Chancen für Wasserstoff aus Westafrika
Für eine klimaneutrale Energieversorgung
Ziel von "H2Atlas-Africa" ist es, die Potenziale im Westen und Süden des Kontinents für die nachhaltige Produktion von Wasserstoff mithilfe von erneuerbaren Energien zu ermitteln. Langfristig könnte sich so Afrika als erfolgreicher Erzeuger und Exporteur von Wasserstoff für eine klimaneutrale Energieversorgung der Zukunft etablieren.
Der "H2Atlas-Africa" entsteht vor dem Hintergrund der Nationalen Wasserstoffstrategie. So soll Wasserstoff die fossilen Brennstoffe großflächig ersetzen, als Speicher für erneuerbare Energien dienen, Mobilität ermöglichen und die verschiedenen Energiesektoren miteinander koppeln – und das alles effizient und kostengünstig.
Der jetzt in Berlin präsentierte Zwischenbericht zeigt das große Potenzial für nachhaltig produzierten Wasserstoff in den 15 Staaten der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS). So eignen sich 33 Prozent der Landfläche für Photovoltaikanlagen, bei den Onshore-Windkraftanlagen sind es sogar 76 Prozent. Die Durchschnittskosten für die Kilowattstunde Strom aus Photovoltaik werden mit 2 bis 4 Cent beziffert, bei Windkraft sind es 2 bis 15 Cent – Wasserstoff ließe sich also günstig aus erneuerbaren Energien produzieren.
"Theoretisch liegt das gesamte Potenzial der Wasserstoffproduktion in den ECOWAS-Staaten bei rund 165.000 Terrawattstunden, die sich daraus gewinnen lassen", so Dr. Solomon Agbo. Eine Terawattstunde – TWh – entspricht einer Milliarde Kilowattstunden. Der errechnete Preis für das Gros der Produktion von Wasserstoff in Westafrika liegt unter 2,50 Euro pro Kilogramm. Frühere Studien sehen die Kosten für in Deutschland produzierten Wasserstoff im Jahr 2050 bei etwa 3,80 Euro/kg.
Ein positives Szenario zeichnet der Zwischenbericht auch bei den sozio-ökonomischen Auswirkungen einer nachhaltigen Energiegewinnung vor Ort in Westafrika. Gezeigt wird eine Win-Win-Situation: Bau und Unterhaltung der Anlagen stimulieren einheimische Industrien und das Handwerk, sorgen für Arbeitsplätze und eine stabile Energieversorgung gerade auch in ländlichen Gebieten. Und: Die Menge des nachhaltig erzeugten Stroms deckt nicht nur den steigenden Bedarf in den Ländern, sie ist auch ausreichend für die Produktion „grünen“ Wasserstoffs, der exportiert wird und damit einen enormen Schub für die heimische Industrie und die Wirtschaft bedeutet.
Handlungsbedarf sieht der Bericht bei der Wasserversorgung und beim Bau einer Energie- und Transportinfrastruktur, die Produktionsorte vernetzt und den „grünen“ Wasserstoff zu den Häfen an der Küste transportiert. Klar herausgestellt wird, dass in den nördlichen Gebieten der EWACS-Staaten das Grundwasser nicht ausreicht, um die Versorgung der Bevölkerung und die Produktion von Wasserstoff sicherzustellen. Deshalb müssten für diese Gebiete Meerwasser-Entsalzungsanlagen eingeplant werden.
Bisher nicht genau kalkuliert werden konnten außerdem die Kosten für den Transport des Wasserstoffs nach Deutschland auf dem Seeweg. Sie sollen ebenso wie die Kosten für Entsalzungsanlagen in einem nächsten Schritt genau berechnet und im Laufe des Jahres vorgestellt werden - genau wie die Ergebnisse der Untersuchungen in 16 Staaten Südafrikas.
Die Ergebnisse des "H2Atlas-Africa" sollen vielseitig einsetzbar sein: als Orientierungshilfe für den Bau von Pilotanlagen ebenso wie als Roadmap für den Aufbau einer grünen Wasserstoff-Wirtschaft in Ländern südlich der Sahara, die von Politik und potenziellen Investoren genutzt wird. Wichtigste Partner auf afrikanischer Seite sind die beiden Zentren für Klimaforschung in Ghana (West African Service Centre on Climate Change and Adapted Land Use, WASCAL) und in Namibia (Southern Africa Science Centre for Climate Change and Adaptive Land Management, SASSCAL).
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