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Besuch im Computerspielemuseum Berlin

Das Heim von Pacman und Mario

Computerspiele sind ein wichtiger Innovationstreiber in der EDV-Technik. Immer detailliertere Szenen in aufwendig animierten Spielen lasten jeden noch so schnellen Prozessor aus und lassen den Ruf nach noch mehr Leistung nie verstummen. Wer nach 1990 geboren ist, kann sich gar nicht vorstellen, wie pixelig früher Spiele waren. Ein guter Grund, seinem Wissen im Berliner Computerspielemuseum ein Update zu gönnen.

Das Computerspielemuseum Berlin


Heutige Computerspiele erinnern eher an einen Zeichentrickfilm, als an Animation. Immer raffiniertere und detailliertere Szenen lassen staunen und lassen Spiele zu einem Vergnügen für Auge und Ohr werden. Der Trend zu immer aufwendigeren Spielen hat die EDV-Branche beflügelt und diese zu immer neuen Höchstleistungen getrieben. Heute sind extrem leistungsfähige Computersysteme für moderate Beträge zu erwerben, auf denen Office-Anwendungen nahezu im Leerlaufmodus abgearbeitet werden.

In vielen Museen kann die Entwicklung der EDV-Technik bestaunt werden. Wer jedoch wissen will, wie sich die Spielewelt auf IBM & Co. ausgewirkt hat oder einfach einmal wieder einige Stunden in seiner eigenen Kindheit schwelgen möchte, der muss nach Berlin kommen und in die Welt des dortigen Computerspielemuseums eintauchen. Am besten nimmt man für diesen Trip gleich seine ganze Familie mit, denn gerade die Sprösslinge werden begeistert sein von dem, was hier vorzufinden ist und vor langer Zeit die Eltern in den Bann zog.

Bereits am Eingang wird man darauf eingestimmt, dass nur wenige Schritte weiter ein Dorado in Sachen „antiker Spiele“ auf Besucher wartet. Lebensgroße Figuren und tolle Poster berühmter Spiele wecken Erinnerungen und laden ein, einen bunten Reigen unterschiedlichster Spielekonsolen und Arcade-Games zu ergründen.

Schon ein kurzer Blick in die „Hall of Game“ genügt, um festzustellen, dass ein paar Stunden wohl nicht ausreichen werden, alles Gebotene ausführlich zu betrachten und zu studieren, geschweige denn auszuprobieren. Denn das ist das Besondere an diesem Museum: die Spiele sind in der Regel alle betriebsbereit! Nur ganz besondere Oldtimer werden immer montags ab 18:00 beim Special „Spiel die Originale“ eingeschaltet, damit der Dauerbetrieb diese Raritäten nicht zu sehr beansprucht.

Man ist noch gar nicht richtig in die Ausstellungshalle eingetreten, als schon ein alter Bekannter aus weit zurückliegenden Tagen die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ein Amiga 500 aus dem Jahre 1985 lädt ein, eine runde ›Asteroids‹ oder ›Pacman‹ zu spielen. Diese Spiele liefen zwar ursprünglich auf extra gebauten Spielekonsolen, wurden jedoch rasch auch für damals aktuelle Computermodelle angeboten. Wer hier auch mitspielen will, muss allerdings den Besuch im Museum auf ein Wochenende legen, da nur dann das Angebot genutzt werden kann.

So ging es los

Bereits 1971 konnte „gedaddelt“ werden, da zu dieser Zeit Spielautomaten Einzug in die Spielhallen und Gaststätten hielten. Die Initialzündung für die Entstehung der Videospielindustrie ging jedoch vom Unternehmen Atari aus. Das Unternehmen produzierte einen Spielautomaten auf dem das Spiel ›Pong‹ lief. Dieser Automat wurde zu einem großen Erfolg. Ein Original dieses Spieleautomaten steht sogar im Museum, der immer montags bei „Spiel die Originale“ eingeschaltet wird. 1978 löste das Spiel ›Space Invaders‹, das auf einem Spielhallen-Gerät lief, einen weltweiten Videospiele-Boom aus, an den sich das Spiel ›Asteroids‹ im darauffolgenden Jahr anheften konnte. Der Wunsch, solche Spiele auch zuhause spielen zu können, wuchs.

