Der Fleischpreis und die Politik
Die Ursachen für den Fleisch-Preisverfall
Der Verbraucher wird seit geraumer Zeit angemahnt, auf Fleisch zu verzichten, zumindest jedoch den Konsum stark einzuschränken. Wer auf Fleisch nicht verzichten möchte, wird angehalten, zu hochpreisigem Fleisch zu greifen. Dabei wird jedoch übersehen, dass sich Verbraucher nach ihren monetären Möglichkeiten richten müssen, sich zu ernähren. Die Fleischpreise haben demnach sehr viel mit einer aus dem Ruder gelaufenen Abgaben- und Steuerpolitik zu tun.
Zusammenhänge zu erkennen, sollte eigentlich ein grundsätzliches Rüstzeug für all diejenigen sein, die ein politisches Mandat anstreben. Vielfach ist jedoch festzustellen, dass über diese wichtige Eigenschaft ein beträchtlicher Teil der in Deutschland tätigen Abgeordneten nicht in ausreichendem Maße verfügt. So kann man beispielsweise über die Aussage, dass der Kunde an der Schieflage der deutschen Fleischindustrie, am Leid der Tiere sowie am Verfall der Fleischpreise alleinige Schuld hat, nur den Kopf schütteln.
Politisch Verantwortliche weisen jede Verantwortung weit von sich, werden sie darauf aufmerksam gemacht, diesbezüglich ein gerütteltes Maß an Schuld für diese Entwicklung zu haben. Sie wollen nicht erkennen, dass insbesondere die alle vernünftigen Grenzen sprengende Fiskalpolitik in Deutschland eine Hauptursache für diese Entwicklung ist.
Es liegt auf der Hand, dass Menschen, denen man einen zu großen Teil ihres erarbeitenden Lohnes über Steuern und Abgaben abnimmt, gezwungen sind, mit dem verbleibenden Geld extrem sparsam zu wirtschaften. Es werden vielfach nur billigste Kleider getragen, qualitativ grenzwertige Möbel vom Discounter angeschafft und beim Lebensmittelkauf allergünstigste Schnäppchen bevorzugt. Nur so sind vom Fiskus übermäßig geschröpfte Menschen in der Lage, mit ihrem Lohn auszukommen beziehungsweise eine Familie zu ernähren.
Mit dieser Steuerpolitik wurde eine katastrophale Entwicklung angestoßen, die zu einer starken Umweltbelastung durch die Produktion qualitativ grenzwertiger Produkte führt und zudem dafür sorgt, dass sich ein immer größerer Teil der Bevölkerung viel zu wenig gesunde Nahrungsmittel leisten kann.
Beobachten lässt sich diese fehlgeleitete Abgabenpolitik, die man durchaus als Räuberei vonseiten des Staates einordnen kann, an der zunehmenden Anzahl von Menschen, die Flaschen sammeln oder sich in die immer länger werdenden Schlangen einreihen, die sich vor Tafeln bilden. In einem Land, das von interessierter Seite vielfach als reiches Land bezeichnet wird, dürfte es solche Bilder überhaupt nicht geben.
Dass der Vorwurf einer weit überzogenen Abgabenpolitik nicht ungerechtfertigt ist, zeigt beispielsweise der Blick in die Schweiz, wo der Fiskus den Bürgern nicht so tief in die Tasche greift. In der Schweiz werden mit die höchsten Löhne in Europa bezahlt, gleichzeitig liegt die Abgabenquote in diesem Land unter 30 Prozent. Dadurch haben Schweizer Bürger deutlich mehr Geld zur Verfügung, um sich vernünftig zu kleiden und hochwertig zu ernähren.
Es ist kein Wunder, dass dadurch die Preise für Lebensmittel deutlich höher sind als in Deutschland. Dies ist jedoch kein Nachteil. Vielmehr wird dadurch sichergestellt, dass Bauern entsprechende Geldmittel für ihre Lebensmittel erhalten, die es erlauben, nicht zuletzt in das Tierwohl zu investieren. Hierzulande ist hingegen zu beobachten, dass Bauern angesichts der nicht kostendeckenden Preise ihrer Produkte vielfach den Hof aufgeben. Verwahrloste Gehöfte, brachliegende Äcker und ungepflegte Wälder sind die sichtbaren Schandflecken einer Fiskalpolitik, die man nur als verantwortungslos bezeichnen kann.
Herzlichst
W. Fottner
Chefredakteur ›Welt der Fertigung‹
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