Der Weg zum weit besseren Geld
Warum der Euro scheitern wird
Obwohl wir in der Bundesrepublik keine Währungsreform mit ausdrücklicher Entwertung des Geldes hatten und die Bundesbank beziehungsweise die Europäische Zentralbank stets betonen, die Kaufkraft des Geldes stabil zu halten, hat sich die Kaufkraft unseres Geldes über die letzten sechs Jahrzehnte um unglaubliche 95 Prozent verringert. Thomas Mayer deckt in seinem Buch ›Die neue Ordnung des Geldes‹ Fakten auf, die gerne verdrängt werden. Er nennt Ursachen der Schieflage und mahnt einen Systemwechsel an.
Wer im Detail lesen möchte, wie Geld überhaupt entstanden ist, warum es ständig mehr wird und wie es kommen konnte, dass heute mit bunten Papierscheinen bezahlt wird, deren Wert sich lediglich auf den Glauben der Menschen an einen solchen Wert begründet, der sollte zum Buch ›Die neue Ordnung des Geldes‹ von Thomas Mayer greifen. Allerdings ist es zwingend nötig, das Buch in ruhigen Minuten mit voller Konzentration zu lesen, damit man von den äußerst detaillierten Informationen profitiert. Dieses Buch ist nichts für Schnellleser, da die dort niedergeschriebenen präzisen Informationen verstanden und sortiert werden müssen.
Hier wird beispielsweise anhand von Beispielen im Detail erläutert, was Innen- und Außengeld ist, wie Banken es schaffen, Geld zu schöpfen und warum im Gegensatz zum Lehrbuchmodell es in der Realität keine strikte Begrenzung der Schöpfung von Geld gibt. Es lohnt sich, die Fakten gewissenhaft durchzugehen, um zu verstehen, was in der Finanzwelt nicht mehr passt. Im Buch wird herausgearbeitet, wo die Risiken des Bankenapparats stecken.
So wird beispielsweise darauf verwiesen, dass hohe Ziele für die Eigenkapitalrendite bedeuten, dass die Verschuldung der Bank steigt und Eigenkapital abgebaut wird, was das Insolvenzrisiko steigert. Zur Sprache kommt auch die Vergütung der Bankmanager. Je mehr deren Einkommen an den Aktienpreis und damit an die Eigenkapitalrendite der Bank gekoppelt ist, desto riskanter sind die Aktivitäten der Bank und desto höher ist ihr Grad der Verschuldung. Während die Gier den Bankern die Taschen füllt, werden die Risiken auf die Allgemeinheit abgewälzt.
Diese Mängel im System haben bereits 1933 die Ökonomen Knights, Simons und Fisher erkannt und schlugen daher einschneidende Änderungen vor. Damit Banken künftig nicht mehr auf eigene Faust Kredit und somit Geld kreieren können, sollte das System der fraktionalen Reservehaltung verboten werden. Die Schaffung von Geld würde dann ausschließlich bei der Zentralbank liegen, die diese zusammen mit der Regierung ausüben könnte. Banken wären nur noch Mittler im Zahlungsverkehr und Vermittler zwischen Sparern und Investoren. Die unter dem Namen ›Chicago Plan‹ bekannte Idee wurde nie verwirklicht.
Die Reaktionen auf die Finanzkrise von 2008/2009 zeigen, dass das Problem der fraktionalen Reservehaltung von Politik, Wissenschaft und Publizistik nach wie vor nicht verstanden wird. Sie konzentrieren sich lediglich auf die Zähmung des Systems, da sie von der traditionellen Vorstellung von Banken als Vermittler zwischen Einlegern und Investoren ausgehen. Lediglich einige akademische Außenseiter mahnen eine Abkehr von diesem System an. Erneute Unwuchten im Finanzsystem sind daher nur eine Frage der Zeit.
Im Buch wird auch die Problematik angesprochen, mit mathematischen Formeln Zukunftstrend vorherzusagen. Die Normalverteilung von Gauss, der Mittelwert und die Standardabweichung müssen herhalten, um Bankern das Geschäft zu erleichtern. Leider sind die Messwerte für das Risiko nur scheinbar präzise. Sie würden stimmen, wenn die Vergangenheit der Zukunft entspräche, was so gut wie ausgeschlossen ist. Mittelwerte und Standardabweichungen der über eine bestimmte Zeit entstandenen Reihen für Gewinn und Verlust stehen keineswegs für alle Zeit fest. Sie sind historische Werte, aus denen sich keine Prognosen für die Zukunft ableiten lassen.
Mehr noch, gerade am Höhepunkt eines Konjunkturzykluses, wo die Wahrscheinlichkeit eines Abschwungs gegen 100 Prozent geht, kann das mathematisch signalisierte Risiko am geringsten sein. Folgt die Mehrzahl der Banken diesem Signal und verringern ihren Eigenkapitalpuffer durch weitere Kreditvergabe, setzen sie sich einem größeren Risiko im Fall des Abschwungs aus. Egal, ob Finanzmarkt oder Klima, die Zukunft ist mit Mathematik nicht exakt vorhersagbar, sondern mit Unsicherheiten behaftet.
Zu allem Überfluss fühlt sich die Politik berufen, im Finanzsystem mitzumischen, in der Hoffnung, es wieder in ruhigeres Fahrwasser zu bekommen. Für Thomas Mayer jedoch ein sinnloses Unterfangen. Er schlägt vielmehr vor, das gegenwärtige Geldsystem komplett abzuschaffen, um staatliche Kontrolle und Steuerung des Finanzsektors wieder abzuschütteln. Im Buch werden Modelle vorgestellt, was für Alternativen es gibt, um künftig das Geldwesen auf eine gesunde Grundlage zu stellen.
Das Buch wäre unvollständig, wenn es nicht auch massive Rechtsverletzungen zur Sprache bringen würde, die schlussendlich dazu führten, dass sich der Euroraum heute in einer massiven Zwangslage befindet. Zu nennen wäre der Bruch des Maastrichter Vetrags, in dem das strikte Verbot der Nothilfe (Bail-out) für in Schieflage geratene Staaten durch die EU oder andere Staaten festgeschrieben wurde. Thomas Mayer mahnt an, dass die Politisierung des Euros rückgängig gemacht und die EWU als offene Aktivgeldunion wieder herzustellen ist. Nur so kann die Spaltung Europas verhindert werden. Zudem muss für Staaten, die nicht in der Lage sind, den monetären Bedingungen der EWU zu genügen, ein Austritt möglich sein. In einer Demokratie kann kein Volk zu einer irreversiblen Zusammenarbeit mit anderen Völkern in einem bestimmten Bereich verpflichtet werden.
Das Argument, dass der Austritt eines Landes weitere Austritte zur Folge haben und die EWU durch einen Dominoeffekt zerbricht, ist für Thomas Mayer kein Grund für eine irreversible Mitgliedschaft. Er sagt, dass schwache Länder nur ebensolche Länder, nicht jedoch starke Länder anstecken können. Vertreter der Dominotheorie nehmen daher implizit an, dass kein Land wirklich fit für die Mitgliedschaft in der Währungsunion sei. Damit wäre aber die Europäische Union insgesamt ein gescheitertes Projekt. Dieser Aussage ist nichts hinzuzufügen.
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Mehr Informationen:
Titel: Die neue Ordnung des Geldes | |
Autor: Thomas Mayer | |
Verlag: FBV | |
ISBN: 978-3-89879-840-2 | |
Jahr: 2014 | |
Preis: 17,99 Euro | |
www.finanzbuchverlag.de |
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