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Ein Multitalent und sein Leben

Arnold Wagner im Rampenlicht

Mit seinem Buch ›Acrostar, Krafteier + Kugelmotoren‹ hat Arnold Wagner, ein erfolgreicher Erfinder und Unternehmer, seine höchst interessanten Lebenserinnerungen zu Papier gebracht. Ein Werk, das aufzeigt, was ein einzelner Mensch alles auf die Beine stellen kann.


Der unbedingte Wille zum Erfolg und große Freude am eigenen Tun zeichnet erfolgreiche Menschen aus. Sie hinterfragen Dinge, wollen verbessern und geben sich nicht mit dem Erreichten zufrieden. Zu dieser Spezies gehört von Kindesbeinen an ohne Zweifel Arnold Wagner, der in seinem Leben es nicht nur zum Swissair-Flugkapitän eines Boeing 747-357 Jumbojets brachte, sondern sich auch als Konstrukteur des Kunstflugzeugs ›Acrostar‹, des Hängegleiters ›Dracula‹, der Kabinenmotorräder ›K-Oemil‹, ›Ecomobil‹ und ›Monotracer‹ sowie eines revolutionären Kugelmotors einen Namen machte.

Das Genie von Arnold Wagner ist für Außenstehende erst dann richtig einordenbar, wenn sie über entsprechende Informationen seines umfangreichen Wirkens verfügen. Diese Informationen liefert Arnold Wagner in seinem Buch ›Acrostar, Krafteier + Kugelmotoren‹ höchstselbst. Auf rund 330 Seiten erfährt der Leser interessante Details aus dem Leben eines rastlosen Erfinders, dessen Gedanken immerwährend um Neuheiten kreisen. Doch werden nicht nur Erfindungen und deren Geburtswehen vorgestellt, sondern auch die Probleme, die deren Umsetzung im Weg standen sowie die Triebfedern, sich immer wieder neuen Aufgaben zuzuwenden.

Bereits auf den ersten Seiten erläutert der Autor, warum er in relativ jungen Jahren den gut dotierten Posten als Flugkapitän eines Jumbojets an den Nagel hängte: Er hat darüber nachgedacht, dass er als Flugkapitän am Ende seiner Laufbahn keine einzige schöpferische Tat oder Tätigkeit vollbracht haben wird. Zudem erkannte er, dass besonders die Linienfliegerei mit detaillierten Anforderungen an Teamarbeit kaum Kreativität zulässt, individuelle, auch vorteilhafte Abweichungen von der geforderten Norm gar mit Strafen belegt werden.

Erhellend, wie er im Buch schildert, dass er bereits als junger Mensch erkannte, dass der Glaube der eigenen Autonomie entgegensteht. Er betrachtet es als grosses persönliches Glück, bereits sehr früh immun gegen jede Art von religiösem Glauben geworden zu sein. Sein Denken konnte sich so in jeder Hinsicht frei entfalten, was eine wichtige Voraussetzung für bahnbrechende Erfindungen ist.

Die Strafen seiner Umgebung folgten auf dem Fuß. Der „Querulant“ wurde nach dem Bistnix-Hastnix-Kannstnix-Wirstnix-Prinzip angefeindet. Er erkannte, dass Pioniere, Neuerer und Erfinder die Ordnung stören und daher unerwünscht sind. Für ihn führen Dogmen der Unfehlbarkeit zur Inzucht und Verblödung.

Die Neigung Wagners, Neues zu wagen, wurde auch in der Schweizer Luftwaffe nicht verborgen. Aus seinen Erinnerungen geht hervor, dass er als Pilot einer Pilatus P3-05 damals mit seinem „Kadi“ wettete, es zu schaffen, mit der Pistole aus dem fliegenden Flugzeug heraus eine P-Scheibe zu treffen. Vier Treffer bei fünf Schüssen waren das Resultat, zudem zehn Tage scharfer Arrest sowie der Hinauswurf aus der Kampfstaffel, nachdem ein anonymer Hinweis beim Kommando der Schweizer Luftwaffe einging.

