Müde Füße kaufen keine Werkzeugmaschinen
Warum die EMO nach München umziehen sollte
Warum die EMO von Hannover nach München ziehen sollte, erläutert Wolfgang Fottner, Chefredakteur der ›Welt der Fertigung‹.
Wolfgang Fottner
»München ist der bessere Messestandort für die EMO‹
Leistungsstärker, schneller, innovativer – auf der EMO waren wieder einmal zahlreiche Highlights zu sehen, um die eigene Fertigung fit für den immer raueren Wettbewerb zu machen. Maschinenhersteller, Softwareproduzenten und Komponentenexperten geben sich alle Mühe, ihre Produkte noch schlagkräftiger zu machen.
Was sich seit Jahrzehnten diesem Elan nicht anpasste, ist das Messegelände von Hannover. Die Moderne in den Hallen wird hier nicht abgebildet. Weder verkehren moderne, selbstfahrende Elektrobusse auf dem ausgedehnten Gelände, noch gibt es Laufbänder für müde Messebesucher. Die Errungenschaften moderner Logistik sind im Zeichen des Hermeskopfs nicht zu entdecken.
Was im Gründungsjahr 1947 passend war, ist mittlerweile zur Tortur geworden. Viel zu weite Strecken verhindern, dass sich Besucher zunächst rasch einen Überblick über die Messe verschaffen können, um danach gezielt die für sie interessanten Stände aufzusuchen. Müde Füße verhindern oft, dass während der Erkundungsrunde entdeckte Produkte erneut in Augenschein genommen werden, wenn nach Absolvierung des Pflichtprogramms der Besucher zu weit von der entsprechenden Halle entfernt ist. Die Weitläufigkeit des Messegeländes verhindert Umsatz, was sicher nicht im Sinne der Messebetreiber ist.
Zwar wird in Hannover die größte Investitionsgütermesse der Welt abgehalten, doch mit Sicherheit nicht die Modernste. Hier haben Stuttgart und München eindeutig mehr zu bieten. Die Hallen sind dort richtig angeordnet und dadurch ohne Gewaltmarsch erreichbar. Ein mehrmaliges Wechseln der Hallen ist selbst im Fall von maximal voneinander entfernten Standpunkten problemlos und kraftsparend möglich. Beide Städte verfügen zudem über internationale Flughäfen, während in Hannover noch nicht einmal anständige Inlandsflüge angeboten werden.
Anzumerken ist, dass das Zentrum der Maschinenindustrie eindeutig im Süden liegt. Dies bedeutet, dass der Großteil der Interessenten bereits hier wohnt, daher keine weite Anreise zu einer der wichtigsten Messen nötig wäre. Dieses Plus würde auch den Maschinenherstellern aus der Schweiz, Spanien, Italien oder Österreich zugutekommen, die weniger Logistikaufwand und Kosten hätten, um auf einer im Süden stattfindenden EMO auszustellen.
Hinzu kommt, dass vor allem in München durch das vorherrschende große Angebot Mondpreise für Hotel- und Pensionszimmer undenkbar wären. Wie Aussteller berichten, reisen rund 30 Prozent ihrer Kunden wegen der zu Messezeiten verlangten Abzockerpreise nicht zur EMO nach Hannover, was eine massive Bremse in Sachen Umsatz darstellt.
Ganz zu Schweigen von der durch die horrenden Zimmerpreise eingeschränkten Entsendung der operativen Mitarbeiter auf die EMO nach Hannover. Im Gegensatz dazu könnte der Firmenchef durch die relativ moderaten Zimmerpreise in München sogar mit seiner Ehefrau anreisen, die vor Ort ein prima Ambiente zum Shoppen, für Museumsbesuche oder für Tagesauflüge vorfindet. Es ist sicher nicht weit hergeholt, dass die gute Laune der Ehefrau sich auch auf die Kauflaune ihres Mannes in Sachen Investitionsgüter auswirkt.
Genug Argumente, um München als EMO-Standort ins Auge zu fassen.
Herzlichst
W. Fottner
Chefredakteur ›Welt der Fertigung‹
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