Irrtümer rund um die Atomkraft – Langfassung
Panikmache in Sachen Strahlung
Während die Energiewende zu exorbitant steigenden Strompreisen in Deutschland geführt hat, wurde die Sicherheit, stets Strom an die Verbraucher liefern zu können, massiv reduziert. Jederzeit kann ein Blackout Deutschland erfassen. Für eine Industrienation ein nachdenklich machender Zustand. Dr. Alois Hoeld beleuchtet die Szene.
Sehr geehrter Herr Dr. Hoeld. In den Medien ist zu erfahren, dass die Energiewende gut vorankommt. Auch verstummen angesichts der veröffentlichten Erfolgsmeldungen Kritiker der Energiewende. Wie sehen Sie die Situation?
Dr. Hoeld: Was aber ein Trugschluss ist. Und leider auch ein Hinweis, wie die öffentliche Meinung manipuliert wird. Die rein ideologisch bedingte Energiewende würde keinen Tag überleben, wenn die aufwendigen und nutzlosen Zuschüsse für die dafür aufgelegten Projekte wegfielen. Die Privilegierung von Ökostromprojekten (zusammen mit einer Abnahmegarantie auf 20 Jahre) ist so ein Beispiel. Die unter anderem das Ziel hat, den bei der Schließung der Kernenergieanlagen ausfallenden Atomstrom mit “Ökostrom“ zu kompensieren und deren Akzeptanz im Rahmen dieser vollkommen überhastet angeordneten Energiewende in der Öffentlichkeit zu fördern. Wobei man in den Umweltschutzorganisationen diesen als Strom definiert, der ohne Ausstoß von CO2 (oder Radioaktivität) produziert wird (Wie beispielsweise durch allerdings wetter- und tageszeitabhängige Wind- oder Photovoltaik Anlagen).
Was aber keinen Sinn ergibt. Denn CO2 selber ist, entgegen der Behauptungen dieser Organisationen, eben kein Umweltgift. Es ist im Gegenteil sogar (im Rahmen der Photosynthese für das Wachstum der Pflanzen sowie die Neuproduktion von Sauerstoff) unentbehrlich. (Gleichzeitig ist es möglich, die in fossilen Kraftwerken bei der Verbrennung mit freigesetzten und stark umweltschädlichen Stick- und Schwefeloxide bis zu 99 % aus den Abgasen herauszufiltern). Auch konnte bis jetzt nie nachgewiesen werden, CO2, ein schwaches Klimagas, trage wesentlich zum Treibhauseffekt bei. Es gibt keine Messungen, die der Nullhypothese widersprechen, dass CO2 jemals irgendwelchen Einfluss auf die Temperatur der unteren Troposphäre hat. Die Wirkung von Wasserdampf und besonders kondensiertem Wasser (sprich Wolken) aber auch von Methan scheinen hier eine weitaus größere Wirkung auf die Erderwärmung auszuüben.
Ganz abgesehen davon, dass es (zumindest in der Troposphäre) auch einen erheblichen Materie- und damit Wärmetransport (zwischen den auf- sowie abwärts strömenden Luft- und Wasseranteilen) gibt. Definiert man daher vernünftigerweise den Begriff “Öko“’ mit Blick auf die Umweltverträglichkeit des gesamten Produktionskreislaufs (beginnend mit dem Erzabbau, dem Transport, dem Normal- aber auch Störfallbetrieb, dem Flächenbedarf, der Verfügbarkeit bis hin zum Rückbau der Anlagen), so ist festzustellen, dass es prinzipiell keine Form der Stromerzeugung gibt, die mit Recht dieses Etikett zu tragen verdient. Jede hat seine ökologischen Vor- und Nachteile.
Der so beliebte aber gesetzlich sowieso nicht geschützte Begriff stellt also eine reine leere Worthülse dar. Genau so, wie der Zusatz “erneuerbar“ im Zusammenhang mit Energie prinzipiell kaum von Bedeutung ist (Noch dazu, wenn man bedenkt, dass die für diese Zwecke angewendeten immensen Kosten leider nicht mehr “erneuerbar“ sind). Trotzdem sind diese Begriffe für viele Profiteure ein willkommenes Transportmittel, mit denen man Geld in die eigene Tasche leiten, und für Politiker, mit denen man Wahlen gewinnen kann.
Neben den Gefahren stellen Kernkraftgegner die hohen finanziellen Anforderungen heraus. Wie gewichten Sie die Kostenfrage?
Dr. Hoeld: Es war mir immer unverständlich, dass über die staatliche Unterstützung der Kernenergie gemault wurde. Jede Regierung hat nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, für eine sichere und sorgenfreie Zukunft der eigenen Bürger zu sorgen. Und daher einzelne wichtige und vielversprechende Projekte entsprechend zu fördern. Dies erfolgte über Jahrzehnte hinweg mit großem Erfolg mit der Landwirtschaft, den Bergbauern, der Kohleindustrie oder dem Schiffbau.
Dass auch Umweltschutz (und somit ebenso die Kernenergie) einen wichtigen Posten im Fördertopf der Regierung einnehmen sollte, müsste eigentlich selbstverständlich sein. Die finanziellen Anforderungen begannen erst ins Immense zu steigen, als die immer stärker werdende Anti-KE-Bewegungen begannen, sich aus rein ideologischen Gründen immer mehr in die Belange einer seriösen Energiewirtschaft einzumischen.
Hat sich die staatliche Förderung der Atomtechnik demnach gelohnt?
Dr. Hoeld: Ja, zweifellos. Wobei es zunächst am Beginn der friedlichen Nutzung der Atomenergie (außer den üblichen Steuererleichterungen) keine explizit staatlichen Zuschüsse zur Planung und Errichtung von Kernenergieanlagen gab. Deren Entwicklung und Bau wurden, nach mehrfacher Aufforderung und ermuntert von den damaligen Regierungen, von den zwei großen Elektrofirmen Siemens und AEG zunächst auf eigene Faust in Angriff genommen. Ähnlich wie bei Airbus oder VW bei der Entwicklung eigener Modelle, mit der Erwartung, diese Kosten später dann durch den Verkauf dieser Anlagen wieder (mit Gewinn) hereinzubringen. Nur die gleichzeitige Arbeit an Reaktorsicherheitskonzepten wurde, was weniger bekannt ist, vom Bundesministerium für Umweltschutz direkt gefördert. Oder hätte man das Siemens und AEG überlassen sollen?
Dafür wurden insgesamt an die 40 Milliarden D-Mark aufgewendet. Ein Klacks im Vergleich zu den Gewinnen, die die deutsche Wirtschaft (und damit der Steuerzahler) durch diese neuen Techniken erwirtschafteten. Allerdings waren die Kernreaktorbaufirmen auch so naiv, die gesamten Risiken für den ungestörten Betrieb dieser noch jungen Technologie zu übernehmen. So trat im KKW Würgassen bald nach Inbetriebnahmen eine Unwucht in der Welle der neu entwickelten Turbine auf. Die Anlage musste für ein knappes Dreivierteljahr stillgelegt werden.
