum.de gebucht werden.
Mehr Informationen:
Technoseum | |
Museumsstraße 1 | |
68165 Mannheim | |
Tel.: 0621-4298-9 | |
www.technoseum.de | |
Öffnungszeiten: 9:00 bis 17:00 Uhr | |
Eintrittspreise (Stand 2013): | |
Erwachsene: 6 Euro | |
Ermäßigt: 4 Euro | |
Kinder bis 6 Jahre Eintritt frei |
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