Der Holocaust hatte viele Väter
Ein monströses Verbrechen näher beleuchtet
Monströse Verbrechen, wie etwa Massenmorde an ganzen Volksgruppen, haben in der Regel viele Väter. In Ihrem Buch ›Amerika und der Holocaust‹ weist Eva Schweitzer nach, dass auch Demokratien schwere Schuld auf sich laden können.
Henry Ford ist vielen Menschen als genialer Autobauer bekannt. Nur wenige wissen, dass der Autokönig eine tiefe Abneigung gegen Juden hatte. Er verdächtigte sie unter anderem, die Wall Street zu dominieren und hatte sogar ein Buch unter dem Titel ›The International Jew‹ veröffentlicht, das den Einfluss der Juden zum Thema hatte. Dieses Buch erschien in Deutschland unter dem Titel ›Der ewige Jude‹, das auch von Hitler gelesen wurde. Viele Inhalte des Buches flossen später in dessen eigenes Werk ›Mein Kampf‹ ein. Heute würde man sagen, dass Hitlers Werk ein Plagiat war.
Ford war ein glühender Antisemit und unterstützte die Nationalsozialisten bereits in den 1920er Jahren großzügig mit Geld. 1931 sagte Hitler der US-Zeitung Detroit News: »Ich betrachte Henry Ford als meine Inspiration.« Eine Folge dieser Hinwendung: Hitler wurde von Ford inspiriert, den Volkswagen und die Autobahnen bauen zu lassen. Im Buch von Eva Schweitzer werden bereits auf den ersten Seiten unheimlich viele interessante Aspekte beleuchtet, die man so wohl noch nie gehört hatte und die erste Zweifel aufkeimen lassen, dass die Nazis ihren Rassenwahn selbst entworfen hatten.
Hier ist auch zu lesen, dass jüdische Organisationen in den USA nach der Machtergreifung Hitlers beschlossen, einen wirtschaftlichen Boykott gegen das Dritte Reich durchzuführen, nachdem bereits viel über den Judenhass der Nazis in vielen jüdischen Zeitschriften berichtet wurde. Als Erstes sollte Macy´s, das größte Kaufhaus von New York, überzeugt werden, keine deutschen Waren mehr einzukaufen. Interessant auch der Hinweis im Buch, dass Palästina den Boykott nicht befolgte. Vielmehr wurde mit dem Dritten Reich die ›Haavarah‹ geschlossen: Jaffa-Orangen im Wert von zehn Millionen Reichsmark wurden gegen deutsche Industriegüter getauscht, zudem konnten 50.000 Juden im Tausch gegen englische Pfund nach Palästina auswandern.
Das Buch räumt mit der These auf, dass die USA stets ein Hort vernünftiger, friedliebender Menschen waren, die den Juden wohlgesonnen gegenüberstanden. Verwundert reibt sich der Leser die Augen, zu erfahren, dass mehr als die Hälfte der Amerikaner glaubten, dass die Juden zumindest teilweise selbst schuld daran haben, wie sie von Hitler behandelt würden. 58 Prozent meinten, dass deren Rechte in den USA eher noch eingeschränkt werden sollten. 1938 glaubten 36 Prozent der Amerikaner, dass Juden zu viel Macht in den USA hätten. 1945 glaubten dies sogar 58 Prozent.
Das gesamte US-Militär hatte eine lange antisemitische Tradition. Am Army War College in Washington lehrten Eugeniker wie Charles Davenport, der propagierte, nur »nordische, hoch gewachsene Männer und möglichst wenig Juden« in die Armee aufzunehmen. An dieser Stelle wird deutlich, dass Hitler sein Weltbild und seine Ziele nicht ausschließlich selbst ersonnen hat, sondern zu großen teilen anderswo abkupferte.
Der oberste Antisemit in der US-Armee war General George Van Horn Mosley, der einer der Armeeführer im Krieg gegen Deutschland war. Dieser sagte auf Vorträgen, dass der Krieg »propagiert werde, um jüdische Hegemonie in der ganzen Welt zu etablieren.« Hier liegt womöglich die Antwort auf die Frage, warum John McCloy, der zivile Oberkommandierende der U.S. Army, für die Rettung jüdischer Gefangener in Auschwitz nichts tat. Von der Washington Post im Jahre 1983 dazu befragt, sagte er, dass er ohnehin nicht dafür zuständig gewesen sei und auch Präsident Roosevelt sich nicht für die Juden interessierte, sonst hätte er auf einen Knopf gedrückt, diese zu retten.
