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Eine Anleitung zum Geschichtenerzählen

Die andere Art, Interesse zu wecken

Sollen Produkte verkauft, spannende Filme gedreht oder fesselnde Bücher geschrieben werden, so müssen die dahinterstehenden Macher eine ganze Reihe wichtiger Fakten beachten, soll das Vorhaben gelingen. Werner T. Fuchs hat diese in seinem Buch ›Crashkurs Storytelling‹ zusammengetragen.


Gute Geschichten haben zu allen Zeiten offene Ohren gefunden. Ob am Lagerfeuer, am Stammtisch oder am Verkaufsstand – wer es verstand, rund um ein Produkt oder ein Erlebnis eine spannende Geschichte zu weben, der ist in der Lage, Mucksmäuschenstille zu erzeugen beziehungsweise hastig vorbeieilende Passanten zum Stop zu bewegen. Viele Augen und Ohren richten sich auf den Sprecher, der Spannendes von sich gibt. Am Ende gibt es Beifall, zustimmendes Nicken oder wird ein Kauf getätigt.

In der Regel wird niemand als begnadeter Redner, Autor oder Drehbuchschreiber geboren. Die Fähigkeit des Geschichtenerzählens hat vielmehr mit dem Beobachten seiner Umwelt zu tun sowie mit der Bereitschaft, sich Schritt für Schritt in dieser Kunst zu steigern. Welche Übungen dazu nötig sind, hat Werner T. Fuchs hat in seinem Buch ›Crashkurs Storytelling‹ niedergeschrieben. Der Autor weist darauf hin, dass Lernen im Schlaf ein Wunschtraum ist, es daher gilt, die Komfortzone zu verlassen, um mit intensivem Üben Stück für Stück zum routinierten Storyteller zu werden.

Wer ein Spitzenkoch werden möchte, muss die Gerichte bekannter Meister nachkochen. Wer ein großer Storyteller werden möchte, muss sich in Abwandlung dieser Erkenntnis die Kunst des Beobachtens aneignen, da gute Geschichten im Alltäglichen zu finden sind. Eine der Übungen die der Autor vorschlägt lautet daher, schriftlich möglichst viele Geschichten zu sammeln, die belustigen, bestätigen oder überraschen. Im ganzen Buch sind derartige Übungsvorschläge eingestreut. Zudem werden Ratschläge gegeben, welche Werkzeuge man nutzen und welchen Stolpersteinen man aus dem Weg gehen sollte.

Kopieren ist das Ziel, denn dann hat man auch kapiert. Ein Vorbild sollte diesbezüglich George Lucas sein, dem Vater der Star-Wars-Episoden. Dieser hatte unumwunden zugegeben, dass er eigentlich Grimms Märchen kopiert hatte. Zum Kopieren eignet sich daher alles, was gut ist und Erfolg hat. Aufmerksamkeit erregt man nicht mit abstrusen Erfindungen, sondern mit gelungenen Neuinszenierungen, was gerade auch auf das Storytelling zutrifft. Es geht darum, gewohnte Muster und Regeln neu zu interpretieren, wegzulassen und auf andere Art miteinander zu verbinden.

Eine wichtige Erkenntnis auf dem Weg zum Erfolg ist die Erkenntnis, dass das Gehirn komplexe Informationen automatisch in Form einer Geschichte verarbeitet. Große Informationsmengen werden demnach in Geschichten verpackt. Und hier knüpft der Autor mit einer Checkliste an, die er ›Story-Check‹ nennt. Damit lässt sich eine Geschichte übersichtlich zusammenfassen. Zudem werden erfahrene Geschichtenerzähler mit diesem Instrument davor bewahrt, durch Routine, Stress oder Unachtsamkeit wichtige Punkte zu vergessen.

In einer Übersicht stellt der Autor 22 sogenannte „Masterplots“ vor, mit deren Hilfe eine gute Geschichte reifen kann. Jeder einzelne dieser Masterplots wird vorgestellt und herausgearbeitet, was damit bezweckt werden kann. Hier finden sich beispielsweise Abenteuer, Rätsel, Liebe und Versuchung. Damit können Figuren, Unternehmen oder Objekte mit Leben gefüllt werden.

Interessant ist zum Beispiel der Masterplot ›Opfer‹. Ein Storyteller könnte beispielshalber für seine Erzählung eine Ableitung aus der Geschichte von Abraham vornehmen, der bereit war, seinen Sohn zu opfern. Mit dem Opfer-Plot lässt sich inszenieren, für welche Werte ein Unternehmen eintritt und wo die Grenzen seiner Kompromissbereitschaft sind. Wie in jeder guten Geschichte muss der Held beziehungsweise ein lebendig gemachtes Produkt vom Schicksal zum Aufbruch und zu großen Taten gezwungen werden.

Wichtig ist, beim Erstellen einer Geschichte zu jeder Zeit an das Publikum zu denken. Es sind Szenen, Erlebnisse oder Objekte einzubauen, an die es seine eigene Geschichte andocken kann. Der Autor führt als Beispiel den Film ›2001: Odyssee im Weltraum‹ vor, in dem kreisende Satelliten mit Nationalflaggen und klassische Musik von Richard Strauss vorkommen. Wäre dies nicht der Fall, gäbe es keine Andockstellen für die Zuschauer, die sich daher beim Betrachten des Films womöglich unwohl fühlen würden.

Werbetexter und Journalisten stehen immer wieder vor dem Problem, eine aussagekräftige Überschrift für einen Artikel zu finden, der beim Leser Neugierde wecken und diesen zum Lesen des Artikels verführen soll. Für diese Berufsgruppen hat Werner T. Fuchs zehn Wegweiser zusammengestellt, die auf der Suche nach der passenden Headline hilfreich sind. Zusätzlich bekommen sie den Rat, Texte möglichst einfach zu schreiben, um als Geschichtenerzähler Erfolg zu haben.

Es gilt, eine Idee zum Leben zu erwecken. Dies gelingt am besten, wenn Einzelteile nach einem bestimmten Modell geordnet werden und wenn von innen nach außen gearbeitet wird. Daher nicht einfach am PC drauflosschreiben, sondern zunächst beispielsweise Kärtchen beschriften, um die Geschichts-Meilensteine festzuhalten. Ein gutes Vorbild dazu ist J.K. Rowling, die ihre Harry-Potter-Reihe erst begann, nachdem das letzte Kapitel des letzten Buches verfasst war. Wichtig ist zudem, danach zu streben, dass Beginn und Ende der Geschichte wie eine Klammer wirken. Zudem sollte nicht versäumt werden, den Held am Ende der Geschichte in den Sonnenuntergang blicken zu lassen.

Werner T. Fuchs hat es verstanden, ein schweres Thema griffig zu vermitteln. Seine Übungen und Leitfäden erlauben es, nach und nach zu einem Könner in Sachen Geschichtenerzählen zu reifen. Voraussetzung sind allerdings Fleiß, offene Augen und Ohren sowie ein beständig mitzuführendes Notizbuch, um die Geschichts-Perlen des täglichen Lebens festhalten zu können.

 

Mehr Informationen:

Kontakt  Herstellerinfo 
Titel: Crashkurs Storytelling
Autor: Werner T. Fuchs
Verlag: Haufe-Verlag
ISBN: 978-3-648-08316-1
Jahr: 2017
Preis: 19,95 Euro
www.haufe.de
 

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