Die entsprechenden Verzugsstrafen brachten die AEG in eine ernste Finanzkrise. Einige Jahre später schlitterte sie, unter anderem auch bedingt durch weitere Managementfehler, in den Konkurs.
Mit welchen Fördersummen werden andererseits die benötigten Strommengen für den Ersatz des ausfallenden Atomstroms unterstützt
Dr. Hoeld: Alle Nuklearanlagen (so auch die deutschen) hatten vor ihrer Inbetriebnahme ein mehrjähriges Genehmigungsverfahren zu durchlaufen, bevor sie eine zunächst über bis zu 30-jährige Betriebserlaubnis bekamen. Die in Deutschland nach dem Unglück von Tschernobyl im Rahmen der Energiewende im Schnellgang (von ein paar Tagen) beschlossene und (bis zum Jahre 2021) in mehreren Schritten durchzuführende Abschaltung der bis dahin ohne Fehl und Tadel betriebenen 20 Kernenergieanlagen hatte somit keine gesetzliche Grundlage.
Die Besitzer mussten deshalb von der Regierung entschädigt werden, was in entsprechend immensen Kosten mündete. Die Art von Geldverschwendung in Sachen Kernenergie hatte mittlerweile Tradition. Sie begann schon sehr früh, also gleich nach der politischen Wende alle von der DDR übernommenen Kernenergieanlagen russischer Herkunft im Rahmen der Anti-KE Kampagne stillgelegt wurden. Mit der etwas fadenscheinigen Begründung, sie entsprächen nicht der Norm der Bundesrepublik. Erst nach der überstürzten Anordnung zur Stilllegung aller deutscher Anlagen begann man sich mit der Frage zu befassen, durch welch andere Energiequellen der nun ausfallende Atomstrom ersetzt werden könnte.
Wobei allein für Forderungen nach dem “Erneuerbaren Energie Gesetz (EEG)“ über mehr als 1 Billion (= 1000 Milliarden) EUR zur Förderung des dafür vorgesehenen angeblichen “Ökostroms“ vorzusehen waren. Wie das auch der frühere Umweltminister Altmeier feststellen musste. So wurden in den Jahren 2013/14/15 rd. 16,4, 20,0 und 24,1 Mrd. EU pro Jahr für diese Zwecke aufgewendet, beginnend im Jahre 2001 mit einem ganz kleinen Betrag. Über diesen spöttelte Jürgen Trittin, damals Umweltminister Deutschlands: “Weniger als ein Eis pro Haushalt“. Was sich ja mittlerweile drastisch geändert hat. Da wurde die 30 Mrd. EUR pro Jahr Grenze spielend überschritten (Von den stetig steigenden Stromnetzkosten nicht zu reden).
Riesig im Vergleich zu den von einer US Regierungsbehörde geschätzten Gesamtbelastung von $ 309 Mrd. des Jahrtausendbebens in Japan und der nachfolgenden Tsunami-Katastrophe (Geschätzte Kosten für die 3 geschmolzene Reaktorblöcke: Rd. 10 Mrd. $). Man muss sich daher fragen, wo die Katastrophe eigentlich stattfand? In Fukushima oder in den 9000 km entfernten Gehirnen der deutschen Politiker und Journalisten. Für diese sinnlosen Ausgaben werden die nachfolgenden Generationen noch geradestehen müssen. Und auch für die, entgegen den Intentionen der Grünen, damit verbundenen Umweltschäden.
Haben Sie eine Erklärung, warum sich die Menschen vor der Atomkraft so ängstigen und diese daher ablehnen?
Dr. Hoeld: Die Frage “Du bist gegen Kernenergie. Warum eigentlich?“ stelle ich allen meinen Freunden und Bekannten. Wobei ich sie auffordere, dies zunächst einmal für sich persönlich zu überdenken. Eine stichhaltige Antwort habe ich aber noch nie bekommen. Welchen Grund haben unsere Abgeordnete und an der Spitze die Kanzlerin, gegen Kernenergie zu sein? Und unsere Presse? All dioese Verantwortungsträger können ja nicht in einem rechtsfreien Raum leben. Sondern müssten Verantwortung gegenüber der Bevölkerung übernehmen. Unsere moralische Elite? Die letzteren vor allem in Hinblick auf die rasante Entwicklung der Weltbevölkerung.
Warum reagiert ein Grossteil unserer Mitmenschen so ablehnend? Ist es der Umweltschutzgedanke? Oder eine Kostenfrage? Oder die schon seit Menschengedenken existierende und logisch nicht erklärbare “Urangst“ vor dem Unbekannten? Als Hauptgrund für diese Kernenergie-Antipathie dürften aber doch wohl die vielen falschen Meldungen und Behauptungen sein, die einerseits aus Unkenntnis und Dummheit von einer mächtigen und einseitig ausgerichteten Presse laufend veröffentlicht oder von ideologisch geprägten Gremien bewusst gefördert und in unerklärlicher Weise von einer vollkommenen apathischen Regierungsseite nicht richtig gestellt werden. Sie alle tragen wesentlich zur Panikmache bei der Bevölkerung gegen diese Energieform bei.
Zusätzlich ist aber auch nicht zu unterschätzen, dass sich mittlerweile in unserem Lande eine Schicht etabliert hat, die enorm von dieser Anti-KE Position Profit schlägt. Denn wenn mittlerweile allein für das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) 30 Mrd. EUR und mehr pro Jahr aufgewendet wird, muss es auf der anderen Seite auch Leute geben, die diese ungeheuren Summen einkassieren. Und dies sind nicht nur Arbeiter, Handwerker und Ingenieure, die diese Anlagen errichten (Die könnten auch woanders eine sinnvollere Tätigkeit finden). Auch nicht die Haus- und Grundbesitzer, die die nötigen Flächen zur Verfügung stellen. Sondern viel mehr Profiteure mit Aussicht auf eine weitere Goldader, indem man der Allgemeinheit einredet, der anfallende Atommüll müsse für über eine Million von Jahren endgelagert werden.
Welche Bedeutung hat die Kernenergie im globalen Gesamtenergiemix?
Die Menschheit wächst in beängstigender Weise. Sie wird (entsprechend einer Prognose der UN Landwirtschaftsorganisation FAO) von 7,284 (Anfang 2015) bis zur Mitte des Jahrhunderts auf bis zu 9,4 Mrd. Menschen ansteigen. Besonders bedrohlich für Europa ist die prognostizierte Zunahme der Bevölkerung in unserer unmittelbaren Nachbarschaft zu bewerten. Nämlich in Afrika. Laut ’Stiftung Weltbevölkerung’ rechnet man mit einer Zunahme von derzeit 1,1 auf 2,431 Mrd. Menschen. Also ein Anstieg um 127 Prozent. Eine Explosion der Weltbevölkerung ist daher absehbar, wenn man nicht allmählich beginnt, vorausschauend zu denken (und vor allem konkret und verantwortungsbewusst zu handeln). Sonst wäre zu befürchten, dass künftig weit größere Scharen hungernder und verzweifelter Menschenmassen, als wir bis jetzt gewohnt sind, vor unseren Grenzen aufkreuzen könnten.
