Elektronische Mogelpackungen
Flachbildfernsehgeräte als Gräuel
Mogelpackungen sind ein lästiges Ärgernis. Sie suggerieren mittels einer ausladenden Verpackung einen üppigen Inhalt. Dieser Marketingtrick zieht Kunden das Geld für einen mageren Inhalt aus der Tasche. Diese Masche funktioniert auch bei Technikprodukten, wie nicht zuletzt Flachbildfernseher zeigen. Hier wird von einigen Herstellern ein tolles Bild mit einer miserablen Bedienung kombiniert. Doch es gibt auch Hersteller, die im Kunden noch einen König sehen.
Betritt man den Verkaufsraum von Fernsehhändlern, wird man von immer größeren Geräten in Empfang genommen. Das Streben nach dem noch ausladenderen Bild kennt offenbar keine Grenzen, obwohl sich das Wohnzimmer der meisten Bürger sicher nicht mit Kinomaßen messen lässt. Dieser Mangel wird mit immer brillanteren Bildern ausgewogen, die in UHD- beziehungsweise 4k-Auflösung überzeugen können. Dies erlaubt es, Riesenbildschirme auch in kleineren Wohnzimmern aufzustellen, da die Nähe zum Fernseher dem Fernsehgenuss durch nahezu unsichtbare Pixel und höchsten Wiederholraten nicht abträglich ist. Die Bilder wirken wie gemalt und sind angenehm zu betrachten – sofern entsprechendes Sendematerial zur Verfügung steht.
Doch hier beginnt bereits das „ja, aber…“. Noch lange nicht alle Sendeanstalten senden in HD oder gar UHD. Infolgedessen ist der Fernsehgenuss beträchtlich getrübt, wenn auf einem Riesengerät schlechtes Material visuell konsumiert wird. Doch für diese Beeinträchtigung können die Hersteller nichts, sie sind schlicht ihrer Zeit voraus. Die Nachzügler sind die Fernsehanstalten, die viel zu langsam umstellen. Wenn sie es dann getan haben, muss eine Dekoderkarte gekauft werden, will man die Talente seines neuen Fernsehers nutzen.
Dies ist jedoch Marktwirtschaft. Der Kunde entscheidet, was angeboten wird. Bleibt die zahlende Masse aus, so wird auch ein Angebot sich wandeln müssen, schließlich soll damit Geld verdient werden. Dieser Wandel ist an der verborgenen Technik der Flachbildfernseher nahezu spurlos vorübergegangen. Es scheint, dass es dem Kunden erst zuhause auffällt, dass er ein Gerät erworben hat, das sich seinen Einstellbemühungen erfolgreich entzieht. Viel zu oft wird scheinbar schulterzuckend in Kauf genommen, dass man keine nach seinen Vorstellungen geordnete Programmliste hinbekommt. Zu kompliziert ist das Verfahren und zudem nur mit einer Bedienungsanleitung zu meistern, die zunächst aus der Hersteller-Homepage heruntergeladen werden muss.
Der Kunde tröstet sich mit dem schönen Bild und nimmt in Kauf, dass das Erste Programm auf Kanal 253 zu finden ist und sich das ZDF nur mit der Taste „1“ aufrufen lässt. Auch die lange Umschaltzeit beim Programmwechsel wird hingenommen, obwohl dieser Makel technisch nicht nötig wäre. Weil der massenweise Protest der Käufer ausbleibt, erfährt der Hersteller nichts vom Mangel seiner Produkte, sieht daher keine Veranlassung, hier eine Änderung herbeizuführen.
Insbesondere ein südkoreanischer Hersteller täte gut daran, sich der Bedienung seiner Fernsehgeräte anzunehmen. Unlogische und überfrachtete Funktionen trüben die Freude am Gerät. Wer sich die Mühe macht, die Kanalliste zu entrümpeln, stellt später fest, dass dieses Vorgehen Zahlenlücken hinterlassen hat, die sich mit Bordmitteln nicht schließen lassen.
Hier gilt es, zunächst ein Programm aus dem Internet zu laden, um den Wunsch umzusetzen. Es muss in aller Deutlichkeit gesagt werden, dass dies insbesondere gegenüber älteren Menschen eine Unverschämtheit ist, da diese nicht unbedingt einen PC geschweige einen Internetzugang besitzen. Möchten Sie eine geordnete Programmliste auf ihrem Gerät haben, so sind sie auf den Fachhändler angewiesen, der dafür unter Umständen einen satten Betrag berechnet.
Und selbst dann müssen sie unter Umständen mit einem weiteren Manko des Geräts leben, da so mancher Hersteller seine Fernsehgeräte-Software wohl nur stiefmütterlich pflegt. Es ist beispielsweise nicht selbstverständlich, dass beim Aufrufen der Untertitel die aufgerufene Seitennummer ausgeblendet wird. Diese ist während der ganzen Sendung links oben zu lesen, was ein absolutes Unding ist und den Fernsehgenuss extrem stört.
Dies zeigt, dass Fernseher durch fehlende Kundenrückmeldungen mittlerweile zu einer großen Mogelpackung geworden sind. Der Verkauf erfolgt mittels wirklich guter Fernsehbilder, während die ungewöhnlich mangelhafte Software dem Kunden erst zuhause auffällt.
Doch das muss nicht bei jedem Hersteller der Fall sein. Beispielsweise geben sich die Unternehmen Technisat und Panasonic wirklich viel Mühe, die Bedienung ihrer Fernsehgeräte logisch und intuitiv zu gestalten. Bei Fernsehern von Panasonic werden sogar Untertitel automatisch eingeblendet, wenn solche ausgestrahlt werden. Es muss dazu nicht umständlich eine Videotextseite aufgerufen werden. Selbst die bei anderen Geräten sichtbare Seitenzahl wird bei Panasonic-Geräten ausgeblendet. Wer Untertitel nicht benötigt, kann sie mittels eines einzigen Knopfdrucks deaktivieren. Auch die Programmliste ist rasch und ohne eines PC-Einsatzes eingerichtet.
Käufer sollten also Zeit mitbringen und sich beim Fernsehkauf auch die Bedienung des Geräts erläutern und sich nicht nur vom tollen Bild blenden lassen. Sie sollten sich zudem nicht scheuen, bei späteren unliebsamen Enttäuschungen ihren Unmut beim Händler zum Ausdruck zu bringen. Nur so bekommt der Hersteller ein Feedback und kann seine Produkte den Käuferwünschen anpassen.
Wer hingegen schulterzuckend hinnimmt, einer Technik-Mogelpackung aufgesessen zu sein, verhindert Verbesserungen und wird womöglich in einigen Jahren mit Geräten überrascht, die noch weit schlechter zu bedienen sind als das alte Gerät. Der Hersteller wird sagen, dass der Käufer gute Bilder wünscht und an der Bedienung nichts auszusetzen hat. Und das ist dann nicht einmal gelogen.
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