Interessant auch, dass mitten im 2. Weltkrieg, im Jahre 1944, 24 Prozent der US-Bürger meinten, dass die Juden die größte Gefahr für die USA seien. Lediglich sechs Prozent glaubten, dass die Deutschen eine große Gefahr wären. War man bisher der Meinung, dass es nur unter den Nazis Programme zur Sterilisation von Menschen gab, um deren Vermehrung zu verhindern, so muss man entsetzt zur Kenntnis nehmen, dass dies auch von den Amerikanern praktiziert wurde. Dem Treiben sind vor allem Indianerinnen zum Opfer gefallen.
Die Einstellung der Amerikaner zu den Juden erklärt, warum so viele Juden dem Wüten der Faschisten in Europa zum Opfer gefallen sind: Es wurde alles getan, diese Flüchtlinge an der Grenze abzuweisen beziehungsweise ihnen die Einreisepapiere zu verweigern. Während Schiffe mit kriegsgefangenen Soldaten in Richtung USA fuhren, um diese dort als Erntehelfer oder in Fabriken zu beschäftigen, hob sich der Schlagbaum für Juden nur in seltenen Fällen. Während für Juden kein Platz im Land war, wurden Hunderte von Nazi-Wissenschaftlern in der „Operation Paperclip„ in die USA geschmuggelt. Berichten zufolge sollen heute in der berüchtigten „Area 51„ ein neuartiger Flugzeugantrieb getestet werden, dessen Prototyp einst in Peenemünde entwickelt wurde.
Das Buch beleuchtet auch die Hintergründe, die zum Ausbruch des 2. Weltkriegs führten, die an noch heute zu beobachtende Handlungsweisen im Fall anderer Staaten erinnert: Deutschland wurde mithilfe der US-Industrie massiv aufgerüstet und mit Investmentkapital ausgestattet! Ohne die Wall Street wäre Hitler der Aufstieg nicht gelungen.
Deutsche Soldaten tranken Coca-Cola, deutsche Generäle telegrafierten mit ITT-Technik, der Aluminium-Riese Alcoa produzierte Leichtmetall für die Bomber der Wehrmacht und der Treibstoff dazu kam von Texaco. IBM produzierte Lochkarten und dazu passende Maschinen, die von den Nazis genutzt wurden, um die Insassen der KZs zu verwalten. General Motors baute mittels der Tochterfirma Opel LKWs für die Wehrmacht sowie Motoren für die Ju88, einem der effektivsten Kampfflugzeuge des Dritten Reichs. Von GM kam auch Bleitetraethyl, das das Klopfen von Benzinmotoren verhindert. Pratt & Whitney hatte militärische Düsenmotoren ins Reich exportiert und Militärtechnologie für die Bayerischen Motoren Werke lizenziert. Ford fertigte während des Krieges rund 90.000 Militärfahrzeuge (LKWs, Offiziersautos und Truppentransporter) für die Wehrmacht und hat 1943 mit dem Deutschen Reich sogar einen Vertrag geschlossen, den Turbinenmotor für die Rakete ›V2‹ zu bauen. Da passt ins Bild, dass schon 1939 Texaco-Schiffe die britische Blockade durchbrachen, um deutsche U-Boote zu betanken. Rohöl gelangte mit US-Firmen-Hilfe noch bis Anfang 1944 über Spanien nach Deutschland.
Wer bisher meinte, dass beispielsweise die für den Feldzug gegen Polen oder dem Einmarsch in das Sudetenland beziehungsweise in die Tschechoslowakei genutzten Waffen und Fahrzeuge rein aus deutschen Fabriken kamen, muss zur Kenntnis nehmen, dass hier auch Gewehre und Munition von Remington Arms, amerikanische Revolver und Thompson-Maschinenpistolen zum Einsatz kamen, die teilweise von US-Unternehmen und deren Handlager nach Deutschland geschmuggelt wurden. Nicht zuletzt die Fahrzeuge von GM und Ford kamen hier zum Einsatz, die teilweise auch von Zwangsarbeitern gebaut wurden.
