Ein MP3-Player für Kinder wird Kult
Eine gute Idee erobert die Welt
Unter dem Namen ›Hörbert‹ hat das Unternehmen Winzki einen sehr erfolgreichen MP3-Player für Kinder auf den Markt gebracht. Winzki-Geschäftsführer Rainer Brang erzählt, wie er auf diese Idee gekommen ist.
Sehr geehrter Herr Brang, mit dem Hörbert haben Sie einen Renner im MP3-Player-Markt platziert. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Rainer Brang: Hörbert ist aus meiner erfolglosen Suche nach einem ansprechenden und gut klingenden Player für die eigenen Kinder entstanden. Nachdem wir für unseren ersten Sohn immer die heimische Stereoanlage bedient hatten, und das für alle Beteiligten gelegentlich im Frust endete, dachte ich, dass es einfach wäre, einen Player für sein Kind zu finden. Ich war sehr verblüfft, dass ich damals auf meiner Suche wirklich gar nichts Kindgerechtes finden konnte, das gut klingt.
Dabei ist es für Eltern wirklich eine Erleichterung, wenn sie für ihre Kinder nicht ständig den DJ spielen müssen. Ich war nicht bereit, meine Ansprüche herunterzuschrauben, denn wenn ein Kind sein Gehör entwickelt, ist meiner Meinung nach kein Platz für schlechten Klang. Mobil sollte es sein, denn Kinder sind es auch. Und Plastik kam nicht in Frage, denn die Kinder in unserer Gesellschaft spielen heute mit dem Plastik, das Sie später im Leben entsorgen müssen.
Was gab den Ausschlag, das Gerät in Serie zu fertigen?
Brang: Diese Entscheidung haben meine Frau und ich damals im „Familienrat“ gefällt. Es wurde nämlich sehr aufwendig, für Nachbarskinder und Patenkinder lauter Einzelstücke zu fertigen. Aber bei allen Kindern spürbar war die unglaubliche Freude und Begeisterung, jetzt einen Player ganz selbst bedienen zu können. So wurde aus einem Hobbyprojekt die Idee geboren, eine Konstruktion zu finden, die sich halbwegs effizient und wiederholbar montieren lässt. Eine ordentliche Portion Naivität rettet den Erfinder über die Zweifel hinweg, und wenn die ersten Vorserienmodelle kein Totalausfall sind, lassen sich die nächsten Schritte in kleineren, verbessernden Iterationen bewältigen.
Wie lange dauerte es, eine serientaugliche Version zu entwickeln?
Brang: 14 Monate dauerte die Entwicklung und die Suche nach den ersten Lieferanten. Das habe ich damals schon in Vollzeit betrieben, denn selbstständig war ich ohnehin schon, und ich hatte gerade ein Softwareprojekt abgeschlossen. In dieser Zeit konnte man nicht bestimmen, wann plötzlich eine neue Idee ein kniffliges Konstruktionsproblem löst, oder wann sich ein angefragter Lieferant zurückmeldet. Da ist es natürlich ein Luxus, wenn man ganztags dafür Zeit hat.
Viel Zeit musste darauf verwendet werden, die Bestandteile – Mechanik, Elektronik und Software – so auszubalancieren, dass keine Kompromisse gemacht werden müssen. Lieber sollte der Preis dem Produkt folgen, als andersherum. Da zum Produkt auch die Software gehört, und Hörberts Speicherkarte vorbespielt mit über zwei Stunden Inhalten geliefert wird, mussten auch Recherchen gemacht und Lizenzverträge geschlossen werden. Selbst der Shop ist eine Eigenentwicklung, da er vollautomatisch arbeiten musste, während ich Hörberts montierte.
Welche besonderen Probleme mussten dazu gemeistert werden?