Es wird somit jedes Quäntchen Energie für die weltweite Entwicklung der Menschheit benötigt. Und hier steht die Nutzung der Kernenergie im Vordergrund. Bedauernswerterweise haben sich aber trotz all dieser beängstigenden Prognosen einige europäische Länder entschieden, ohne Angaben von Gründen und daher rein ideologisch bedingt, schon bestehende und ohne Fehl und Tadel laufende Kernenergieanlagen stillzulegen sowie auf einen Bau neuer Anlagen zu verzichten. Ein Luxus, den sich allerdings nur einige wenige Staaten leisten können. Wie zum Beispiel Österreich und Norwegen, die bereits über genügend Wasserkraftanlagen verfügen (Norwegen besitzt dazu noch riesige Gasvorkommen), um damit mehr als 50 Prozent ihres Strombedarfs abzudecken.
Deutschland befindet sich nicht in dieser günstigen Lage. Noch dazu, da sie, um ihre Parteianhänger zu beruhigen, auch noch von einem zusätzlichen Ausstieg aus der Kohleverstromung träumen. Man nennt dabei aber einen so späten Ausstiegstermin, dass man eher den “St. Nimmerleintag“ meint. (Ein eleganter Abgang, um nicht sagen zu müssen: “Tut mir leid, liebe Freunde, außer Spesen nichts gewesen“). Kein Wunder also, dass man hier mit solch einer unseriösen Energiepolitik immer mehr von Einfuhren aus den Nachbarländern, den Ölländern und vor allem Russland abhängig und damit auch erpressbar wird. Weltweit kann allerdings nach wie vor eine stetige Zunahme in der Nutzung von Atomstrom beobachtet werden.
Der in der “New York Times“ schon vor Jahrzehnten geprägte Slogan “The Greening of Nuclear Power“ wird hier immer wieder bestätigt. Dies beweist schon allein die Statistik über die weltweite Entwicklung der Reaktortechnologie. So befanden sich (laut atw, März 2018) Anfang 2018 rund um den Globus 448 Kernkraftwerke in 31 Ländern in Betrieb. Eine Anzahl, die seit dem Vorjahr um zwei Kraftwerke gefallen ist. Fünf wurden stillgelegt (darunter in Deutschland im Rahmen der Energiewende und daher aus ideologischen Gründen und somit vollkommen unnötigerweise auch Gundremmingen B), 3 nahmen neu den Betrieb auf, 56 befanden sich in 16 Ländern im Bau, 125 in 25 Ländern in Planung. Und dies trotz heftigen Widerstandes der Grünenorganisationen und anschwellender Konkurrenz neuer Energieformen (z.B. Öl aus Schiefergestein).
Dazu kommt noch, dass in vielen Ländern die Betriebslaufzeiten von 30 bis auf 60 Jahre verlängert wurden und weiterhin werden (Allein in den USA erhielten mehr als die Hälfte ihrer 105 Anlagen dieses Zertifikat, was natürlich entsprechend viele Neubauten überflüssig machte). Besonders bemerkenswert ist, dass auch in Japan, das zu rd. 80 Prozent von Energieeinfuhren (und hier vor allem von Flüssiggas) abhängig ist, sich (laut UNSCEAR) mittlerweile 55 Kernkraftwerksblöcke an 18 Standorten wieder in Betrieb befinden (davon sind 16 älter als 30 Jahre), zwei sind in Bau, 11 in Planung (wobei aber die Blöcke in Fukushima-Daichii wahrscheinlich stillgelegt werden). Und das angesichts der sehr schmerzhaften Erfahrungen durch das Jahrtausenderdbeben.
Bei diesem bis zu fünf Minuten andauernden Beben der Stärke 9.0 n. R., dem fünftgrößten, das unseren Planeten je betraf, wurde der japanische Sockel um mehr als 2,54 m nach Osten verschoben. Aber vor allem angesichts des Desasters, verursacht durch die nachfolgende Monster-Tsunamiwelle, mit einer Anfangsgeschwindigkeit von rund 800 km/h, Wellenhöhe an der Küste bis zu 40 m und Wassertemperaturen um rd. 10 Grad. Man war sich in Japan allerdings sehr wohl der Tatsache bewusst, dass alle damals sich in Betrieb befindlichen Reaktoren auslegungsgemäß und daher, wie erwartet, automatisch abgeschaltet hatten. Wobei aber (entgegen der deutschen Pressemeldungen) die beschädigten Reaktoren somit selbst nur Opfer, nicht aber Ausgangspunkt einer weiteren Katastrophe waren.
Nur auf Grund menschlicher Fehler kam es in dreien der sechs Blöcke zu Kernschmelzen mit Reaktivitätsaustritt. Trotzdem waren keine “strahlenbedingte“ sondern nur “strahlenschutzbedingte“ Todesopfer zu beklagen. Und dies wegen der unsinnigen, da völlig überzogenen japanischen Strahlenschutzgesetze, mit viel zu niedrigen Grenzwerten und daher der panischen und völlig unnötigen Evakuierung von frisch operierten Patienten von den umliegenden Krankenhäusern.
Insgesamt erweist sich auch die von Kernenergiegegnern gern benutzte Bemerkung über der Unzuverlässigkeit und Unbeherrschbarkeit von Reaktoren als reines Wunschdenken. Kernenergie ist eben keine Risikotechnologie. Ihre Bilanz untadelig. Das zeigt sich auch daran, dass trotz dieser Schwierigkeiten (größtenteils ausgehend von der Energiewende) der Anteil von Atom- zum Gesamtstrom in Deutschland im Jahre 2014 noch immer 15,4 Prozent betrug.
Worin liegt die Gefährlichkeit von Kernkraftwerken?
Dr. Hoeld: Zunächst muss betont werden, dass Kernreaktoren keine potentiellen Atombomben sind. Und dazu weder bewusst noch durch ein unabsichtliches Fehlverhalten umfunktioniert werden können. Auch nicht durch Terroraktionen von zum Selbstmord entschlossener Attentäter. Sonst hätten die “Schurkenstaaten“ der Welt längst entsprechende Waffen entwickelt und gebaut. In einer Reaktoranlage kann es bei einer Verkettung unglücklicher Umstände höchstens zu chemischen Explosionen oder zu Verpuffungen kommen.
Wie beispielsweise in Tschernobyl sowie Fukushima-Daichii, wo es zu Dampf- beziehungsweise Knallgasexplosionen kam. Es sollte auch klar sein. Erst durch eine dadurch erfolgte Freisetzung von Radioaktivität können Kernenergieanlagen zur Gefahr für die Umgebung werden. Zu deren Vermeidung ist daher die genaue Kenntnis des dabei ablaufenden nuklearen Zerfallsprozesses unabdingbar.