Die „Mutter“ aller Heimvideospiele ist die sogenannte ›Brown Box‹, deren kommerzielle Umsetzung der US-Erfinder Ralph H. Baer 1972 zusammen mit dem Unternehmen Magnavox mit dem „Odyssey“ auf den Markt brachte. Ein von Baer persönlich angefertiges Replikat der „Brown Box“ ist im Museum ausgestellt.

Auch in der früheren DDR war der Wunsch nach Computerspielen vorhanden, weshalb das Halbleiterwerk Frankfurt (Oder) das ›BSS 01‹, einen Nachbau der Pong-Konsolen, auf den Markt brachte. Da das Gerät mit 500 Ostmark sehr teuer war, daher wenig Käufer fand, wurde es hauptsächlich an Jugendfreizeiteinrichtungen ausgeliefert. Die Computertechnik war der DDR-Führung sehr wichtig, weshalb der ›Piko-Dat‹, ein Spielcomputer, auf den Markt gebracht wurde. Dieser konnte mittels Steckverbindungen programmiert werden. Auf diese Weise konnte Spielspaß mit Wissensvermittlung und logischem Denken kombiniert werden.

Eine Planwirtschaft ist immer ein extremer Bremsklotz, wenn es darum geht, Technik weiterzuentwickeln beziehungsweise zu bezahlbaren Preisen anzubieten. Dies führte dann in der DDR dazu, dass sogar Schallplatten als Datenträger herhalten mussten, um Computerprogramme an die Anwender zu verteilen. Auch dieses Kapitel ist in Berlin zu studieren.

Wenn keine Bremsen wirken, kann sich eine Technik in kürzester Zeit weiterentwickeln. In Berlin wird dies bestens dargelegt. Ähnlich einer Zeittafel sind Meilensteine des Computer- und Spielekonsolenbaus aneinandergereiht. Hier kann ein von Apple-Mitgründer Steve Wozniak persönlich signierter Apple II ebenso besichtigt werden, wie ein Apple Macintosh, die beide wichtige Meilensteine im Computerbau setzten.

Den ersten kompletten Heimcomputer baute jedoch Commodore. Sein Name: PET. Der Personal Elektronic Transactor, wie das Gerät bezeichnet wurde, war ein fertiger Computer inklusive Monitor und Speichermedium. Man musste also nichts zusammenbasteln, sondern konnte das Gerät sofort in Betrieb nehmen. Der Nachteil war, dass es mit einem Kassettenlaufwerk ausgestattet wurde, was den Nutzen arg einschränkte. Nichtsdestotrotz wurden für den PET viele Spiele programmiert, die später auf den Commodore-Modellen VC20 und C64 zu Hits wurden.

Auf der Softwareseite gab es viele Unternehmen, die für alle diese Computer und Konsolen Spiele programmierten. So auch LucasArts, das 1995 das Spiel ›Full Throttle‹ herausbrachte, das ausschließlich auf CD-Rom zu haben war. Durch den großen Speicherplatz dieses Mediums konnte das Spiel komplett mit Sprachausgabe, Musik und vielen Videosequenzen aufwarten, was den Spielspaß gewaltig steigerte.

Mehr Bewegung beim Spiel

Obwohl die Computerspiele immer raffinierter und ansprechender wurden, kam bald der Wunsch nach mehr Interaktion auf. Man wollte direkter am Spiel beteiligt sein und nicht nur Knöpfe drücken. Eine besondere Variante dieses Wunsches ist in dem Kunstwerk ›PainStation‹ aus dem Jahr 2001 umgesetzt worden. Diese Höllenmaschine verursacht echte Schmerzen. Das Werk stellt die eher philosophische Frage: Was ist Dir der Sieg wert? Das Gerät teilt Peitschenhiebe sowie Stromschläge aus und erhitzt eine Handauflagefläche, wenn Fehler im Spiel gemacht werden. Während des Spiels mit dem Klassiker „Pong“, bei dem es gilt, einen Ball im Spiel zu halten, müssen beide Spieler zwei Knöpfe drehen, mit denen die „Tennisschläger“ bewegt werden. Wer vor Schmerz seine Hand zurückzieht, hat das Spiel verloren.

