Welt der Fertigung
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Die Kehrseite der Globalisierungsmania

Produktpiraterie treibt gefährliche Blüten

Die Geiz-ist-Geil-Strategie hat dafür gesorgt, dass viele Industriezweige mittlerweile nach Ost- und Fernost verlagert wurden. Als wichtigste Industrie ist etwa in England oder in den USA nur noch die Finanzindustrie ansässig. Die Folge ist, dass diese Länder angreifbar werden, da wichtige Ersatzteile für Rüstungsgüter entweder als Plagiat oder als Trojanisches Pferd aus Asien kommen. Doch auch der zivile Sektor ist von Plagiaten und damit Unfällen bedroht, wie nachgebaute Ersatzteile etwa für die private Luftfahrt zeigen. Zeit, sich der Gefahr bewusst zu werden und aktiv an Gegenmaßnahmen zu arbeiten.

Eingebautes Technikproblem

Immer häufiger sind Ersatzteile für Luftfahrzeuge gefälscht und mithin für so manchen schweren Unfall verantwortlich. Es zeigt sich, dass die Politik viel strenger gegen diese Machenschaften vorgehen muss, um das Problem in den Griff zu bekommen.

Immer mehr gefälschte Teile finden sich in zivilen und militärischen Fluggeräten. Die Fälschungen sind so raffiniert nachgemacht, dass Sie oft nur per Zufall auffallen, etwa wenn einem erfahrenen Monteur die etwas andere Haptik oder das leicht abweichende Gewicht auffällt. Plagiate sind mittlerweile nicht nur auf Uhren oder Schmuckstücke beschränkt, sondern machen sich mittlerweile auch im sicherheitskritischen Bereich breit. Nicht zuletzt der Maschinenbau wird von Kopisten heimgesucht, die dort Jahr für Jahr beträchtlichen Schaden verursachen, zu dem sich nicht selten auch noch ein Imageproblem für den Hersteller der Originalteile gesellt. Selbst gefälschter Stahl für ein Bulgarisches Atomkraftwerk ist schon bekannt geworden.

Eigentlich sollten Patenrechte dafür sorgen, dass das geistige Eigentum des Erfinders geschützt ist. Patente aber nutzen nichts, wenn der kriminelle Kopist in den betreffenden Staaten straffrei seinem Tun nachgehen kann. Insbesondere China ist ganz vorne mit dabei, wenn es um das Klonen fremder Ideen geht. Ganze Maschinen oder Omnibusse werden mittlerweile schamfrei nachgemacht. Umso unverständlicher, dass dieses Problem nicht ernsthafter von der Politik aufgegriffen wird. Schließlich bedrohen die fernöstlichen Praktiken nicht nur die Unternehmen, die doch mit ihren Abgaben das Staatssäckel füllen helfen, sondern gefährden auch das Leben etwa von Fluggästen, die mit Flugzeugen oder Hubschraubern unterwegs sind, in die unsichere Teile verbaut sind.

Während die Kopisten still und leise ihrem Geschäft nachgehen, zerren sich Originalhersteller gegenseitig vor Gericht, weil Kleinigkeiten beim Konkurrenzprodukt als eigene Idee deklariert werden. Patente werden so zu Machtinstrumenten, die es erlauben, Konkurrenzprodukte, in die längst bestehende Technologien verbaut sind, vom Markt zu fegen. Mit dem kindischen Deuten auf die Rundungen des gegnerischen Produktdesigns werden Gerichte gezwungen sich mit einer Sache zu beschäftigen, die es in dieser Form nicht gäbe, wenn endlich von jedem Land dieser Erde jede Verletzung eines Patents oder Geschmackmusters gleichermaßen verfolgt würde. Das würde den Patenten wieder den Wert geben, den sie einmal hatten, nämlich Innovationen zu fördern.

Kriminelle Hasenfüße

Gerade Länder wie China oder Korea, die über Menschen mit hoher Intelligenz verfügen, haben es eigentlich nicht nötig, beim Nachbarn zu ›spicken‹. Nur Hasenfüße ohne Ideen sind gezwungen, bewährtes Design oder zugkräftige Technik nachzubauen, um ihre sonst chancenlosen Produkte zu verkaufen. Reihenweise werden deshalb mit Unterstützung des Heimatstaates westliche Unternehmen übernommen, um an deren Design-Ideen und Patente zu kommen. Nicht selten wird der Schritt gleich genutzt, um technische Änderungen an den beim Verbraucher anerkannten Produkten vorzunehmen, die es erlauben, beispielsweise unbemerkt an Daten zu gelangen.

So steht beispielsweise so manches Smartphone im Verdacht, sich heimlich einzuschalten und Gespräche sowie Videos oder Bilder ohne Wissen des Besitzers zu übertragen. Solange die Fertigung des größten Teils eines Telefons oder eines Computers ausschließlich in Deutschland erfolgte, konnte davon ausgegangen werden, dass diese Geräte keine versteckten ›Sonderfunktionen‹ eingebaut hatten. Mit der Abhängigkeit von ausländischen Zulieferern ist dies nun Makulatur. Eine Entwicklung mit höchster Sprengkraft, da die totale Überwachung unbescholtener Bürger und effektive Spionage unbedarfter Firmen möglich wird.