Welche Rolle spielt die Kernenergie im Rahmen der Diskussion um den Klimawandel?
Dr. Hoeld: Momentan wird versucht, die Leute zu überzeugen, man befände sich bereits mitten in einem von Menschen selbst verschuldeten globalen Klimawandel. Hauptsächlich verursacht durch den weltweiten Ausstoß von großen Mengen an CO2. Als Bestätigung für diese These stützt man sich vor allem auf anomale Wetterereignisse. Und glaubt, bereits regelmäßig Klimakonferenzen mit riesigen Teilnehmerzahlen zur Verhinderung oder zumindest Abminderung dieses Wandels abhalten zu müssen.
Natürlich wird von dieser Gruppierung folgerichtig eine Schließung von fossilen (und somit vor allem von Kohle-) Kraftwerken gefordert. Konsequent wäre es dann aber auch, den dabei ausfallenden Strom durch Atomstrom zu ersetzten. Das würde aber der grünen Philosophie widersprechen, die ja die Ächtung beider Energieformen auf ihre Wappen geschrieben haben. Was in der Praxis ein nur schwer lösbares (um nicht zu sagen unlösbares) Problem darstellt.Es kommt dabei zu der paradoxen Situation, dass die Klimareferentin von “Brot für die Welt“, einer politischen Organisation der EKD, in einem Referat vor dem Bundestag offen die katastrophale Klimapolitik der Bundesregierung unterstützt.
Anstatt sich Sorgen zu machen, wo dann das nötige Geld für die Welthungerhilfe, dem eigentlichen Zweck dieser Organisation, herkommen soll. Man übersieht dabei, dass der Begriff “Klima“ als Mittelwert der Wetterparameter über mindesten 30 Jahre definiert ist. Kurzfristig auftretende, wenn auch besonders spektakulären Wetterphänomene an wechselnden Orten der Erde, die sich nur auf einzelne Jahre beziehen, können daher nicht als Maßstab für den Zustand (oder sogar Tendenz) eines angeblichen Klimawandels gedeutet werden. Für solche Ereignisse wurde in den USA richtigerweise der leider etwas komplizierte Begriff “Unerwartetes Auftreten extremer Wettersituationen“ propagiert.
Solch eine exakte Sprachregelung findet auch die Unterstützung vom amerikanischen Präsidenten Donald Trump, da sie wesentlich zur Versachlichung dieser Diskussionen über Klimaerwärmung beitragen kann. Und es würde der vom Internationalen Weltklimarat IPCC propagierten unhaltbaren Position, die von vielen seriösen Klimaforschern schon mehrfach widerlegt wurde, sowie der ungeheuren Geldschneiderei ein Ende setzen. Erst eine Langzeitstudie kann hier Klarheit bringen.
So gab unter anderem auch F. Vahrenholt zu bedenken, dass seit vierzig Jahren die Erderwärmung pro Jahrzehnt nur um 0,13 Grad Celsius am Boden und 0,15 Grad Celsius in 10 km Höhe angestiegen ist. Das wären dann im Jahrhundert bei konstanter Entwicklung 1,3 bzw. 1,5 Grad Celsius. Als einen weiteren Beweis für den Klimawandel wird oft das Schmelzen der polaren Eiskappe in der Arktis angeführt. Und erweckt dabei den Eindruck, dieser Prozess werde sich ungehindert fortsetzen (Al Gore, ehemaliger US-Vizepräsident und zur Belustigung vieler Amerikaner auch Träger des Alternativen Friedensnobelpreises, weissagte bereits 2009, dass diese Eiskappe bereits 2014 verschwunden sein wird).
Tatsächlich verringerte sich deren Ausdehnung zunächst langsam, ab 2014 beschleunigt, um seit 2012 mit einem leichten Aufwärtstrend stabil zu bleiben (Dafür nahm aber die Eismasse der Antarktis wesentlich zu). Alles Werte, die kaum Anlass für Panikmache bieten.
Wodurch kann ausfallender “Atomstrom“ ersetzt werden?
Die Bevölkerung ist sich bei dieser Diskussion oft nicht bewusst, dass die verschiedenen dafür in Frage kommenden Energiequellen nicht immer problemlos miteinander austauschbar sind. Besonders was ihre jeweilige Verfügbarkeit anbelangt. Um nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen, muss daher zunächst ein gemeinsamer Bezugspunkt gefunden werden. Der ist eindeutig bestimmt durch den “Bedarf des Verbrauchers“. Und zwar zu jeder Tages- und Jahreszeit (Und keinesfalls durch die jeweilige Situation am Produktionsstandort !!). So dass diese Energieformen eigentlich in zwei verschiedene Klassen (sprich Ligen) unterzuteilen sind.
Die einen (Wasser-, fossile und z. T. thermische Sonnenkraftwerke bzw. Kernenergieanlagen), die die eigentliche ’Oberliga’ ausmachen, sind grundlastfähig und stehen dem Kunden in ausreichender Menge jederzeit zur Verfügung. Andere Formen dagegen (wie z. B. Windenergie- oder Photovoltaikanlagen) sind produktions- (sprich klima- oder tageslicht-) abhängig. Und sind daher nicht in der Lage, die ersteren direkt zu ersetzen. Sie können (bei ungünstigen Wetter- oder Lichtbedingungen) nur unter Hinzuziehung von Speicher- oder (meistens konventionellen) Kraftwerken betrieben werden. Die dann aber natürlich in gleicher Größenordnung und entsprechenden zusätzlichen Transportkapazitäten (z. B. Stromnetzwerke) vorgehalten werden müssten.
Diese “flatterhaften“ Energieformen spielen deshalb in nur der etwas minderwertigeren “Kreisklasse“ mit. Das zeigt sich schon daran, dass es nicht möglich ist, für sie eigene physikalische Einheiten zu definieren. Denn die dafür oft verwendeten Begriffen “Versorgen von so- und so vielen Haushalten“ oder MWt (mit “t“ für “top“) sind vollkommen fehl am Platze. Es heißt zwar, Wind und Sonne schicken keine Rechnung. Dazu haben sie aber auch kein Recht.
Sie sind unzuverlässig und nicht in der Lage, auf Kundenwünsche Rücksicht zu nehmen. Ihre Kombination mit entsprechenden Backups ist daher auch entsprechend teuer. So dass sie nur durch gewaltige staatliche Unterstützung (z. B. dem Erneuerbaren Energiengesetz, EEG) am Leben gehalten werden können. Besonders als kosten treibend erweist sich, dass in Deutschland zusätzlich noch eine jederzeitige Abnahmegarantie gesetzlich festgeschrieben ist.
