Schmuck aus alpinen Steinen
Vom Flussgeröll zum Hingucker
Schöner Schmuck war zu allen Zeiten gefragt. Nicht nur Frauen, sondern auch Männer tragen diesen gerne, um ihren Status oder ihre Lebenseinstellung nonverbal zu kommunizieren. Doch müssen es nicht immer Gold und Diamanten sein, um aufzufallen. Besonders attraktiv wirkt auch Unikatschmuck, wie er von Sybille und Dr. Johann Wierer aus alpinen Gesteinen produziert wird.
Die Alpen sind ein ganz besonderer Ort. Diese Gebirgskette hat sich durch den immer noch anhaltenden Zusammenstoß der Kontinente ›Afrika‹ und ›Europa‹ aufgefaltet. Bei diesem Prozess wurde das Urmeer ›Tethys‹ verdrängt und dessen Meeresboden nach oben gehievt, wo dieser die heutigen Berggipfel bildete. Kein Wunder, dass Wanderer in großer Höhe immer wieder Versteinerungen von Organismen finden, deren Lebensraum dereinst das Wasser war.
Derartige Versteinerungen findet man aber auch in Flüssen, die ihren Ursprung in den Alpen haben. So etwa in der Isar, der Ammer, dem Lech oder dem Inn. Es lohnt sich, die Steine von Alpenflüssen näher in Augenschein zu nehmen, verbergen sich darin doch nicht selten kleine und große Artefakte früherer Meeresbewohner. Auch wenn keine Versteinerungen enthalten sind, so kann mit ein wenig Expertenwissen darauf geschlossen werden, wo der Stein seinen Ursprung hatte und wie er entstanden ist.
Dies ist keine triviale Frage, denn Gesteine befinden sich in einem regelrechten Kreislauf von Werden und Vergehen. Nach ihrer Entstehungsweise werden Sedimentgesteine, magmatische und metamorphe Gesteine unterschieden. Ihr weiterer „Lebensweg“ wird bestimmt von erdinneren Vorgängen wie Bewegungen der Erdkruste, die zu Vulkanismus und Gebirgsbildungen führen, und von äußeren klimatischen Einflüssen, die für Verwitterung und Transport der Verwitterungsprodukte etwa durch Wasser verantwortlich sind.
Lebendige Natur
Eine ganz wichtige Rolle beim Transportprozess alpiner Gesteine haben die Gletscher inne. Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass es in den letzten zwei Millionen Jahren mehr als zehnmal zu einem Vorrücken und Zurückziehen der Alpengletscher gekommen ist. Dabei formten sie nicht nur die Landschaft, sondern transportierten auch Steine aus den Alpen weit ins Vorland hinaus. Und so findet man heute in den Endmoränenwällen – die das maximale Vordringen der damaligen Gletscher dokumentieren – die ganze Vielfalt alpiner Gesteine.
Diese Steine sind oft von bezaubernder Schönheit, insbesondere dann, wenn Versteinerungen etwa von Schnecken- oder Ammonitengehäusen enthalten sind. Aus diesen Findlingen entstehen unter den Händen des Diplomgeologen Dr. Johann Wierer sowie seiner Frau Sybille besondere Kunstwerke, die allesamt Unikate sind. Beim Betrachten solcher Werke aus Ihren Händen erkennt jeder Besucher ihres Lapidariums, welche Hingabe und Begeisterung in ihnen stecken.
Als gelernter Diplomgeologe ist die Welt der Steine für Dr. Wierer kein Buch mit sieben Siegeln. Ganz im Gegenteil. Gezielt bereist er die Landschaft, um ganz bestimmte Stein-Exemplare aufzuspüren. Was für einen Laien schwer zuordenbar ist, erkennt Dr. Wierer beispielsweise als Granat-Glimmerschiefer, als Kalktuff oder als Serpentinit. Es ist absolut faszinierend, welch tolle Hingucker er und seine Frau mit einfachsten Mitteln zaubern. In reiner Handarbeit entstehen wunderschöne Anhänger, Blumenvasen oder Duftkugeln.
