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Big Data - Nutzen und Risiken

Datensammeln kritisch betrachtet

Wer denkt, dass er bedenkenlos seine Daten via Facebook, Twitter & Co. veröffentlichen kann, da er schließlich nichts zu verbergen habe, begeht einen fatalen Fehler, wie das Buch ›Big Data‹ von Viktor Mayer-Schönberger und Kenneth Cukier auf erschreckende Weise aufzeigt. Das massenhafte Sammeln von Daten ist für jeden Einzelnen bedrohlich. Schließlich erschließt sich mit Big Data der wesentliche Wert von Informationen nicht im Zweck, für den sie gesammelt wurden, sondern in deren vielfachen Wiederverwendung.


Groß waren die Wogen, die jüngst der Skandal um die Abhörpraxis der US-Geheimdienste auslöste. Doch nicht für alle war der Skandal ein Fingerzeig. Erstaunlich gelassen reagierten viele Internetnutzer auf die Enthüllungen von Edward Snowden, der die Machenschaften der US-Geheimdienste offenlegte. Viele User wähnen sich in Sicherheit, da sie nur vermeintlich wertlose Daten, Bilder und Filme in Youtube, Facebook, Twitter und Co. in die weite Datenwelt schicken.

Wer jedoch das Buch ›Big Data‹ gelesen hat, wird künftig die Welt der Datenverarbeitung mit neuen Augen betrachten. Die Autoren haben dort Beispiele parat, die sehr nachdenklich machen. Google beispielsweise ist in der Lage, anhand der Häufigkeit von Suchbegriffen, wie etwa ›Grippemittel‹, ›Erkältung‹, ›Fiber‹, et cetera den Ausbruch einer Grippeepidemie praktisch unmittelbar festzustellen. Es kann sogar die regionale Ausbreitung prognostiziert werden, da schließlich die IP-Adresse der User und somit deren Standort bekannt sind. Während dieses Beispiel eher positiv ist, wird im Buch deutlich, was selbst unscheinbare Daten mit den richtigen Algorithmen alles möglich machen.

Es ist daher kein Wunder, dass Geheimdienste riesige Rechenzentren installieren, um an so viele Daten wie möglich zu kommen. Der naheliegende Gedanke, dass diese Datenflut doch niemals ausgewertet werden kann, ist überholt. Entscheidend sind die Algorithmen, die sich den Daten annehmen. Ähnlich, wie es Fernrohre und Mikroskope möglich machen, den Kosmos beziehungsweise den Mikrokosmos zu beobachten, ist es damit möglich, die Welt neu zu verstehen.

Alleine Google sammelt pro Tag etwa 24 Petabyte an Daten. Facebook erhält pro Stunde über zehn Millionen neue Fotos, auf Youtube werden pro Sekunde eine Stunde Videos hochgeladen. Dies sind digitale Spuren der Nutzer, die dazu dienen, deren Vorlieben zu ergründen, um passgenaue Werbung zu platzieren. Leider bleibt es dabei nicht. Die Daten können auch dazu verwendet werden, die politische Gesinnung, religiöse Neigung oder sexuelle Ausrichtung zu bestimmen. Big Data wird ohne Zweifel unsere Lebenswelt massiv verändern. Indem alle zugänglichen Daten gesammelt werden, werden nun Einzelheiten sichtbar, die vorher nicht erkennbar waren.

Datenkrake

Beispielsweise wird die Datenflut von Twitter von Hedge-Fonds genutzt, um Kursentwicklungen am Aktienmarkt vorhersagen zu können. Kreditkartenunternehmen können dank gesammelter Daten abschätzen, ob jemand, der seinen Wagen um 16 Uhr auftankt, anschließend in einen Supermarkt geht und dort für 50 Euro einkauft. Amazon wird dank des Lesegeräts ›Kindle‹ in die Lage versetzt, zu registrieren, welche Buchseiten welchen Buches von den Lesern häufig mit Anmerkungen und Unterstreichungen versehen werden.