Diese stellt sicher, dass – ganz gleich ob Strom gebraucht wird oder nicht (z. B. um 4 h früh) – der Produzent jederzeit zu einem fest vereinbarten Preis liefern darf. Wobei staatliche Organisationen dann die Aufgabe übernehmen müssen, Firmen zu finden, an die sie den zu gewissen Tageszeiten überschüssigen Strom meistens unter Zuzahlung (“negativer Strompreis“!) abgeben können. Wie z. B. an Schmelzöfen, Autofirmen aber auch (meistens ausländische) Wasserkraftwerke, die dann später den Strom “veredelt“ (und daher auch entsprechend verteuert) wieder nach Deutschland zurück liefern. Und damit den Strommarkt in Deutschland (aber eben auch in den Nachbarländern) durch ihre Dumpingpreise gewaltig stören.
Wie kommt denn Kernstrahlung überhaupt zustande?
Dr. Hoeld: Auf Grund der Kernspaltung entsteht ein ganzes Spektrum verschiedenster Isotope. Ein Grossteil davon ist äußerst instabil und sendet bei jedem Zerfallsschritt Alpha-, Beta- oder Gammastrahlen aus. Ein Zerfall, charakterisiert durch den Begriff “Halbwertszeit (HWZ)“, besagt zunächst nur, dass während dieser Zeit dessen Masse um die Hälfte abgenommen hat (und somit nach zehn Zyklen auf rund ein Tausendstel, nach zwanzig auf nur noch ein Millionstel gefallen ist).
Der Großteil der Spaltprodukte, nämlich rund 99 Prozent davon, hat allerdings bereits innerhalb einer Minute seinen stabilen Endzustand erreicht. Also fast sofort. Beim Rest der sich im Nachzerfall befindlichen Produkte ist es angebracht, entsprechend ihrer Halbwertszeit, zwischen mittel- und langfristig strahlenden Nukliden zu unterscheiden. Im ersteren Fall kann dabei Jod-131 mit einer Halbwertszeit von 8,3 Tagen genannt werden. Für Langzeitstrahler vor allem Cäsium-137 (Halbwertszeit = 30,17 Millionen Jahre), eventuell auch Strontium, Kobalt-60 (Halbwertszeit= 6 Jahre) oder das im Naturdünger eingesetzte Kalium-40.
Schließlich wird es natürlich auch strahlende Substanzen geben, die erst im Laufe des Betriebs der Anlage erbrütet wurden. Wie zum Beispiel Tritium oder die Transurane Plutonium, Americium etc. Daneben ist auch der noch in größeren Mengen vorhandene und noch nicht abgebrannte Brennstoffanteil innerhalb der Brennelemente (also die verschiedene Isotope der Elemente Uran und Thorium) zu beachten. Oft wird nicht bedacht, dass der Begriff “Halbwertszeit“ noch eine zweite wichtige Bedeutung hat. Indem er auch angibt, mit welcher Geschwindigkeit solch eine radioaktive Substanz zerfällt (nämlich reziprok zu ihren Halbwertszeiten).
Das bedeutet, dass beispielsweise Cäsium-137 im Vergleich zu Jod-131 eine in etwa um den Faktor 1327 kleinere Zerfallsrate hat. Nimmt man außerdem noch an, dass dabei pro Zerfall in etwa jeweils nur ein einzelner ionisierender Strahl (und hier im schlimmsten Fall ein weit reichender Gammastrahl) freigesetzt wird, so kann nun eine Schätzung über eine maximal mögliche Strahlung pro Masse- und Zeiteinheit erstellt werden. Das heißt, eine Obergrenze an möglicher Dosisleistung.
Und damit kann auch verdeutlicht werden, warum die (konstante) Dosisleistung von Langzeitnukliden (wie beispielsweise Cäsium-137), auch wenn sie ihre strahlende Masse nur mehr sehr langsam verlieren, oft schon von Beginn an so tief liegt, dass die gesamte Substanz eine meistens nur geringe Reaktivität aussendet. Und daher auch ein entsprechend niedrigeres Gefährdungspotenzial aufweist.
Was zur Folge hat, dass im Gegenteil zur gängigen Philosophie der Regierung, austretende gasförmige radioaktive Produkte oder versickernde Flüssigkeiten nicht unter allen Umständen (und verbunden mit Kosten in der Größenordnung von Milliarden von EUR) in Endlagern (oder in Form von Sarkophagen) zurückgehalten werden müssen. Denn wegen ihrer geringen Menge und daher auch Strahlkraft versinkt ihre Wirkung im Meer der “natürlichen Strahlung“. Und kann somit keinen gesundheitlichen Schaden mehr verursachen.
Die Menschen haben vor Strahlung eben Angst. Was sagen Sie diesen?
Dr. Hoeld: Furcht ist hier nicht angebracht. Unser gesamter Planet Erde ist “strahlenverseucht“. Diese “natürliche“ Strahlung kommt regelmäßig aus dem Weltall, dem Erdinneren oder aus unserem Körperinneren. Schon wenn man seinen Partner umarmt, bestrahlt man sich gegenseitig mit etwa 9000 Becquerel. Ohne dass dabei mit einer wesentlichen gesundheitlichen Gefährdung zu rechnen wäre.
Kernenergie wird mit der Entstehung von Krebs in Verbindung gebracht. Zu Recht?
Dr. Hoeld: Um die biologischen Auswirkungen von Strahlung auf einen Organismus bewerten zu können, muss man wissen, dass der menschliche Körper im Laufe seines Lebens ständig durch eine Vielzahl von Einwirkungen belastet wierd. Beispielweise durch Sonnenstrahlung, Hitze, Frost, Krankheit, Operation oder direkte Gewalt. Und natürlich auch durch die Einwirkung radioaktiver Strahlung. All diese können zur Folge haben, dass eine fortwährende Beschädigung, ja sogar Zerstörung lebender organischer Zellen stattfindet.
Glücklicherweise und ganz unabhängig von der Ursache gibt es jedoch in jedem lebendigen und gesunden Organismus Reparaturmechanismen, die diese Schäden fast vollständig beheben können. Zumindest solange diese Selbstheilungskräfte nicht, je nach Intensität und Länge dieser Einwirkung, überfordert werden. Daher kann eine Strahlung erst oberhalb eines gewissen Schwellenwertes für einen Organismus gefährlich werden. Und das auch nur, wenn man sich entsprechend lange in der Nähe der (meistens leicht lokalisierbaren) Strahlenquelle aufhält. Wobei es auch wichtig ist, in welchen Zeitintervallen dies geschieht.
Entsprechend dem Motto: ’Es ist ein Unterschied, ob man eine Flasche Schnaps innerhalb von 10 Minuten oder 10 Monaten trinkt’. Erst dann kann es zu dauerhaften organischen Schäden und damit gesundheitlichen Problemen kommen. Es muss somit zwischen “strahlenden“ und “gefährlich strahlenden“ Substanzen unterschieden werden.
Dieser Sachverhalt kann auch am Beispiel des Sonnenlichts verdeutlicht werden. Wenn Sonnenstrahlen auf menschliche Haut treffen, so wird diese zunächst nur gebräunt, dann kann Sonnenbrand eintreten. Erst viel später kann dieser Prozess, wenn die Reparaturmechanismen überfordert sind, sogar zu Hautkrebs führen.