Staunenswertes Handwerk
Schon die Art und Weise, wie aus einem unförmigen Gesteinsbrocken eine oder mehrere Kugeln entstehen, lassen den Laien staunen: Mit einem diamantbesetzten Hohlbohrer wird aus dem rohen Stein ein Zylinder herausgebohrt, der anschließend mit dem gleichen Hohlbohrer im 90 Grad Winkel zur Zylinderachse nochmals angebohrt wird. Nach dem Vorschleifen auf einer Tischschleifmaschine wird dieser Rohling auf einer extra dafür ausgelegten, 700 Kilogramm schweren Schleifmaschine in Kugelform gebracht. Den Abtrag überschüssigen Materials übernehmen dabei hohlkegelige Schleiftöpfe.
Natürlich verarbeiten die Wierers nicht nur Steine aus der Region, sondern wenden sich auch Besonderheiten zu, die es nur an bestimmten Stellen auf der Welt gibt. So bieten sie beispielsweise Anhänger aus dem seltenen Gestein ›Nuummit‹ an, das aus Grönland kommt. Dieses Gestein war ursprünglich magmatisch und ist sagenhafte 2,8 Milliarden Jahre alt! Wenn man sich vor Augen hält, dass die Erde rund 4,7 Milliarden Jahre alt ist und vor rund 4 Milliarden Jahren sich eine feste Erdkruste herausbildete, kann gesagt werden, dass Nuummit eines der ältesten Gesteine ist, das man finden kann.
Nicht weniger beeindruckend sind steinerne Schmuckstücke, in denen Ammoniten oder Schnecken eingeschlossen sind. Ammoniten, gehäusetragende Tintenfische, lebten über einen Zeitraum von 350 Millionen Jahren und starben vor rund 66 Millionen Jahren aus. Schnecken bevölkern die Meere bis heute. Doch sind die von Dr. Wierer verarbeiteten Exemplare aus dem Salzkammergut auch schon rund 80 Millionen Jahre alt. Selbst Ziegelsteine aus dem Mittelalter eignen sich für schönen Schmuck. Der Grund liegt darin, dass damals beim Brennen manche Ziegel überhitzt wurden, was zu einem besonderen, dekorativen Schmelzgefüge führte, das durch Schleifen sichtbar gemacht werden kann.
Für Begeisterungsfähige
Wer nun Feuer gefangen hat, sich einem neuen, hochinteressanten Hobby zuzuwenden, kann sich von Dr. Wierer in die Tiefen des Steinschleifens einführen lassen. Hier wird unter anderem gelernt, dass sich zwar die meisten Steine mit einem wassergekühlten, diamantbestückten Sägeblatt trennen lassen, einige besonders zähe Schmucksteinarten aber eine langsam laufende, schneidölgekühlte Säge erfordern.
Nach den wichtigen Grundlagen geht es über zum Zuschleifen eines Steins mittels unterschiedlich gekörnter Schleifräder, bis hin zum Polieren des eigenen Werks. Doch Vorsicht – Steinschleifen hat Suchtpotenzial! Jedoch kann Entwarnung gegeben werden, denn was gibt es Schöneres, als ein Hobby zu betreiben, welches das Auge erfreut und den Geist bildet?
Download
Diesen Artikel finden Sie auch in Ausgabe 5/2020 auf Seite 88. Zum besagten Heft führt ein Klick auf den nachfolgenden Button!
Mehr Informationen zum Lapidarium:
Lapidarium Dr. Johann Wierer | |
Kirchdorferstraße 13 | |
83527 Haag in Oberbayern | |
Tel.: 08072 371 422 | |
Fax: 08072 371 940 | |
E-Mail:wierer@gmx.de | |
www.lapidarium-wierer.de |
War dieser Artikel für Sie hilfreich?
Bitte bewerten Sie diese Seite durch Klick auf die Symbole.
Zugriffe heute: 1 - gesamt: 2339.