Brang: Hörbert ist eine komplette Eigenentwicklung. Es finden darin keine vorgefertigten Komponenten, wie etwa ein fertiges MP3-Player-Modul Verwendung. Während ich aufgrund meines Studiums mit der Elektronik und Software kein Problem hatte, musste ich mir zunächst einiges an Fachwissen über die Ver- und Bearbeitung von Holz aneignen. Nicht jeder Lieferant nimmt einen da als Anfänger ernst. Da muss man sich erst beweisen, und sich an eine serientaugliche Konstruktion herantasten, die auch technisch zu fertigen ist. Meine erste naive Idee bestand quasi aus einem Klotz und einer 3D-CNC-Fräse. Beim Angebot über 700 Euro für den ersten Prototypen habe ich das aber verworfen (lacht). Prinzipiell hat mir geholfen, dass ich immer schon gerne Geräte zerlegt und sie am liebsten von innen betrachtet habe. Die Garantie von Geräten ist für mich nur ein Countdown bis zum ersten Aufschrauben. Das ersetzt so manche Suche nach Lösungen, die es „da draußen“ schon gibt. An manchen Stellen stellte ich mir Bedingungen, die bis heute die Anfertigung von Sonderteilen rechtfertigen: So hat zum Beispiel unsere Rückwandschraube, die den Schiebedeckel hält, einen Schlitz, in den eine Münze als Werkzeug passt. Die technische Zeichnung dafür anzufertigen, war zum Teil Neuland. Ein bisschen Glück war auch dabei, das erkennt man dann beim ersten Lieferantenwechsel, wenn ein Muster plötzlich ganz anders aussieht.
Über welchen Weg vertrieben Sie die ersten Exemplare und wann war das?
Brang: Im Dezember 2011 gingen die ersten Hörberts aus der Serienfertigung über den Online-Shop an die Kunden. Das war sehr spannend, weil ich jedes Gerät noch vor dem Verpacken eine halbe Stunde in den Händen hin- und hergedreht habe, ob es denn auch gut genug für „Fremde“ ist. Den Online-Shop hatte ich damals auch komplett von Null auf selbst geschrieben, da er die komplette Bestellabwicklung und Buchhaltung erledigen musste, während ich Hörberts fertigte. Immerhin sieben Jahre hat der Shop gehalten, bis heute so viele Personen daran arbeiten müssen, dass es jetzt effizientere Möglichkeiten für einen eigenen Shop gibt. Seit Tag Eins können die Kunden Hörbert übrigens personalisiert kaufen, dafür fertigen wir eine Namensgravur mit einem Lasergravierer. Das hat sich als Besonderheit Hörberts bewährt.
Wie sind Sie auf den sinnigen Namen „Hörbert“ gekommen?
Brang: Der Name „Hörbert“ kam, sah und siegte. Es war klar, dass ein Gerät, das sich so eng in die Familie integriert, wie schon unsere Prototypen das taten, auch einen richtigen Namen und kein Kürzel verdient. Und wie bei vielen Teilen Hörberts steckt noch ein zweiter Sinn darin, deshalb ist der Name zugleich ein Wortspiel geworden. Diese mehrfach-Bedeutungen oder Mehrfachnutzen ziehen sich durch das Design des ganzen Geräts und werden deshalb auch im Namen sichtbar. Ich habe Spaß daran, Dingen einen weiteren Aspekt mitzugeben.
Und was bedeutet der Firmenname „Winzki“ ?
Brang: Das hatte eher pragmatische Gründe: Ursprünglich habe ich als Softwareentwickler iPhone-Apps für kleine Kinder (WINZige KInder) geschrieben, also ist WINZKI ein Wortgeschnipsel. iPhone Apps gehörten damals einfach ins Portfolio, sowas musste man damals einfach mal geschrieben haben. Super erfolgreich war das nicht, aber der Name war frei, die Domain war meine, und das reicht für ein Startup.
Wie viele Mitarbeiter hatten Sie zum Start?
Brang: Ich habe anfangs sogar einige Jahre ganz alleine gearbeitet. Das war leichter zu kalkulieren, und es hat die Firma nicht gleich ins Wanken gebracht, wenn ich im ersten Jahr vier Tage auf eine Bestellung warten musste. Alleine Hörberts zusammenzuschrauben und dabei stundenlang Hörspiele zu hören, ist mindestens entspannend, wenn nicht sogar meditativ. Finanziell konnte ich aus meinen Rücklagen als Selbstständiger mein eigenes Startup finanzieren.