Doch das gab dem Tatendrang Wagners keinen Dämpfer. Er wendete sich dem Kunstflug zu und erkannte, dass die damals verfügbaren Flugmodelle noch lange nicht ausoptimiert waren. Mit Mitstreitern wurde kurzerhand die Acrostar GmbH gegründet, die den Acrostar baute. Dieses von Arnold Wagner geflogene Kunstflugzeug erzielte 1970 bei der Kunstflugmeisterschaft in Großbritannien die höchste Wertung aller Weltmeisterflüge. Da er alles erreicht hatte, was im Kunstflug zu gewinnen war, trat Wagner mit nur 29 Jahren danach vom Wettkampfkunstflug zurück und wendete sich neuen Aufgaben zu.

Mit dem Delta-Gleiter ›Dracula‹ entwickelte Wagner ein flattersturzsicheres Fluggerät, das wie ein Schirm in wenigen Sekunden aufgeklappt und mit einem einzigen Quickpin gesichert werden konnte. Mit dem Ecomobil, einem Kabinenmotorrad moderner Art setzte sich Wagner ein weiteres Ziel in seinem Leben. Er schuf ein Kraftfahrzeug, das ein Musterbeispiel für Ökonomie ist und seiner Zeit weit voraus war. Wie die anfängliche Hilflosigkeit der Behörden bei der beantragten Straßenzulassung zeigte, ist es für Erfinder kein Vorteil, der Zeit zu weit voraus zu sein. Wer mehr wissen möchte, findet im Buch haarsträubende Schilderungen, die wohl auch heute noch vorkommen würden, wenn ein Erfinder Neuland betritt.

Besonders interessant sind die im Buch zu lesenden Kugelmotor-Geburtswehen. Dieser Motor ist eine echte Sensation, da er völlig auf die ansonsten notwendige Kurbelwelle verzichtet. Das Funktionsprinzip wurde bereits 1963 von Frank Berry in den USA erfunden, konnte jedoch damals ohne moderne CNC-Werkzeugmaschinen nicht verwirklicht werden. Dr. h. c. Herbert Hüttlin war der erste Erfinder, der sich an diesem Motor versuchte, doch erst Arnold Wagner gelang es, diesen soweit zu verbessern, dass er am 31.12.2004 erstmals zündete.

Dazu wurde eine interessante Steuerung mittels Keramikkugeln eingesetzt, die zwei Segmenthälften derart in Bewegung versetzen, dass diese als Pendant zu den herkömmlichen Kolben von Verbrennungsmotoren dienen. Alleine der Bau eines funktionsfähigen Kugelmotors ist eine Leistung, vor der man als Leser nur den Hut ziehen kann.

Der Kugelmotor könnte sogar als Hybrid-Motor gebaut werden. Ein damit bestücktes Kabinenmotorrad käme mit 50 Liter Treibstoff rund 2.500 km weit, was einen Verbrauch von zwei Liter Benzin pro 100 Kilometer bedeuten würde.

Es stellt sich hier die Frage, warum die Automobilgiganten noch nicht bei Arnold Wagner zugegriffen haben. Schließlich müssen diese in Zukunft gewaltige Aufgaben schultern, gesetzliche Vorgaben zu erfüllen.

Fazit: Ob Erfinder, Kaufmann oder Technikinteressierter – die Lektüre der Lebenserinnerungen von Arnold Wagner sind es wert, gelesen zu werden.

Mehr Informationen:

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Titel: Acrostar, Krafteier + Kugelmotoren
Autor: Arnold Wagner
Verlag: Motorbuch-Verlag
ISBN: 978-3-613-30728-5
Jahr: 2012
Preis: 29,90 Euro
www.motorbuch-verlag.de

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