Warum reagieren dann Menschen so panikartig gegenüber Strahlung ?
Dr. Hoeld: Sehr häufig wird der Fehler gemacht, nicht ausreichend zwischen Gift und radioaktiven Substanzen zu unterscheiden. Was zu falschen Schlussfolgerungen und damit zu hektischen Handlungen bei ernsten Situationen nach einem Reaktorunfall verleiten kann. Dabei werden diese Unterschiede gerade im Rahmen des Nachzerfalls mit steigenden Halbwertszeiten immer ausgeprägter. Gift wird bei Einnahme sofort wirksam und behält dieses Potenzial, je nach chemischer Stabilität, fast uneingeschränkt auch über Jahre und Jahrzehnte hinweg. Eine sich im Nachzerfall befindliche radioaktive Substanz hingegen gibt ihr Gefahrenpotenzial erst im Laufe seines Zerfalls an ihre Umgebung ab. Und ist dabei auch leicht lokalisierbar. Daher sollte das Verhalten gegenüber Strahlung ein anderes sein (nämlich viel unverkrampfter) als das gegenüber Gift.
Somit ist die These, dass jede Strahlung für den Menschen gefährlich sei, irreführend?
Dr. Hoeld: Obwohl obige These vielfach ad absurdum geführt wurde, werden bei einigen Regierungen (darunter eben auch in Deutschland) fälschlicherweise (aber mittlerweile auch bewusst) weiterhin solche Irrmeinungen vertreten. Wie vorhin drastisch am Beispiel der Sonnenstrahlung gezeigt werden konnte, gibt es aber sehr wohl eine untere Schwelle, bis zu der niedrige Strahlendosen keinerlei böse Einwirkung auf organische Zellen haben können.
Nun werden, um Ängste zu schüren, von KE-Gegnern Zeiträume in die Waagschale geworfen, die weit jenseits eines Menschenlebens liegen. Was antworten Sie auf diese Argumente?
Dr. Hoeld: Das betrifft vor allem die Atommüllentsorgung. Dabei werden bei der Planung zwei mögliche Vorgehensweisen diskutiert: Im ersten (von Deutschland bevorzugten) Fall geht man von der Annahme aus, dass es für eine Strahlung keine untere Gefahrenschwelle gibt und daher auch das letzte zerfallende Teilchen noch so gefährlich sein kann, dass es von der Umwelt ferngehalten werden sollte. Dem entsprechend muss der anfallende Atommüll in einer äußerst kostspieligen Weise direkt entsorgt werden, indem man unbehandelte Brennelemente zunächst zu Zwischenlagern transportiert, bevor sie in noch zu bauenden und auf eine Million (!!) von Jahren ausgelegten riesigen Endlagern endgültig zu vergraben wären.
Da es aber, wie bereits am Beispiel der Sonneneinstrahlung erläutert, klar ist, dass eine strahlende Substanz nur bis zu einem gewissen Grenzwerte gefährlich sein kann, ist die zweite Vorgehensweise vorzuziehen. Indem man (wie auch von Bill Gates in den USA bevorzugt) den gesamten Atommüll nach einer eventuell mehrjährigen Abkühlphase (zum Beispiel in 4 bis 6 Jahren in entsprechenden Abklingbecken) innerhalb einer Wiederaufbereitungslage in seine drei charakteristische Hauptkomponenten voneinander trennt. Und das zunächst technisch und dann chemisch in seine nicht mehr radioaktiv strahlende Hauptmasse (zusammen mit den bereits stabil gewordenen mittelfristigen Strahlern), seine noch verbliebene aber wegen seines relativ geringen Mengenanteils (praktisch) nicht mehr gefährlich strahlenden Langzeit-Spaltprodukte und schließlich dem noch nicht verbrauchten Brennstoff (Immerhin sind davon rund 95 Prozent der eingesetzten Menge an Uran bzw. Plutonium noch vorhanden).
Und dies zusammen mit dem erbrüteten Tritium sowie der Transurane. Jeder dieser Anteile kann dann gesondert behandelt werden. So kann die Hauptmasse des Atommülls bereits auf konventionellen Mülldeponien entsorgt werden. Der (nicht allzu stark) langfristig strahlende Anteil kann dann, wie bereits in einigen Ländern praktiziert, als schwachradioaktiver oder sogar als normaler Müll angesehen werden und daher in Fässer gepackt ohne Schwierigkeiten oberirdisch (und wetterfest) gelagert und später behandelt werden (Wie in den USA bereits praktiziert). Der verbliebene weitaus problematischere Anteil, nämlich der Rest an noch nicht verbrauchtem Brennstoff und des neu gebildeten Tritiums bzw. der Transurane, kann mit nun nur geringem Platzbedarf in Spezialbehältern (beispielsweise in Glaskokillen) eingeschlossen und kann dann entweder gesondert gelagert oder durch Verwendung innerhalb von Mischoxidbrennelementen sogar in Leichtwasserreaktoren der Generation IV einer weiteren Verwendung zugeführt werden.
Solche Wiederaufbereitungsanlagen müssen dabei nicht unbedingt im eigenen Land errichtet werden. (In Deutschland herrscht diesbezüglich wegen der vielen von Kernenergiegegnern organisierten Protestkundgebungen sowieso “verbrannte Erde“. Mit der Folge, dass sowohl Bau der Anlagen als auch Ausfuhr der Endprodukte verboten sind). Es ist aber bekannt, dass es dafür genügend interessierte Gemeinden im europäischen Ausland (beispielsweise in Schweden, Finnland oder Spanien) gibt, die liebend gerne die sehr lukrative und sicherheitstechnisch nicht allzu schwierig lösbare Aufgabe der Endlagerung von Brennelementen aus deutschen KKW-s übernehmen würden.
Three-Miles Island, Tschernobyl und Fukushima haben zu einer starken Verunsicherung der Bürger hinsichtlich dieser Energieform geführt. Wie begegnen Sie den Vorbehalten?
Dr. Hoeld: Man sollte beachten, dass es trotz der nun über 60-jährigen Geschichte der weltweiten Nutzung der Kernenergie nur in diesen drei Anlagen (betrieben jeweils in drei verschiedenen Kontinenten, nicht aber in Westeuropa) zu den sehr spektakulären Vorfällen mit Kernschmelze kam. Und nur in einer davon gab es nuklearbedingte Tote. Diese positive Statistik ist mit auch Verdienst der westlichen Reaktorsicherheitsphilosophie. Eine solche gab es in der UdSSR wegen der erst später stattgefundenen Perestroika noch nicht. Sodass man (5 Jahre nach dem Three-Miles Island Vorfall) in Tschernobyl beim Abfahren solch einer Großanlage blauäugig nicht nur Messungen, sondern auch gezielte Messungen erlaubte. Die dann zu der folgenschweren Katastrophe führte. Diesmal mit einer nicht genau erfassten und daher unbestimmten Zahl von Todesopfern. In einem Lehrbuch werden 29 bis 31 Opfer durch Strahlenkrankheit genannt.