Mir war das damals die einleuchtendere Methode im Gegensatz zu einer Fremdfinanzierung vom ersten Moment an. Ich kann nicht einmal sagen, ob die Startup-Fördermöglichkeiten damals schon so vielfältig waren wie heute. Möglicherweise erkennt mancher darin die Denke des Tüftlers, der ganz in der Entwicklung gefangen ist. Aus meiner jetzigen Sicht erkenne ich natürlich die Finanzierungswege, die ich hätte einschlagen können, die auch zu einem funktionierenden Ergebnis geführt hätten. Mir persönlich hat das langsamere Wachstum bei längerer Unabhängigkeit gut getan, damit sich die Werte hinter dem Unternehmen nicht den Zwängen von außen beugen mussten.
Gab es irgendwelche Vorbehalte seitens der Banken bei der Finanzierung des Projekts ›Hörbert‹?
Brang: Banken? Welche Banken? (lacht) Spaß beiseite: Tatsächlich haben wir erst seit diesem Jahr eine Bank für die Wachstumsfinanzierung, und die hat es natürlich leicht, wenn sie sich die Vergangenheit und unser Wachstum anschaut. Selbst bevor ich ein paar Banken abgeklappert habe, konnte ich im Familien- und Freundeskreis bessere Geldanlagen bieten, als die Tagesgeldkonten aller Banken zusammen. Durch einen langsameren Start war ich in der Lage, zu beweisen, dass es funktioniert.
Wenn wir jetzt Fremdkapital aufnehmen, können wir den Investoren direkt Fotos von den fertigen Hörberts im Lager schicken, die den Gegenwert des Fremdkapitals in „Hardware“ darstellen. Tatsächlich stellen wir fest, dass sowohl bei Privatpersonen als auch bei unserer Bank das Interesse an der Andersartigkeit besteht. Manche Eigenschaften Hörberts muten an wie „gegen den Trend“ gemacht: Robustheit, Reparierbarkeit des Produkts und organisches Wachstum des Unternehmens. Dafür setzen wir an anderer Stelle richtig moderne Zeichen, etwa mit unserer Unternehmensführung in Selbstorganisation – aber das Thema würde ein ganz eigenes Interview füllen.
Sie achten beim Hörbert auf absolut perfekte Qualität. Hatten Sie Probleme, Unternehmen zu finden, die Ihnen entsprechende Produkte zuliefern?
Brang: Das haben wir ständig, immer noch, und reih-um mit all unseren Teilen. Und wenn es dann mit einem Lieferanten toll läuft, wachsen wir schneller als er, und müssen uns auch noch von den Guten trennen. Das tut dann besonders weh. Grundsätzlich erlangen wir immer mehr Übung darin, zu erkennen, ob unser Gegenüber die Anforderungen versteht, oder denkt „das wird sich schon geben“. Tut es aber nicht. Wir haben sehr wenig Spielraum, da die Konstruktion Hörberts überall offen sichtbar ist. Wir müssen bestimmte Toleranzen in bestimmten Bauteilen abfangen können, dazu müssen andere Bauteile super präzise sein.
Welche Probleme hinsichtlich der Teilequalität gab es zu lösen?
Brang: Es trifft wirklich alle Teile, glücklicherweise nicht alle gleichzeitig. Und besonders Eines verblüfft mich jedes mal aufs Neue: Sogar einfache Schrauben nach DIN (M4, Flachkopf mit Innensechskant) kommen bei jeder dritten Lieferung mit einem Grat um den Innensechskant an, der die dünne Haut von Kinderfingern locker aufschlitzen kann. Da steht beim Lieferanten einfach keiner neben der Maschine, der alle 10 000 Teile sein Produkt wenigstens kurz in die Hände nimmt, um die Maschine nachzujustieren.
Aber für uns ist das Ausschuss. Da frage ich mich jedes mal, ob wir wirklich so viel verlangen, oder warum das keinen stört. Nachdem wir in einem Weihnachtsgeschäft in den ersten Jahren sogar aus Verzweiflung Edelstahlschrauben manuell auf einem Wetzstein entgraten mussten, haben wir ein Jahr lang Schrauben zum zehnfachen Preis in kleinen 100-er Päckchen gekauft, bis auch die plötzlich nicht mehr gratfrei waren. Das Thema werden wir wohl nie los.