Erinnert sei nur an das Schicksal der CargoLifter AG. Die Besitzer und Aktionäre dieses Unternehmens wollten mit visionären Luftschiffen, wie es seit der Hindenburg keines mehr gegeben hat, den Flug-Schwerlastverkehr revolutionieren. Diese Technik wäre einzigartig in der Welt gewesen und wäre sicher ein echter Exportschlager geworden, da nicht nur im Zug der Energiewende ein großer Bedarf an Transportkapazität via Luft besteht.

Vordergründig wird dem damaligen Management Unfähigkeit als Grund für die Pleite unterstellt. Das war es mit Sicherheit nicht, da es mittlerweile wieder ein Nachfolgeunternehmen gibt, das im kleineren Rahmen an der CargoLifter-Idee weiterarbeitet. Viel naheliegender ist die Möglichkeit einer absichtlichen Zerstörung dieses hoffnungsfrohen Unternehmens aus dem ganz einfachen Grund, diese Technologie danach für die eigenen Zwecke zu verwenden. Oder ist es nur Zufall, dass einige Jahre später die USA auf der Grundlage genau dieser Technik Schwerlastfluggeräte entwickelt haben, die sich bestens für unwirtliche Gegenden, wie etwa Afghanistan eignen?

Bezugsquellen strenger prüfen

Die Prüfung des Stahls vor dessen Verwendung ist eine Selbstverständlichkeit, die für deutsche und europäische Hersteller täglich Brot ist und streng überwacht wird. Stähle dubioser Herkunft können hingegen so manch negative Überraschung bezüglich ihrer Eigenschaften bieten.

Raubzüge in Friedenszeiten

Auch an diesem Beispiel zeigt sich, wie wichtig es ist, seine Pläne geheim zu halten, wenn diese auch für andere Länder von Interesse sind. Hinzu kommt, dass Deutschland nach wie vor keinen Friedenvertrag hat, und laut Schäuble seit 1945 zu keinem Zeitpunkt souverän war. Dies bedeutet nichts anderes, als dass wichtige technische Errungenschaften den Weg über die Grenze antreten, wenn eines der Siegermächte sich dieser Technik bedienen will. Es ist für die Geheimdienste ein Leichtes, ein Unternehmen pleitegehen zu lassen, um billig an die Konkursmasse zu kommen. Nordafrika zeigt, dass diese Rezeptur auch bei ganzen Staaten funktioniert.

Zur Lachnummer wird jedes Bemühen um firmeninterne Geheimnisse, wenn diese zwecks ›mehr Datensicherheit‹ in die Cloud ausgelagert werden. Niemand sollte so blauäugig sein und eine echte Datensicherheit in der Cloud vermuten. Vielmehr ist es für wache Hacker beziehungsweise Geheimdienste ein Leichtes, auf die Daten zuzugreifen und so noch rascher die neuesten Produkte nachzubauen oder die erbeuteten Pläne höchstbietend anzupreisen. Dieser Zustand wird auch von der Politik nicht ernsthaft abgestellt, schließlich soll dem eigenen Geheimdienst die Arbeit auf anderen Feldern nicht unnötig erschwert werden.

Daher kann es nur eine Empfehlung für das eigene Unternehmen geben. Im eigenen Einkauf: Kontrolle, Kontrolle und noch einmal Kontrolle, um sich keine Plagiate einzufangen. Selbst wer einem nach DIN ISO EN 9001 zertifizierten Zulieferer für seine Zukaufteile vertraut, hat noch lange keine Gewähr für einwandfreie Ware, wie die bereits geschilderten Fälle zeigen. Diese Norm ersetzt keine Qualifikation und kann schlicht ›gekauft‹ werden, auch wenn das gerne bestritten wird. Für die EDV gilt: Daten im Haus behalten und die Cloud maximal für den Terminkalender nutzen. Die Euphorie der Globalisierung ist mittlerweile der Ernüchterung gewichen. Wer nicht ausgelacht und ausgenommen werden will, hat nur eine Chance: Schwimmen gegen den Strom, denn sicher werden diejenigen, die Smartphone, Cloud & Co. eine Absage erteilen, dereinst als weitsichtige Unternehmenslenker gewürdigt.

Herzlichst
W. Fottner
Chefredakteur ›Welt der Fertigung‹

Phantasie ist gefragt

Wer nicht die Phantasie hat, solche Karosserien zu schneidern, sollte seine Zeit sinnvoller als mit Abkupfern verbringen. Kunden wählen schließlich in der Regel das Original und geben sich nicht mit einer billigen Kopie zufrieden.

 

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