Bei Mobbing stets richtig reagieren
Guter Ratgeber im Konfliktfall
›Mobbing‹ ist eine gefährliche Erscheinung – nicht nur in der Arbeitswelt. Diesem Phänomen sind Menschenleben ebenso geschuldet wie nachlassende Produktivität von Unternehmen. Das Buch ›Mobbing‹ von Martin Wolmerath ist ein wertvoller Ratgeber, diesem Treiben zu begegnen.
Bei Mobbing handelt es sich um ein Erscheinungsbild, das stets mit dem Ausdruck von Missachtung, Nichtachtung, Missbilligung, tiefster Abneigung sowie Austragung zwischenmenschlicher Konflikte verbunden ist. Beim Mobbing wird nicht grobschlächtig gehandelt, vielmehr besteht das Handeln aus zahlreichen mehr oder weniger kleinen „Nadelstichen“.
Rund 1,57 Millionen Beschäftigte sind aktuell von Mobbing betroffen, was bedeutet, dass es in jedem zweiten Unternehmen eine Person gibt, die sich derzeit in einer Mobbing-Situation befindet. Da es keine typischen Mobber beziehungsweise Mobbing-Opfer gibt, kann dieses Phänomen jeden treffen, wenn bestimmte Konstellationen zusammentreffen. Beispielsweise kann die zunehmend hohe Arbeitsverdichtung in vielen Unternehmen dazu führen, dass „Schuldige“ gesucht werden, wenn die gesteckten Ziele nicht erreicht werden.
Anstatt gemeinsam nach Lösungen zur Überwindung des Engpasses zu suchen, treten Handlungsweisen in den Vordergrund, die oft zum Ziel haben, den vermeintlichen Bremser zum Arbeitsplatzwechsel zu bewegen. An den diesem Ziel folgenden Mobbing-Handlungen beteiligen sich nicht selten sogar Vorgesetzte, die damit offenbaren, dass sie hinsichtlich sozialer Kompetenz sowie Team- und Konfliktfähigkeit den Anforderungen nicht genügen.
Werden dem Arbeitgeber Mobbing-Fälle bekannt, so muss dieser angemessene Maßnahmen zur Unterbindung ergreifen. Dazu zählen beispielsweise Abmahnung, Umsetzung, Versetzung oder Kündigung des Täters. Arbeitgeber, die im Fall von Mobbing nicht einschreiten, können vom Mobbingbetroffenen in der gleichen Weise ermahnt und abgemahnt werden, wie dies der Arbeitgeber kann.
Mobbing-Opfer sind gut beraten, sich frühzeitig Rat zu holen, damit die sich absehenden Folgen der einsetzenden Gehässigkeiten minimiert werden. Sehr empfehlenswert ist – auch ohne ein Mobbing-Opfer zu sein – die Lektüre des Buches ›Mobbing‹ von Martin Wolmerath. In diesem Buch legt der Autor dar, woher der Begriff ›Mobbing‹ überhaupt kommt, wer Mobber sein kann und welche strafrechtlichen sowie schadensersatzrechtlichen Aspekte die Gerichte im Blick haben.
Interessant ist, dass laut des Autors Mobbing augenscheinlich hauptsächlich in Betrieben mit kleinst-, klein- und mittelgroßen Strukturen auftritt. Großbetriebe sind davon kaum betroffen. Im Buch ist zudem zu lesen, dass in rund der Hälfte aller Fälle Vorgesetzte ihre Untergebenen mobben. Die in etwa andere Hälfte würde Mobbing auf derselben hierarchischen Stufe ausmachen. Nur in seltenen Fällen ginge Mobbing von Untergebenen gegen Vorgesetzte aus.
Die Ursachen für Mobbing sind höchst individuell und reichen von Missgunst und Neid über die Unsicherheit um die eigene Position bis hin zum strategischen Personalabbau via Mobbing, um Einsparungen bei Abfindungen durchzusetzen. Leute, die derartig grobe Missstände in ihren Organisationen sehen und auf diese hinweisen, werden ebenfalls oft zum Mobbing-Opfer. Sie werden schikaniert und aus dem Betrieb gedrängt. Dies trifft auf rund 70 Prozent der Hinweisgeber (Whistleblower) zu.
Die Folgen dieser Handlungsweisen können Krankheitsbilder wie etwa Herzinfarkt und Krebs sein. Fehlzeitbedingte Kosten des Mobbings summieren sich für deutsche Betriebe auf rund 15 Milliarden Euro pro Jahr. Hinzu kommt, dass pro Jahr zwischen 12.000 und 25.000 Erwerbstätige aufgrund von Mobbing „frühverrentet“ werden, wodurch jährlich zusätzliche Kosten zwischen 1,5 und 3 Milliarden Euro entstehen. Was oft nicht bedacht wird: Mobbing kann den Tatbestand einer Körperverletzung erfüllen!
Nicht in Geld beziffern lässt sich der Verlust an sozialer Kompetenz sowie Konfliktfähigkeit, der mit Mobbing einhergeht. Der Autor weist darauf hin, dass in dem Maße, in dem sich Mobbing ausbreitet, der Gesellschaft die Fähigkeit zu einer offenen, fairen und konstruktiven Austragung von Konflikten verloren geht.
Im Buch geht der Autor vertieft anhand vieler Beispiele auf das Thema ›Mobbing‹ ein. Klar wird herausgearbeitet, was noch Kollegenscherz ist und wo Verleumdung beginnt. Anhand vieler Beispiel erhält der Leser wertvolle Hinweise für den eigenen Fall, wenn er selbst Opfer ist. So ist beispielsweise zu lesen, dass dem Täter alle vorgeworfenen Tatsachen nachgewiesen werden müssen. Die Glaubwürdigkeit des Mobbingbetroffenen entscheidet darüber, ob der Täter bestraft wird oder nicht. Der Autor empfiehlt daher, ein „Mobbing-Tagebuch“ zu führen, um auf diese Weise eine relativ vollständige Dokumentation der Geschehnisse zu erhalten.
Im Fall einer Verurteilung vor Gericht können Schadensersatzansprüche sowohl gegenüber natürlichen als auch gegenüber juristischen Personen, wie etwa einer GmbH oder einer AG, geltend gemacht werden. Sofern der Mobber ehrverletzende Äußerungen machte, ist es möglich, ihn auf Widerruf und Unterlassung in Anspruch zu nehmen.
Mobber können sich finanziell ruinieren, wenn das Mobbing-Opfer durch dessen Handeln erkrankt und dadurch auf Leistungen von der Sozialversicherung angewiesen ist. Die Sozialversicherungsträger haben die Möglichkeit eines Rückgriffs auf das Vermögen des Schädigers bis zur Höhe des zivilrechtlichen Schadensersatzanspruchs.
Das Buch ›Mobbing‹ von Martin Wolmerath ist es wert, in die eigene Büchersammlung aufgenommen zu werden. Es verhindert, spontane, vorschnelle und unüberlegte Handlungen, sondern zeigt auf, wie man als Mobbing-Betroffener auf seinen individuellen Fall reagiert.
Mehr Informationen:
Titel: Mobbing | |
Autor: Martin Wolmerath | |
ISBN: 978-3-8487-3480-1 | |
Verlag: Nomos Verlagsgesellschaft | |
Jahr: 2019 | |
Preis: 44 Euro | |
www.nomos.de |
War dieser Artikel für Sie hilfreich?
Bitte bewerten Sie diese Seite durch Klick auf die Symbole.
Zugriffe heute: 1 - gesamt: 3509.