Kommen die Komponenten des Hörbert alle aus Deutschland?
Brang: Über 90 Prozent der Norm- und Fertigungsteile haben ihre Herkunft in Deutschland. Bei den Chips und den SMD-Bauteilen wird es allerdings schwierig, solche Komponenten fertigt hier einfach keiner mehr. Bei derartigen Teilen schauen wir dann zuerst in die Nachbarländer, und natürlich landet man bei manchen Teilen in Asien. Da plagen mich aber alleine schon wegen des langen Transportwegs die Umweltsorgen. Nur um bei jedem Teil noch lokaler zu werden, müssten wir unseren Kunden abverlangen, den ganzen Weg mit uns zu gehen – sprich noch viel teurer zu werden. Aber damit würden wir wirtschaftlich garantiert nicht überleben. Deshalb knöpfen wir uns immer wieder ein Teil oder einen Prozess vor, bei dem wir versuchen, noch näher bei uns einzukaufen.
Der Hörbert wird nach der Norm DIN EN 71 gefertigt. Was besagt diese Norm?
Brang: Die DIN EN 71 regelt alle Grenzwerte für Kinderspielzeug – mechanisch, was Maße und Festigkeiten angeht, chemisch in Bezug auf die Zusammensetzung und Migration von Stoffen – etwa beim Lutschen oder Handhaben. Aber auch um akustische Grenzwerte geht es, natürlich darf Kinderspielzeug nicht zu laut sein. Da stehen sehr strenge Anforderungen dahinter, die man aber erfüllen will, wenn man ohnehin hohe Ansprüche an das eigene Produkt hat. Ich hätte sowieso keine Lust, Hörbert mit schwermetallhaltigem Lack zu überziehen, das verbietet die DIN EN 71 auch. Man könnte sich nun darüber streiten, ob ein Gerät der Unterhaltungselektronik der DIN EN 71 genügen muss, aber wenn schon die Zielgruppe so klar ist, stellt sich die Frage nicht mehr.
An was wurde beim Hörbert alles gedacht, um diese Norm an diesem Gerät umzusetzen?
Brang: Ich drehe die Frage ein bisschen: Ich habe an meine Kinder gedacht. Es ist doch ganz einfach: Was ich nicht zuhause in den Händen meines Kindes haben will, das will auch die Norm nicht. Weichmacher, toxische Lacke, gefährliche Kabel oder Netzteile, oder zu hohe Lautstärke sind ganz einfach zu vermeiden: Unser Lautsprechergitter aus Edelstahl muss nicht lackiert werden, also brauchen wir uns dort um die Migration von chemischen Stoffen durch Speichel nicht sorgen.
Da wir ABS-Kunststoff für die Tasten einsetzen, brauchen wir uns um Weichmacher nicht zu kümmern, wir gehen sogar so weit, dass wir auch weichmacherfreie Kabel verwenden. Und wenn die Tasten aufgrund ihrer Form gar nicht erst nach vorne abgezogen werden können, müssen wir auch nicht darauf achten, mit welcher Kraft man ziehen müsste, um sie abzuziehen. Es geht schlicht und einfach gar nicht. So zieht sich das durchs ganze Design.
Wie Sie erwähnten, ist der Hörbert primär auf Kinder ausgerichtet. Was ist der besondere Vorteil des Geräts für Kinder.
Brang: Das „Selber können“ ist für die Kinder der entscheidende Knackpunkt. Hörbert ist ein Gerät, das sich immer vorhersagbar verhält: Es gibt keine rätselhaften Zeichen auf einem Display und nach wenigen Sekunden ist jedem Kind klar, wie Hörbert funktioniert. Manchmal ist der kleinste gemeinsame Nenner das Beste in einer gelegentlich verwirrenden Welt. Hörbert bedeutet Treue und Zuverlässigkeit. Zudem wächst Hörbert mit dem Kind mit, weil er immer neu bespielt werden kann.