Weit weniger drastisch geht es bei Spielen zu, bei denen das Ziel ist, möglichst viele Punkte mit sportlicher Betätigung zu machen. Insbesondere das Unternehmen Nintendo hat sich hier mit seiner Wii-Spielekonsole hervorgetan. Dessen Bewegungssteuerung ist ein ganz großer Sprung zum interaktiven Videospiel gewesen. Kegeln und Tennisspielen ist mit diesen Geräten eine echt schweißtreibende Angelegenheit. Das gilt auch für Spiele auf Tanzmatten, die ebenso im Museum gespielt werden können, bei denen der Rhythmus auf LED-Spielfeldern mit den Füßen nachvollzogen wird.

Soll niemand mehr sagen, dass Computerspiele wenig Nützliches an sich haben. Es ist mittlerweile Fakt, dass Videospiele das Gehirn trainieren und die Reaktionsfähigkeit massiv verbessern. Diesen Umstand machen sich nun sogar Ärzte und Altenheime zunutze, da insbesondere ältere Menschen dank dieser Technik zum einen ihre Beweglichkeit steigern und zum anderen die Folgen einer Alzheimererkrankung mildern können. Derartige Spiele werden darüber hinaus nach Unfällen zur Wiederherstellung von motorischen Fähigkeiten oder zur Behandlung posttraumatischer Stresserkrankungen genutzt.

Wie alles entsteht

Die Spieleentwicklung schreitet mit Siebenmeilenstiefeln voran. Immer neue Innovationen sorgen für noch mehr Spielspaß. Mittlerweile sind Datenbrillen, die eine 3D-Landschaft erzeugen können, auf dem Markt. Dies ist ein weiterer Schritt, Videospiele auf besondere Weise zu genießen. Auch diese Technik kann im Computerspielemuseum ausprobiert werden. Wer mit diesen Brillen eine 3D-Welt durchreitet, stellt sich die Frage, wie man so etwas überhaupt programmiert.

Die dazu passende Antwort findet man natürlich auch in Berlin: Für das Computerspiel ›Paraworld‹ beispielsweise benötigte man vier Jahre Zeit, ein 300 Seiten umfassendes Drehbuch, 4000 3D-Objekte, 2000 Animationen und ein Budget von 2,8 Millionen Euro. Waren am Anfang der Spiele-Ära Gamedesigner, Programmierer, Grafiker und Komponist oft ein- und dieselbe Person, so bestehen heute Entwicklerteams aus zahlreichen Mitgliedern, da komplexe Spiele nicht mehr von Einzelkämpfern erstellt werden können. Rund um die Spielewelt sind daher bereits neue Ausbildungswege entstanden.

Bewahren wertvoller Kulturgüter

Wie alle Kulturgüter ist auch die Spielewelt bedroht, wenn keine passende Hardware mehr produziert wird. Aus diesem Grund wurden Emulatoren ersonnen, die es ermöglichen, alte Spiele auf einem modernen PC zu spielen, obwohl diese ursprünglich für einen C64 geschrieben wurden.

Mittlerweile hat sich das Spielen zu einem Gutteil ins Internet verlagert, wo sich dutzende oder hunderte Personen als Spielfigur in einer Fantasiewelt wiederfinden. Sogar echtes Geld wird dafür benötigt, das in eine virtuelle Währung gewechselt wird, damit man sich dort passende Waffen kaufen kann. Diesen Schritt sollten nur gefestigte Personen machen, da das Suchtpotenzial nicht unbeträchtlich ist. Wer dies beherzigt, kann Spiele aller Art in allen ihren Ausprägungen genießen. Fehlt nur noch, ab und zu nach Berlin zu kommen, um im dortigen Computerspielemuseum vergangene Zeiten wieder auferstehen zu lassen.

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Mehr Informationen:

Kontakt  Herstellerinfo 
Computerspielemuseum Berlin
Karl-Marx-Allee 93a
10243 Berlin
Tel.: 030-6098-8577
Öffnungszeiten: Mi bis Mo 10:00 - 20:00 Uhr
(dienstags geschlossen)
Eintrittspreise: Erwachsene: 8 Euro; Ermäßigt: 5,00 Euro
www.computerspielemuseum.de

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