Polen als Weltkriegs-Mitzündler
Der Wahrheit ins Gesicht geblickt
Der russische Präsident Wladimir Putin hat im Dezember 2019 der damaligen Regierung Polens eine Mitverantwortung am 2. Weltkrieg vorgeworfen. Dass dieser Vorwurf nicht an den Haaren herbeigezogen ist, kann im Buch ›Die Geschichte der Oder-Neiße-Linie‹ von Michael A. Hartenstein nachgelesen werden.
Was gäbe es wohl für einen Aufschrei in Europa, Afrika und Asien, würde heute Italien diejenigen Gebiete einfordern, die einst das Römische Reich bildeten? Dass ein solches Ansinnen nicht utopisch ist, kann aktuell an den Aktivitäten des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan beobachtet werden, dessen Handeln auf der Wiederherstellung des Osmanischen Reichs ausgerichtet ist.
Sein Vorbild ist wohl auch Polen. Die damaligen polnischen Politiker konnten nach dem Ende des 2. Weltkriegs eine völkerrechtswidrige Grenzkorrektur zulasten Deutschlands durchsetzen, die mit der Vertreibung und Ermordung von Millionen Menschen einherging. Ihre Begründung war, dass die deutschen Ostgebiete einst von den Piasten – einer Herrscherdynastie in Polen – regiert wurden.
Ausgeblendet wird, dass durch Heirat mit deutschen Prinzessinnen die schlesischen Piasten jedoch allmählich zu einem deutschen Adelsgeschlecht wurden und 1370 mit Kasimir III in der königlichen Linie ausstarben. Während die mittelalterliche polnische Piastenzeit idealisiert wurde, ist die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters kriminalisiert worden.
Wie im Buch ›Die Geschichte der Oder-Neiße-Linie‹ von Michael A. Hartenstein anhand zahlreicher Fakten nachzulesen ist, trägt ein fanatischer polnischer Nationalismus eine gewaltige Mitschuld am Ausbruch des 2. Weltkriegs, hat man doch bereits lange vor dem Ersten Weltkrieg extreme polnische Territorialvorstellungen verfolgt, nach der im Laufe der Jahrhunderte erfolgten schrittweisen Auflösung Polens wieder ein möglichst großes Polen zu errichten, ohne dabei irgendwelche Rücksichten auf andere zu nehmen.
Im Buch ist zudem zu lesen, dass die katholische Kirche in Polen den polnischen Nationalismus uneingeschränkt stützte, somit die Chance verspielte, kommendes, millionenfaches Leid zu verhindern. Polnische Politiker, Historiker, Schriftsteller und Leitartikler waren vom „Westgedanken“ gefesselt. Sie hatten von einer „Rückkehr urpolnischer Gebiete zum Mutterland“ sowie von einer polnischen Westgrenze an Oder und Lausitzer Neiße geträumt – lange vor Hitler!
In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurden vom polnischen Generalstab sogar Kriegs- beziehungsweise Präventivkriegspläne gegen Deutschland erarbeitet, dieses Ziel zu erreichen. 1919/1920 forderte der polnische „Westmarkenverband“ eine radikale „Entgermanisierung“ sowie eine weitere Ausdehnung Polens in Richtung Ostpreußen und Oberschlesien. Der polnische Generalstabsoffizier Henryk Baginski forderte in den 1920er Jahren öffentlich die Eroberung Ostpreußens, die Auslöschung Preußens, sowie die Verlegung der deutschen Hauptstadt nach Frankfurt am Main. Im April 1926 wurde die Oder als die „natürliche Grenze Polens“ im Westen bezeichnet. 1932 forderte der polnische Oberst Józef Beck den sofortigen Angriff auf Deutschland zur „Befreiung der polnischen Territorien“.
Die langfristige Hoffnung Polens beruhte daher auf einem Krieg, der Polen von Deutschland aufgezwungen werden würde und der dann primär um die Zugehörigkeit der noch bei Deutschland befindlichen „Westgebiete“ geführt werden müsse.
Angesichts dieser Pläne ist es kein Wunder, dass Hitler mit seinen moderaten Revisionsvorschlägen hinsichtlich des Versailler Vertrags keinen Erfolg hatte. Polen verstärkte in dieser Zeit die Repressionen gegenüber den Deutschen, die noch in den nach dem 1. Weltkrieg annektierten deutschen Ostgebieten lebten, bis hin zu Todesfällen. Im August 1939 befanden sich daher nicht weniger als 70.000 deutsche Flüchtlinge aus Polen in deutschen Auffanglagern. Angesichts dieser Ungeheuerlichkeiten kann der Leser nur dem russischen Präsidenten Wladimir Putin beipflichten, der Polen eine Mitschuld am Ausbruch des 2. Weltkriegs gibt.
Die Fakten im Buch wiederlegen die Behauptung, dass die Vertreibung der Deutschen sowie die Annektierung der deutschen Ostgebiete nach Ende des 2. Weltkriegs eine Reaktion auf die vorangegangenen Aggressionen Hitler-Deutschlands war. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch, dass die polnische Exilregierung sich in aller Schärfe gegen Pläne des tschechoslowakischen Exilpräsidenten Edvard Benes wandte, der nach dem Krieg ursprünglich auf das Egerland und einige weitere Grenzstreifen zugunsten Deutschlands verzichten wollte. Benes wiederum vertrat 1941 die Meinung, dass die polnischen Annexionspläne… dem gesunden Menschenverstand widersprächen.
Unfassbar ist, dass – wie im Buch zu lesen – damals Kriegsberichte über die Vertreibung der Deutschen von den USA zensiert oder unterdrückt wurden. Ebenso überraschend ist, dass nach dem Krieg sich sogar die Republik Südafrika für eine Revision der neuen deutsch-polnischen Grenze zugunsten Deutschlands einsetzte. Die Gier Polens war jedoch noch lange nicht gestillt. 1947 besetzten polnische Truppen ein Gebiet bei Schwedt von rund 50 km Länge und 10 km Breite. Eine Annexion wurde jedoch von der Sowjetunion verhindert.
Das Buch ›Die Geschichte der Oder-Neiße-Linie‹ von Michael A. Hartenstein ist ein wichtiges Werk zum Verständnis hinsichtlich des Beginns einer ungeheuerlichen Tragödie. Hier werden klar diejenigen Ursachen und Personen benannt, die den Waffengang herbeizündelten.
Nicht unerwähnt soll bleiben, dass Hitler Polen während des Waffengangs einen Frieden mit Rückzug auf die bestehenden Grenzen sowie monetären Ausgleich aller Kriegsschäden anbot. Die Ausweitung zu einem Weltkrieg wäre daher leicht zu verhindern gewesen. Warum dies ausgeschlagen wurde, ist nach Lektüre des Buches von Michael A. Hartenstein offensichtlich. Das Buch bietet die Chance, die Handlungsmuster von Größenwahnsinnigen zu erkennen, die auch heute wieder versuchen, Geschichte zu revidieren.
Mehr Informationen:
Titel: Die Geschichte der Oder-Neiße-Linie | |
Autor: Michael A. Hartenstein | |
Verlag: Kopp | |
ISBN: 978-3-86445-605-3 | |
Jahr: 2018 | |
Preis: 24,90 Euro | |
www.kopp-verlag.de |
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