Das Kind behält seinen Begleiter viele Jahre. Deshalb ist er auch reparabel, damit der Begleiter nicht irgendwann plötzlich weg ist. Da haben die Kinder nun ein Stück „Wert“ in der Hand, und sie erkennen es auch selbst. Sicher ist es auch ein Vorteil, dass unabsichtliche Rempler oder Stürze nicht so gravierend sind, denn Hörbert steckt schon ordentlich was weg.
Für welche interessante Zielgruppe eignet er sich der Hörbert noch?
Brang: Ganz klar schielen die Eltern der Kinder auch auf ihre eigenen Eltern. Oder andersrum: Wenn Oma und Opa den Hörbert beim Enkel sehen, hört man nicht selten den Satz: »Mensch, den könnte ich auch benutzen.« In dieser Altersgruppe der Großeltern wird die handwerkliche Qualität geschätzt. Ganz schnell eröffnen sich auch Möglichkeiten in der Pflege für die nicht mehr so rüstigen Senioren, da haben viele unserer Kunden schon mit Erfolg Pionierarbeit für uns geleistet. Nicht zu vergessen sind auch körperlich oder geistig behinderte Menschen, denen ein robustes Gerät mit einfachster Bedienung ein ganzes Universum an neuen Möglichkeiten eröffnen kann.
Was haben diese Zielgruppen vom Hörbert zu erwarten, anders ausgedrückt, warum eignet sich das Gerät auch für sie?
Brang: Wenn Senioren fit und aktiv sind, wünschen sie sich zum Beispiel ein solides und schönes Gerät fürs Wohnmobil. Kein Problem, denn Hörbert macht überall einen guten Eindruck. Er ist mobil und beinhaltet so viel Speicherplatz, dass es auch für ein großes Repertoire an Inhalten reicht. Wenn es um Pflegefälle, etwa bei Demenz- oder Alzheimerpatienten geht, nützt Hörberts Einfachheit, um den Menschen immer noch ein Mindestmaß an Selbstbestimmung zu ermöglichen – selbst wenn wir dafür einen Hörbert mit nur noch einer Taste (oder gar keiner) bauen, um die Menschen nicht zu überfordern.
Und schließlich haben wir mit Hörbert auch Kunden mit behinderten Familienmitgliedern helfen können, und sei es nur durch einen leichtgängigeren Ein/Ausschalter mit längerem Hebel. Das kann ein großer Hersteller gar nicht realisieren. Dafür braucht man ein offenes Ohr und die technischen und organisatorischen Möglichkeiten eines kleinen Betriebs. Und den Wunsch, helfen zu können.
Wie funktioniert eigentlich die Bedienung des Hörbert?
Brang: Natürlich kinderleicht! Einschalten am Kippschalter: Hörbert spielt. Ausschalten: Hörbert schweigt. Und dazwischen kann man zur Auswahl der Speicherkarten-Inhalte neun bunte Tasten drücken. Hinter jeder Taste liegt aber nicht nur ein Lied, sondern eine ganze Playlist. Sprich: Wenn man die selbe Taste mehrmals drückt, springt man in der Playlist dieser Farbe immer einen Titel weiter. Mittels eines Drehknopfs kann man die Lautstärke regeln. Einen schnellen, hörbaren Vorlauf gibt es, und zurück springen kann man mit einer anderen Taste. Kein Bedienelement ist mehrfach belegt, und jedes Bedienelement ist durch seine Position oder sein Aussehen eine Funktion zuordenbar.
Was wird alles benötigt, um die SD-Speicherkarte mit Musik oder Hörbüchern zu bespielen?
Brang: Dafür ist auf der Speicherkarte (oder von unserer Website) die Hörbert-Software erhältlich, die auf Mac oder Windows läuft. Um die eigene Musik und Hörspiele in der richtigen Reihenfolge auf den richtigen Knopf zu bringen, ist auf jeden Fall eine Art Verwaltungssoftware notwendig. Als kleinen Kniff wandelt die Software die Inhalte gleich in ein Format um, das mit Hörberts winzigem Prozessor besonders stromsparend abgespielt werden kann. Damit kommen wir auf fantastische 50 Stunden Laufzeit mit einem Satz Batterien oder Akkus.