Staunenswert auch die im Buch veröffentlichte Information, dass GM und Ford ihre Fabriken nach Kriegsausbruch voll auf Militärtechnik umstellten. So wurden beispielsweise in Rüsselsheim von 1939 bis 1945 die Hälfte aller Rumpfteile für die JU 88 gefertigt sowie ein Zehntel aller Düsentriebwerke für die ME 262. Hingegen verzögerte GM absichtlich die Produktion von kriegswichtigem Gerät in seinen US-Fabriken. Der US-Anwalt Bradford Snell wird im Buch diesbezüglich wie folgt zitiert: »Sie wollten ein vereintes Europa unter den Faschisten, weil das besser für ihre Geschäftspolitik war.« Eine höchst staunenswerte Aussage, die Parallelen zu heutigen politischen Geschehnissen in Europa nahelegt.
Doch zurück zum Buch: Nicht zuletzt die Technik von ITT war für die Nazis wichtig. Das Unternehmen verkaufte Kommunikationsanlagen für U-Boote, elektronische Bestandteile von Raketen – die auch auf London fielen – sowie Hochfrequenzradios und Feldtelefone. Nicht zu vergessen die monatlich 30.000 Sicherungen für Handgranaten, mit denen britische und amerikanische Soldaten getötet wurden.
Das US-Unternehmen ›Harriman Fifteen Corp.‹ besaß zusammen mit dem deutschen Stahlunternehmer Flick in Polen drei Hüttenwerke, die ab 1940 als Außenlager von Auschwitz geführt wurden. Hier mussten Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen Flugabwehrkanonen, Panzerfahrzeuge und Panzerabwehrkanonen herstellen.
Da Hitler für US-Unternehmen ein großartiger „Aktivposten„ war, wurde von diesen Kreisen alles getan, damit dieser weiterhin das Oberkommando über die deutschen bewaffneten Truppen behält. Sogar US-Präsident Franklin D. Roosevelt entschied, dem deutschen Widerstand nicht zu helfen, obwohl die Alliierten bereits seit 1941 über den Holocaust Bescheid wussten.
Im Buch wird auch das derzeit herrschende Bild über die damaligen Bewohner Deutschlands erschüttert. Wird heute erzählt, dass die Menschen fanatische Kriegsbefürworter und Judenhasser gewesen sind, erfährt man im Buch, dass beispielsweise die Berliner Bevölkerung zunehmend Sympathie mit den Juden hatte, je mehr das Ausmaß über deren Schicksal bekannt wurde. Wer damals freundlich gegenüber Menschen war, die den gelben Stern trugen, wurde von den Nazi-Anhängern zumindest getadelt.
Dazu passt, dass im Buch auch die Rolle der mit Deutschland befreundeten Staaten beleuchtet wird. Es ist zu lesen, dass nicht nur deutsche SS-Angehörige, sondern beispielsweise auch litauische und lettische SS-Faschisten Zehntausende von Juden massakrierten, nachdem die Rote Armee aus den baltischen Ländern vertrieben wurde. In Ungarn hatte die „Eiserne Garde„ die Juden von Bukarest abgeschlachtet.
Albert Speer erzählte nach dem Krieg im Jahre 1977 einem US-Anwalt, dass die Nazis niemals in Polen einmarschiert wären, wenn sie nicht die Technologie für synthetische Benzin von General Motors erhalten hätten. Kein Wunder, dass nach dem Sieg Deutschlands über Frankreich auch die führenden Köpfe der Deutschland aufrüstenden US-Industrie in Berlin zu Tisch saßen, um den Triumph zu feiern.
US-Anwälte versuchten, Ende der 1940er Jahre die Rolle der amerikanischen Aufsichtsräte in der deutschen Stahl-, Kohle-, Auto- und Chemieindustrie zu beleuchten, was jedoch von hoher Warte verhindert wurde. So wurden nur deutsche Industrielle vom Nürnberger Krieggericht verurteilt, nicht jedoch die amerikanischen Mitwisser.
Nach dem Krieg wurden die US-Konzerne, die mit den Nazis kollaboriert hatten, nicht etwa bestraft, sondern sogar noch für die an ihren Fabriken angerichteten Schäden entschädigt. ITT erhielt 27 Millionen Dollar, GM bekam 33 Millionen Dollar, Ford hingegen immerhin noch 785.321 Dollar.
Ein absoluter Skandal ist, dass dieses Geld von Holocaust-Opfern gekommen ist! Diese hatten versucht, in die USA zu flüchten, wurden jedoch an der amerikanischen Grenze abgewiesen. Hier handelt es sich nicht um Gelder, die Nazis den Opfern abgenommen hatten. Vielmehr hatten die bedauernswerten Menschen ein Konto in den USA eröffnet und dorthin ihr Vermögen überwiesen, das von der US-Regierung beschlagnahmt wurde. Eine Tatsache, die heute vielfach völlig unbekannt ist und sprachlos macht.