Bei einer IAEA Tagung 2006 in Wien wurde von 4000, allerdings nur hypothetisch berechneten Toten gesprochen. (Wovon sich aber UNSCEAR mittlerweile distanziert hat). Beim dritten Störfall, nämlich in Fukushima, haben alle in Betrieb befindlichen Reaktoren auslegungsgemäß automatisch abgeschaltet. Hier gab es keine strahlen- sondern nur strahlenschutzbedingte Toten. Nämlich an die 150 bis 600 Opfer, die der unnötig überhasteten, aber gesetzlich verordneten Evakuierungen der Krankenhäuser geschuldet sind.
Verglichen mit einer unfassbaren Gesamtbetriebszeit aller weltweit laufenden Reaktoranlagen von über 17.000 Jahren erlauben diese Erkenntnisse trotzdem, eine äußerst zufrieden stellende Bilanz über die allgemeine Sicherheit von Reaktoren zu ziehen.
Demnach ist der Besuch von Tschernobyl heute problemlos möglich?
Dr. Hoeld: Ja, denn man kann sich, wie bereits erläutert, ohne weiteres stunden- und tagelang in der Nähe einer langsam zerfallenden Strahlenquelle (also mit hohen Halbwertszeiten und daher weitaus geringeren Strahlenintensität) ohne gesundheitliche Nachwirkungen aufhalten. Das gilt auch, wenn man von einem radioaktiv verseuchten Regen überrascht wird. Oder beim Essen von Wild, Pilzsoße oder Fisch, die mit radioaktivem CS-137 verunreinigt wurden. Denn die (biologische) Aufenthaltsdauer von Nahrungsmitteln im menschlichen Körper beträgt (mit ein paar Ausnahmen, wie etwa Jod oder Strontium) naturgemäß nur ein paar Tage. Dies ist auch der Grund, dass, obwohl nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl die Bewohner vom benachbarten Pripyat mit ihren Kindern noch bis zu 36 Stunden ahnungslos im stark verstrahlten Park spazieren gehen durften (bevor sie mit Bussen evakuiert wurden), von den russischen Behörden (und daher der IAEA) keine nennenswerten Opfer diesbezüglich gemeldet wurden.
Ist der Ausstieg aus der Kernenergie demnach völlig an echten Fakten vorbei getroffen worden?
Dr. Hoeld: Ein ganz klares Ja. Die deutsche Bundeskanzlerin Merkel nahm den Fukushima-Unfall im März 2011 zum willkommenen Anlass, um nach der schon 2000 beschlossenen “Energiewende“ (zur Förderung der so genannten Ökoenergieformen) einen vollkommenen “Ausstieg aus der politisch ungeliebten Kernenergie“ einzuläuten. Und das innerhalb von ein paar Tagen, ohne über die Realisierbarkeit und Konsequenzen dieses Ausstiegs nachzudenken.
Diese (einsame) Entscheidung hatte zur Folge, dass ein finanzielles und, was unsere Demokratie anbelangt, politisches Desaster seinen Lauf nahm. Erst mit Verspätung stellte man sich bei der Regierung, den Journalisten und damit in der Öffentlichkeit die Frage, ob und wie der Ausfall des bisher erzeugten Atomstroms durch andere zur Verfügung stehenden Energieformen ersetzt werden könnte. Und fand heraus, dass man hier nicht allzu viele Wahlmöglichkeiten hatte.
Noch dazu, da man aus rein ideologischen Gründen glaubte, neben der Kernkraft nun zusätzlich auch noch auf fossile Kraftwerke wegen ihres angeblich “schädlichen“ CO2 Ausstoßes verzichten zu müssen. Eine befriedigendere Lösung konnte bis jetzt noch nicht vorgestellt werden. Am Ende dieser Aktion blieben dann als verfügbare Energiequellen für Deutschland nur der als zweitklassig einzustufende Ökostrom und Stromlieferungen von den Nachbarn übrig.
Stellen sich die Regierung und die Presse loyal zur Nutzung der Kernenergie?
Dr. Hoeld: Leider nein. Im Gegenteil. In Deutschland nutzen sie jede Gelegenheit, um diese für ein Industrieland aber vor allem für die Existenz der Weltbevölkerung wichtige Energieform zu diffamieren. Man ist fast schon gewohnt, dass in ideologisch interessierten Antikernenergiekreisen immer wieder die Formulierungen »Erdbeben-, Tsunami- und (!!) Reaktorkatastrophe« auftauchen. Dabei waren zum Unterschied von den Kaufhäusern, Kirchen, Schulen und Wohngebäuden die drei Reaktorblöcke, in denen es zu Kernschmelzunfällen kam, nur Opfer, nicht aber Ausgangspunkt weiterer katastrophaler Situationen.
Besonders empörend ist es allerdings, wenn selbst staatliche Ministerien alle möglichen Tricks anwenden, um der Öffentlichkeit die Gefährlichkeit von Kernenergieanlagen zu suggerieren. Obwohl es ja mittlerweile auch dem Umweltministerium klar sein sollte, dass es trotz der Kernschmelzen in dreien der sechs Reaktorblöcke von Fukushima keinen einzigen strahlungs- (sondern nur strahlenschutz-) bedingte Todesfälle gab, wurde auf einer Facebook-Traueranzeige vom 11.03.2016 dieses Ministeriums die folgende dummdreiste Formulierung gewählt (Die dann in dieser Form auch prompt im WDR weiterverbreitet wurde):
»Genau fünf Jahre ist es her, dass in Japan ein schweres Erdbeben einen Tsunami auslöste, und damit die Katastrophe im Atomkraftwerk von Fukushima. Wir sprechen allen Angehörigen der über 18.000 Opfer unser tiefes Mitgefühl aus«.
Noch dazu hat man sich nicht gescheut, dazu die Form eines Beileids zu wählen. Am 7. März 2017 sendete der Österreichische Rundfunk in seinen Morgennachrichten anlässlich eines Erdbebens in der Schweiz von der Stärke 4.5 n. R. eine Presseaussendung der als Kernenergiegegner bekannten Umweltorganisation Greenpeace aus, unter anderem mit etwa folgendem Inhalt (zitiert aus dem Gedächtnis):
»In Fukushima starben durch ein noch viel größeres Erdbeben und der darauffolgenden Tsunamiwelle rd. 19,000 Menschen. Gleichzeitig kam es dadurch bei drei Kernenergieanlagen zu Kernschmelzen. Es mussten an die 45.000 Leute evakuiert werden«.
Hier sollte wieder der Eindruck erweckt werden, dass die mit Verzögerung von einigen Tage durch das Jahrtausendbeben (von immerhin einer Stärke 9.0 n. R.) ausgelöste Kernschmelze und damit auch die damit freigewordene Radioaktivität für diese Evakuierung verantwortlich seien. Was nicht der Fall war. Der eigentliche Grund war die Monstern-Tsunamiwelle, die ganze Küstenstädte und Dörfer einfach wegrasierte.