Ausserdem ist die Software überhaupt nicht wählerisch, welche Audioformate sie einliest. Nur bei DRM-geschützten Dateien ist aus Gründen der Legalität Schluss. Tut aber nicht weh, weil es auf der anderen Seite so viele freie Inhalte im Internet gibt, und das nicht nur abseits vom Mainstream. Und mit einer Münze schrauben Sie die Schraube auf, die den Schiebedeckel der Rückwand festhält.
Wie viele Hörberts werden aktuell pro Monat produziert?
Brang: Knapp 1 000 Stück jeden Monat. Unser Produktionsteam hat sich zu einer gleichmäßigen Fertigungsrate entschlossen, um Schwankungen bei den Lieferanten nicht im Weihnachtsgeschäft abfangen zu müssen. Somit müssen wir auch nicht im Herbst kurzfristig Hilfskräfte anheuern, was die Gefahr von Qualitätsproblemen birgt. Der Hörbert, den Sie vor Weihnachten kaufen, hat deshalb die gleiche sorgfältige Fertigung erfahren, wie der vom März. Würden wir nach unserer Prognose je nach Monat unterschiedliche Mengen fertigen, dann wäre das Risiko zu groß, bei einem Problem eines Zulieferers in Stoßzeiten nicht mehr produzieren zu können. Zudem verkaufen wir im letzten Quartal des Jahres so überproportional viele Hörberts, dass wir das gar nicht abfangen könnten.
Sie haben auch einen Bausatz im Angebot, mit dem sich handwerklich geschickte Bastler einen individuellen Hörbert zusammenbauen können. Was wurde damit bereits realisiert?
Brang: Unglaubliches: Ein umgebautes Playmobil-UFO – sogar mit angesägter Platine, weil sie an einer Stelle abgerundet sein musste. Ein Holzfußball aus einzelnen Facetten, mehrere Player im Stil von Dieter Rams, ein Hotel mit eingebauten Playern in Möbeln der Zimmer – alle tragen die bunten Tasten und begeistern die Besitzer oder Besucher.
Es ist absolut fantastisch, dass sich mein Tüftler-Spaß von damals auf diese Weise weiter verbreitet. Auch technische Experimente gibt es mit Solarzellen, fester Stromversorgung und so weiter. Das sind ausgesprochen kreative Eigenbauten, die wir so nie umsetzen würden – etwa aus Kostengründen oder weil wir alle Kreationen separat als Einzelstücke ins Messlabor bringen müssten.
Was haben Sie für die Zukunft rund um Hörbert geplant?
Brang: Hörbert selbst hat noch viel vor sich. Zuerst einmal müssen wir noch zu viele Kunden wieder wegschicken, weil wir als kleine Firma noch nicht in alle Welt liefern können. Da stehen allerhand Prüfungen nach den jeweiligen Landesnormen an, Registrierung für WEEE, Verpackung, Lizenzen für Datenträger und Inhalte. Aber wir wollen uns nicht ewig gegen die bald täglichen Anfragen aus aller Welt wehren. Und für unsere Bestandskunden würden wir gerne auch noch die eine oder andere Speicherkarte mit Inhalten anbieten können.
Immer mehr kleine aber feine Verlage fänden das auch toll und melden sich bei uns. Und da wäre noch das, was unsere kreative Belegschaft Neues hervorbringt: Einige unserer Mitarbeiterinnen zweigten aus Teilen Hörberts ein Produkt ab, mit dem Kinder leichte handwerkliche Stickfähigkeiten lernen können. So wächst Hörberts Kreativ-Welt weiter.
Herr Brang, vielen Dank für das Interview.
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Diesen Artikel finden Sie auch in Ausgabe 1/2019 unseres Fachmagazins ›Welt der Fertigung‹ auf Seite 16. Zum besagten Heft führt ein Klick auf den nachfolgenden Button!
Bitte beachten: Dieses Heft steht ab 1.2.2019 zum Download bereit.
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