Die Zahl der Juden, die in den KZs überlebt hatten, lag zwischen 20.000 bis 200.000. Die Schätzungen der Wissenschaftler gehen hier stark auseinander. Hinzu kamen Millionen Nichtjuden. Diese Menschen wurden zunächst zum größten Teil dort belassen, da diese kein Zuhause mehr hatten. Fortan hießen die KZs in der US-Zone „Displaced Persons Camps„. Diese wurden immer voller, da Polen und Tschechen begonnen hatte, heimkehrende Juden auf offener Straße zu erschlagen! Auch diese Information ist viel zu wenig bekannt, um das Leid dieser Religionsgruppe korrekt einordnen zu können.
Völlig unverständlich, dass den ehemaligen KZ-Häftlingen und Zwangsarbeitern nicht umfassend geholfen wurde. Vielmehr ist im Buch zu lesen, dass diese »unter bedrängten, unhygienischen und düsteren Bedingungen und in erzwungener Untätigkeit leben«. Die amerikanischen Soldaten sahen in Juden »schmutzige, dreckige, undisziplinierte, lästige Plünderer«, die sich auf Kosten der U.S. Army ein arbeitsfreies Leben verschaffen wollen.
Die sich selbst überlassenen Menschen mussten, um zu überleben, plündern. Schade, dass im Buch nicht vermerkt ist, wie es um die medizinische Versorgung dieser Menschen stand. Ist es undenkbar, dass hier Epidemien ausbrachen, denen viele Insassen zum Opfer gefallen sind?
Plünderungen gingen jedoch nicht nur von verwahrlosten Menschen aus, sondern auch von den Soldaten der Alliierten. Diese Plünderungen in Deutschland und Europa sind in einer unglaublichen Art und Weise vonstattengegangen. Was Nazis den Juden wegnahmen, rissen sich später Generäle und Soldaten der Alliierten unter den Nagel. Sogar US-Präsident Roosevelt hatte die Truppe 1944 ermuntert, "Trophäen" zu finden. Ein sehr großer Anteil des Raubgutes hatte Holocaust-Opfern gehört, deren Eheringe und Goldzähne zu Goldbarren eingeschmolzen wurden. In das Foreign Exchange Despository wurde Gold bis 1950 lastwagenweise eingeliefert.
Rund 10,7 Millionen Kunstwerke wurden beschlagnahmt, die mit rund fünf Milliarden Dollar bewertet wurden. Die Privatbüchereien von Adolf Hitler und Eva Braun sind ebenso geraubt worden, wie Goldbarren von Juden und Gelder auf so genannten nachrichtenlosen Konten, die zum größten Teil wohl ebenfalls Juden gehörten. Der heutige Wert des jüdischen Vermögens wird von Sachverständigen mit rund 85 Milliarden Dollar angegeben.
Mit dem Blutgeld, das die Rockefellers beim Handel mit den Nazis verdient hatten, wurde auch das World Trade Center in New York errichtet. Es ranken sich viele Geschichten um die beiden Zwillingstürme, deren Zusammensturz Rätsel aufgibt. Wenn man dazu noch weiß, dass sich Juden seit geraumer Zeit bemühen, geraubtes Gut wieder zurückzubekommen, sieht man einiges in neuem Licht, denn die Informationen, die über die Raubkunst gesammelt wurden, befanden sich exakt in einem dieser Gebäude und wurden ein Raub der Flammen.
Das Buch ›Amerika und der Holocaust‹ ist ein ungemein wertvolles Sachbuch zur jüngeren Geschichte. Es sollte zur Pflichtlektüre in den Schulen Europas werden, um zu zeigen, dass der Wahnsinn jederzeit eine Nation oder eine Volksgruppe heimsuchen kann, wenn sich damit bestimmte Kreise maximalen Profit versprechen.
Wie die aktuellen Vorkommnisse in Europa, im Nahen Osten, in Afrika und in Südamerika zeigen, ist dies derzeit wohl wieder der Fall.
Mehr Informationen:
Titel: Amerika und der Holocaust | |
Autor: Eva Schweitzer | |
Verlag: Droemer Knaur | |
ISBN: 3-426-77784-3 | |
Jahr: 2004 | |
Preis: 12,90 Euro | |
www.droemer-knaur.de |
War dieser Artikel für Sie hilfreich?
Bitte bewerten Sie diese Seite durch Klick auf die Symbole.
Zugriffe heute: 1 - gesamt: 4233.