Oder die Formulierung in einer Presseaussendung:
«Wissenschaftler kamen zu der Erkenntnis, dass … Trump widersprach«.
Wäre es nicht fairer zu sagen:
«Trump, gestützt auf von der Regierung in Auftrag gegebene wissenschaftliche Studien, widersprach dieser Meinung«.
In der Vorankündigung der PRO 7 Sendung «Sperrzone Fukushima« (vom 22.08.2016) wurde behauptet:
«Ganze Landstriche wurden verstrahlt, 170,000 Menschen verloren ihre Heimat«.
Den Vogel schießt aber wohl der öffentlich (!!) rechtliche Sender WDR ab. In einem Beitrag (»ZeitZeichen«, 11.03.2011) lässt sich unter der Überschrift «Erdbeben löst Reaktorkatastrophe aus«) Sven Preger zunächst über das Restrisiko des Kernkraftwerks Fukushima-Daiichi aus und kommt dann zu dem skurrilen Schluss:
»Dieses Restrisiko haben 18.500 Menschen mit ihrem Leben bezahlt – die noch Vermissten nicht mitgezählt«
Eine bessere Satire über den manipulativen Umgang mit Sprache und die kalkulierte Uneindeutigkeit beim Thema »Atom« kann man sich nicht ausdenken. Leider ist es Realsatire. Es sind gerade diese Leute, die über Fake News als erstes protestieren. Und anderen Ländern mangelnde Demokratie vorwerfen. Pressefreiheit bedeutet aber nicht Lügenfreiheit. Und auch nicht Freiheit nur für die eigene Meinung.
Was sagen sie zu der Behauptung, das Thema “Kernenergie“ sei ein wichtiger Gradmesser für den jetzigen Zustand unserer Demokratie.
Man fragt sich, in welcher Welt wir wirklich leben. Die DDR ist zwar spektakulär kollabiert. Allerdings nur wirtschaftlich. Nicht aber deren Geisteshaltung. Denn offensichtlich scheint bei uns die alte DDR-Gesinnung schön langsam aber doch unverkennbar die Herrschaft wieder zu übernehmen. Ohne dass man sich dessen in der Bevölkerung bewusst wird. Im Gegenteil. Man ist sogar sehr stolz über die (eigene) Meinungsfreiheit. Und daher auf unsere Demokratie.
Eine Scheindemokratie. Denn dabei werden Andersdenkende zum Teil durch bewusste Verwendung von Halbwahrheiten (sprich “journalistische Lügen“) als Rechtspopulisten, Faschisten, Nazis, Umweltzerstörer (da Kernenergieanhänger), Leugner des Klimawandels etc. ungeniert diffamiert. (Merkwürdigerweise nicht als Neo-Marxisten, das ist man ja, oft unbewusst, selber ist). Und fühlt sich dadurch im Recht, die Meinung solcher Leute unterdrücken zu dürfen. Sie könnten schließlich ja Fake News verbreiten. Und ein Grossteil der Leute macht da gerne mit. Koste es, was es wolle.
Sowohl was das Finanzielle, Freundschaften aber auch unsere mühsam erkämpfte Demokratie betrifft. Leider hilft logisches Argumentieren bei dem dabei ausgeübten Fanatismus nichts. Dabei vermeidet man aber noch den Fehler vieler Diktaturen, dass man solche “freie“ Meinungen offen verbietet. Oder sogar deren Urheber bestraft und in den Kerker wirft. Nein, das noch nicht. Man ignoriert deren Einwendungen und versperrt ihnen einfach den Zutritt zu der öffentlichen Meinungsbildung.
Leserbriefe oder soziale Medien ausgeschlossen. Die hat man noch nicht ganz unter Kuratel gestellt. Macht aber auch nichts. Die können nicht viel Schaden anrichten. Und merkt nicht, dass man damit die eigene Diskussionskultur beschädigt. Und sich somit von wichtigen Erkenntnissen freiwillig aussperrt. Die man aber braucht, bevor man folgerichtige Entscheidungen trifft. Da werden kontroverse Diskussionen selbst in der eigenen Partei als “Richtungskämpfe“ abgelehnt. Mit der Folge, dass die Parteien zu einem Einheitsbrei verkommen. Wer kann heutzutage unterscheiden, worin der Unterschied zwischen CDU, CSU, SPD, FDP, die Linken, die Grünen etc. liegt?
Ein gutes Beispiel hierfür bietet die Diskussion (oder besser die Verweigerung dieser Diskussion) um Kernenergie. Deutlich wird das, wenn man sich fragt, ob und wann jemand in letzter Zeit in der freien, aber vor allem in der (eigentlich zur Neutralität verpflichteten) staatlichen Presse eine positive Stellungsnahme zu dieser doch so wichtigen Energieform gelesen hat? Es geht ja hier um Milliarden von vollkommen unnützen Unterstützungsgeldern. Geld, das man sicher für wichtigere Vorhaben des Staates eventuell besser verwenden könnte. Es handelt sich somit um ein klares antidemokratisches Verhalten der meisten Presseorgane. Das auch einklagbar sein müsste. Sonst verspielt man unsere Demokratie. Wer aber nicht dafür kämpft, der hat sie auch nicht verdient.
Wie wird es mit der Kernenergie weitergehen?
Dr. Hoeld: Die Bedeutung der Kernenergie wird schon allein wegen des raschen Wachstums der Weltbevölkerung und damit dem weltweit zu erwarteten Energiehunger keineswegs abnehmen. Niemand kann sich den Luxus leisten, auf diese wichtige Säule im Gesamtenergiemix zu verzichten.
Leider neigen Deutschland und Österreich dazu, auf absurdeste Weise diese immense Bedeutung bei der Bewältigung unserer künftigen Energieprobleme und damit unseres künftigen Wohlergehens zu unterschätzen. Man glaubt, man habe eine Wahl, ob Kernenergie oder andere Energieformen zu bevorzugen sind. Hat man aber nicht. Weder aus nationaler noch aus globaler Sicht. Jede nur denkbare Energieform, die einen wichtigen Beitrag zum benötigten Gesamtenergiemix leisten kann, muss daher willkommen sein.
Man stelle sich nur selber die Frage, wie sich Deutschland, die meisten Industriestaaten und die Länder der dritten Welt ohne diese Energiequelle entwickelt hätten? Unser Wohlstand wäre heute weit geringer, unsere Umwelt wesentlich mehr beschädigt, der Frieden innerhalb und vor allem auch zwischen den Völkern wohl total zerrüttet.
Herr Dr. Hoeld, vielen Dank für das Interview!
Dr.phil. Alois Hoeld, studierte Theoretische Physik und Mathematik (U.Wien). Er kann auf 57 Jahre Tätigkeit in der Atom- und davon 34 in der Reaktorsicherheitsforschung zurückblicken.
Kontakt zu Dr. Hoeld:
Dr. Alois HOELD | |
Bernaysstrasse 16a | |
80937 München | |
Tel: 089-3117589 | |
E-Mail: a.hoeld@t-online.de |
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