Selbst die „intelligenten“ Stromzähler sind eine Gefahrenquelle, da es mit ihnen möglich wird, den Tageslauf der Bewohner oder ihre Gesundheit zu überwachen. Auch von den neuen Aufzeichnungsgeräten für Kraftfahrzeuge sollte Abstand genommen werden, da diese Daten in den USA bereits als „Zeuge“ vor Gericht gegen den Fahrer „aussagten“. Die Möglichkeiten von Big Data sind grenzenlos.

Es ist daher nicht übertrieben zu behaupten, dass derjenige, der mit seinen Daten leichtsinnig umgeht, rundum gläsern wird. Dank Big Data kann jeder Leichtsinnige etwa bei der Arbeitsplatzsuche ohne sein Wissen auf mögliche Krankheiten, Schulden oder Neigungen durchleuchtet werden. Big Data ist vergleichbar einem Bild. Selbst wenn die einzelnen Pinselstriche nicht unbedingt zu 100 Prozent gelungen sind, so ergibt sich mit ein wenig Betrachtungsabstand ein großartiges Werk. Ebenso müssen Daten nicht immer perfekt passen, dürfen mitunter sogar falsch sein, dank der großen Datenzahl ergibt sich das gewünschte Informationsbild für Entscheidungen.

Big Data wird schon länger in der Luftfahrt verwendet. So werden etwa Flugzeugmotoren nicht mehr vorsorglich ausgetauscht. Vielmehr werden via Sensordaten und Korrelationsanalysen spezifische Muster gesucht, die auf ein baldiges Versagen hindeuten. Auf diese Weise sind Millioneneinsparungen möglich, ohne an der Sicherheit zu sparen. Mit Big Data sind sogar ganz neue Diebstahlsicherungen für Kraftfahrzeuge denkbar, wie sie beispielsweise der Japaner Shigeomi Koshimizu entwickelt hat. Dieser hat festgestellt, dass sich Körperkonturen, Haltung und Gewichtsverteilung beim Autofahren jeweils einem bestimmten Menschen zuordnen lassen. Dies würde so weit gehen, dass künftig sogar Automodelle gebaut werden könnten, bei denen gleich der Dieb anhand seines Hinterns identifiziert werden könnte.

Big Data erlaubt es über die sozialen Netzwerke, die Stimmungslage der Menschen auf der ganzen Welt zu erfassen. Eine extrem brisante Tatsache, da es so für Geheimdienste leicht möglich wird, diese Stimmung für sich zu nutzen. Auch dies ein Aspekt für die Datensammelwut von NSA & Co.!

Wer das Buch ›Big Data‹ gelesen hat, kann nachvollziehen, warum es derzeit eine massive Kampagne für die Cloud gibt, schließlich ist dies die einfachste Art, an wertvolle Firmendaten zu gelangen. Industriespionage wird durch dieses Instrument so leicht wie nie. Nur verantwortungslose Manager setzen auf dieses Instrument und lagern ihre Daten aus Kostengründen in die Cloud aus.

Big Data ist ein gefährliches Instrument, das in den falschen Händen fatale Auswirkungen hat. Bereits heute werden in den USA Polizeistreifen aufgrund der Analyse von Datenbanken an bestimmten Straßen positioniert, da dort laut Statistik ein Verbrechen zu erwarten ist. Auf diese Weise konnten einige Städte einen signifikanten Rückgang der Verbrechensquote feiern. Doch besteht die Gefahr, dass künftig sogar Menschen vorsorglich festgenommen werden, da ein Algorithmus für diese Person ein Verbrechen vorhersagt. Ein Blick in eine frostige Zukunft, die niemals Wirklichkeit werden darf. Jeder Bürger ist daher gut beraten, sich das Buch ›Big Data‹ von Viktor Mayer-Schönberger und Kenneth Cukier zu besorgen, um zu sehen, was heute schon möglich ist, um sein Handeln dem Wandel anzupassen.

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Titel: Big Data
Autoren: Viktor Mayer-Schönberger und Kenneth Cukier
Verlag: Redline Verlag
Preis: 24,99
ISBN: 978-3-86881-506-1
www.redline-verlag.de
 

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